Gedicht: Kriegs-Erinnerungen

Hosten · Inge Bast aus Hosten (Eifelkreis Bitburg-Prüm), geboren 1942, hat das Ende des Krieges als Kind erlebt und darüber ein Gedicht geschrieben.

Sind auch des Krieges schwere Zeiten
heute längst Vergangenheit,
Erinnerungen mich begleiten
seit meiner frühen Kinderzeit.

Mitten in dem Kriegsgeschehen
erblickte ich das Licht der Welt,
war noch so klein, um' s zu verstehen,
sechs Kinder und der Vater fehlt.

Zog in den Krieg, durfte nicht klagen,
in ein fernes, fremdes Land,
er musste Leib und Leben wagen,
für dich, für mich, fürs Vaterland.

Und die Mutter voller Sorgen
blieb zurück mit uns allein,
wusste nicht, was bringt das Morgen,
wie wird es übermorgen sein.

Sie kämpfte ums Überleben,
um Kleidung und ums täglich Brot,
Menschen gab' s, deren Bestreben
war, uns zu helfen in der Not.

Entbehrungsreich die Jahr' vergingen,
bis das Schreckensende kam,
mit dem Nötigsten an Dingen
die Mutter mit uns Zuflucht nahm.

In des Kellers dunklen Mauern
hielt sie mich ganz fest im Arm,
um sie die Geschwister kauern,
Sirenen heulten Kriegsalarm.

Es schien mir, als ob Donner grollten,
was von außen drang ans Ohr,
es waren Truppen, die da rollten,
bereiteten den Angriff vor.

Es erbebten Haus und Wände,
Granaten schlugen bei uns ein,
Mutter faltete die Hände,
die Kinderhand war noch zu klein.

Da war ein Bersten und ein Krachen,
zu atmen wagte man noch kaum,
es war ein schreckliches Erwachen,
wie aus einem bösen Traum.

Der Beschuss, er nahm kein Ende,
jedesmal aufs neu entsetzt,
bis auf einmal kam die Wende,
alle waren unverletzt.

Doch das Haus, es traf die Vollen,
Dach und Wände stürzten ein,
könnte Vater, der verschollen,
endlich wieder bei uns sein.

Warten, hoffen, bange Tage,
Wochen, Monate, ein Jahr,
es kam die Nachricht, gleich die Frage,
ob es ein Lebenszeichen war?

Was vom Vater uns geblieben,
war sein Bildnis an der Wand,
von Tod und Sterben ward geschrieben,
von seinem Grab im fremden Land. Inge Bast

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