Haudegen, Hohlkörper und Hohlköpfe

Mancher alte Haudegen des Landtags macht im Wahlkampf neue Erfahrungen. Landtagspräsident Joachim Mertes (61) erzählt zum Beispiel, ihm seien die sozialen Netzwerke als Bühne für politische Aktivitäten empfohlen worden.

Ob Facebook oder wer-kennt-wen (wkw), die meisten Abgeordneten und solche, die es werden wollen, mischen im Internet fleißig mit und sammeln Bekannte. Selbstverständlich geht damit die Hoffnung einher, am 27 März Wählerstimmen zu ergattern. Präsident Mertes kennt, erst seit Mai bei wkw dabei, dort bereits 1875 Menschen. Regionale Abgeordnete wie die Bitburgerin Monika Fink (583) oder die Trierer Sozialministerin Malu Dreyer (439) hinken da weit zurück. CDU-Mann Arnold Schmitt aus Riol präsentiert sich zwar im Bild mit Kanzlerin Angela Merkel, mehr als 393 wkw-Bekannte hat er aber bislang nicht gewinnen können.

"Was Kurt gerade macht: Kurt hat hier noch nichts geschrieben" heißt es auf der Seite des Ministerpräsidenten. Kurt Beck wüsste beim Aufzählen seiner Aktivitäten vermutlich auch nicht, wo er anfangen und wo er aufhören sollte. Immerhin sind beim Regierungschef 4000 Kontakte vermerkt. Beck liegt damit gut im Rennen, Spitzenreiter ist er aber mitnichten. Julia Klöckner, die twitternde junge CDU-Herausforderin, hat ihm hier den Rang abgelaufen. Sie verfügt gleich über zwei Seiten bei wkw mit insgesamt 6181 Bekannten.

Die Wahlkämpfer landauf, landab ringen nicht nur mit den neuen technischen Errungenschaften. Auch handfest darf es gerne sein. Die guten alten Wahlplakate gibt es immer noch, sie werden demnächst wieder an jedem Baum hängen. Kampferprobte Spezialisten wie der Landtagspräsident wissen auch diesbezüglich etwas Neues zu berichten. Die Plakate der aktuellen Machart heißen "Hohlkörper" und sollen besser gegen die Zerstörungswut unbekannter Zeitgenossen gefeit sein. Bleibt aus Sicht der Wähler nur zu hoffen, dass auf den Hohlkörpern keine Hohlköpfe verewigt werden. noj/klg

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