Als der Panzer vor dem Dorf stand

Die 90-jährige Katharina Zang aus Newel-Butzweiler hat in Lorich in der Nähe von Trier miterlebt, wie die US-Amerikaner einrückten.

Am Morgen des 2. März 1945 nach der täglichen heiligen Messe sah ich vom Schlafzimmerfenster auf der drei Kilometer entfernten Höhe einen amerikanischen Panzer mit Abschussrohr in Richtung unseres Dorfes stehen. Es herrschte eine unheimliche Stille. Am Nachmittag ging ich mit meiner Mutter von Haus Nr. 6 zu unseren Freunden in Haus Nr. 1. Unser Nachbar, M. Lenerz, kam atemlos herein und sagte: "Die Amis sind da!"

Auf dem sofortigen Heimweg trafen wir auf einen 24-jährigen amerikanischen Leutnant, der uns freundlich begrüßte und sagte: "Hier waren keine Nazis, in den Nachbardörfern waren viele Nazis." Er zeigte mir ein Foto von seinem "Liebherz." Der Nächste, ein Oberleutnant, nahm eine Tasse Kaffee, die meine Tante eben eingegossen hatte, roch daran und bemerkte spöttisch: "Zeppelinkaffee". So nannten wir damals den selbst gerösteten Gerstenkaffee.

Am Abend wollte er mit einer 39-jährigen Kriegerwitwe schlafen, ohne Erfolg, er war aber nicht böse. Am nächsten Morgen waren zwei amerikanische Soldaten in der hl. Messe, den Karabiner neben sich im Flur liegend. Danach standen stundenlang drei ehemalige Quartiersgäste vor unserem Haus. Sie wurden abgeführt, ohne dass wir uns von ihnen verabschieden konnten.

Am Nachmittag wurden zehn deutsche Gefreite nach Munition vor unserem Haus untersucht. Zwei Posten dirigierten mich in unser Schlafzimmer, wo ein Militär-Rucksack der Evakuierten lag. Bei der Durchsicht des Rucksacks richtete einer der Posten die Maschinenpistole auf mich. In dem Rucksack waren aber nur alte Pantoffel. Das war mein Glück. Ich war damals 20 Jahre alt. Katharina Zang

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