Ein Fluss und drei Diagnosen

Das länderübergreifende Verwirrspiel um den Umgang mit schadstoffbelasteten Moselfischen geht weiter. Und es ist sogar noch größer als gedacht. Denn auch die Luxemburger gehen eigene Wege. Dass sich an dem Vorschriften-Chaos etwas ändert, ist unwahrscheinlich.

Trier. Wer als Freizeitfischer rund um Schengen seinen Angelhaken in die Mosel wirft, sollte stets wissen, ob er sich gerade auf deutschem, luxemburgischem oder französischem Territorium befindet. Davon nämlich ist abhängig, ob er die gefangenen Rotaugen, Zander oder Karpfen in den Fluss zurückwerfen muss (Frankreich) oder in der Pfanne braten darf (Deutschland). Über dieses Verwirrspiel hatte der TV am Dienstag berichtet. Nur ist die Fisch-Konfusion in Wirklichkeit sogar noch größer. Denn auch die Luxemburger Moselfisch-Vorschriften unterscheiden sich von denen der zwei Nachbarländer, sind eine Art Mittelweg. Nach einer (immer noch geltenden) sechs Jahre alten Empfehlung des Gesundheitsministeriums sollten Moselfische generell nicht gegessen werden.

Drei Länder, drei Regelungen. Aber gibt's da nicht die "Internationale Kommission zum Schutze der Mosel und der Saar" (IKSMS), die die grenzübergreifende Zusammenarbeit koordinieren soll? Es gibt sie, und die Kommission hat - nach dem von Frankreich verhängten Verzehr-Verbot - sogar laut Mainzer Umweltministerium "umgehend eine Sondersitzung" einberufen. Die war Ende Juni, satte zwei Monate, nachdem der Erlass der Präfektur des Departements Moselle in Kraft getreten ist.

Das Ergebnis klingt ein bisschen nach: "Schön, dass wir drüber geredet haben." Jedenfalls verkündete das Mainzer Umweltministerium auf TV-Anfrage: "In der IKSMS-Sitzung bestand Übereinstimmung, "dass die von Frankreich genannten Belastungen bekannt sind".

Belastungen - das klingt ein wenig harmlos, schließlich geht es bei den Moselfisch-Schadstoffen unter anderem um PCB, das sind krebsauslösende chemische Chlorverbindungen. Ist die Schadstoff-Belastung im französischen Teil der Mosel möglicherweise eine andere als im ein paar Meter entfernten luxemburgischen oder deutschen Mosel-Abschnitt? Diese Frage stellt sich derzeit auch der Präsident des Landesanglerverbands, Georg Ohs. Vor allem deshalb, "weil die Franzosen normalerweise doch eher lasch sind im Umgang mit Störfällen. Wenn die eigens einen Erlass herausgeben, muss da was dran sein", meint Ohs.

Der im unweit von Konz gelegenen Schoden wohnende Angler-Präsident müsste eigentlich bestens informiert sein, schließlich sitzt er auch in der Grenzfischerei-Kommission. Und er ist Vorsitzender des Landesfischerei-Beirats und laut Mainzer Umweltministerium als solcher über das französische Verzehr-Verbot informiert worden. "Stimmt nicht", kontert Ohs, dem das Fisch-Verwirrspiel irgendwie bekannt vorkommt. "Vor sechs Jahren war's genauso: Da hatte Luxemburg andere Vorschriften als wir", sagt der Fischer-Funktionär, und schon damals habe es geheißen: Alles wird besser. Passiert ist laut Georg Ohs das Gegenteil: "2003 standen wir vor dem Abgrund. Und 2009 sind wir einen Schritt weiter." Guido Eberhardt dagegen kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Die Wasserqualität der Mosel sei gut, sagt der amtliche Trierer Fischereiaufseher. "Ich esse gerne Moselfisch. Und mir geht's prima."

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