Kaum noch Lust auf Wettbewerb: Sind unsere Dörfer schön genug?

Trier · Kleine Dörfer sind vom Aussterben bedroht. Dieser Gefahr soll der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ entgegenwirken. Das Problem: Die Zahl der teilnehmenden Gemeinden sinkt.

 Ernzen ist eine der neun Gemeinden, die von der Jury des Kreiswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft besucht werden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Ernzen ist eine der neun Gemeinden, die von der Jury des Kreiswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft besucht werden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bereits seit 51 Jahren können rheinland-pfälzische Dörfer im Wettstreit um die schönste und lebenswerteste Gemeinde gegeneinander antreten - und beweisen, dass sie "Zukunft haben". Doch die Boom-Zeiten des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft", ehemals "Unser Dorf soll schöner werden", sind vorbei. In den vergangenen zehn Jahren sind die Teilnehmerzahlen bundesweit von 5500 auf 3300 gefallen. Auch in Rheinland-Pfalz war das Interesse schon mal größer. Derzeit beteiligen sich nach Angaben des Innenministeriums rund 500 Dörfer, vor vier Jahren waren es noch 560.

Besonders auffällig ist die geringe Teilnehmerzahl in der Region Trier. Von den insgesamt 550 Gemeinden möchten sich lediglich 17 im Wettstreit messen - zehn davon im Eifelkreis Bitburg-Prüm, keine im Vulkaneifelkreis. Im Kreis Südwestpfalz macht hingegen jedes dritte Dorf mit.

Das Innenministerium sieht den Wettbewerb aber immer noch als zeitgemäß an. Bunte Blumenkästen und schmucke Grünanlagen stehen längst nicht mehr im Mittelpunkt. Stattdessen geht es mehr um soziales Engagement und wirtschaftliche Projekte.

Genau darin sieht Ministeriumssprecher David Freichel aber einen Grund für die "leichte Schwankung nach unten". Denn es müssten Zukunftskonzepte erarbeitet werden, die mit wesentlich mehr Aufwand verbunden seien als reine Dorfverschönerungen.

Am fehlenden Geld liegt es laut Innenministerium nicht, dass die Wettbewerbseuphorie in den Dörfern sinkt. Auch kleine, finanzschwache Gemeinden wie Wolsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) hätten in letzter Zeit erfolgreich mitgemacht.

Der Trierer Wissenschaftler und Raumplaner Oliver Mühlhan ist da anderer Meinung: "Ohne Geld zu investieren, funktioniert ein solcher Wettbewerb nicht." Generell sei der Wettbewerbsgedanke aber gut. Er müsste nur etwas knackiger werden. Sein Vorschlag: die Zeit zwischen den Wettbewerben vergrößern und die Gewinner mit einem "Batzen Geld" unterstützen statt mit nur ein paar Hundert Euro.

Geht es nach dem Sozialexperten Bernd Raffelhüschen ist der Wettbewerb allerdings überflüssig. "Dörfer haben nur dann Zukunft, wenn Menschen da sind, die diese Dörfer bevölkern", sagt er und fügt hinzu: "Wir werden einiges schließen, weil die Menschen für die Dörfer gar nicht da sind."

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