Sozialverbände: Immer mehr Menschen rutschen in die Altersarmut

Trier/Daun/Wittlich · Wenn Salat, Brot oder Eier kostenlos verteilt werden, bilden sich vor den Tafeln der Region lange Schlangen. Zunehmend stehen bedürftige Senioren an. Die Hilfsvereine schlagen daher Alarm.

Der Bundesverband Deutsche Tafeln warnt vor der zunehmenden Armut älterer Menschen. Denn immer mehr Senioren nutzen das Angebot der Tafeln, die kostenlos Lebensmittel an Bedürftige abgeben. "Es ist klar, wohin der Trend geht", sagt Ilona Klein vom Sozialdienst Katholischer Frauen, der die Trierer Tafel betreibt. Denn die Zahl derjenigen, die Hilfe in Anspruch nehmen, weil ihre Rente zu klein ist, hat sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt. 2010 waren es in Trier noch 110 Ältere. Ende 2011 hatten 229 Senioren einen Schein, der sie berechtigt hat, für ihren Haushalt Lebensmittel abzuholen - Tendenz weiter steigend.

In Trier ist etwa die Hälfte der Tafelkunden im Rentenalter. In der ländlichen Eifel ist es jeder Vierte, in Wittlich jeder Fünfte - was jedoch keineswegs bedeutet, dass es den Senioren dort besser geht. Die aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung deuten sogar darauf hin, dass das Gegenteil der Fall sein dürfte. Insbesondere Frauen sind gefährdet, im Alter unter Armut zu leiden. In den ländlichen Kreisen rings um Trier steht ihnen monatlich im Schnitt nur eine sehr kleine Rente zur Verfügung: Sie liegt zwischen 325 (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und 365 Euro (Kreis Trier-Saarburg). Der Caritasverband Westeifel spricht von verdeckter Armut. Denn viele Menschen schämen sich, die Hilfe der Tafeln in Anspruch zu nehmen. Ebenso wie jene des Staates, der bedürftigen Rentnern die sogenannte Grundsicherung im Alter anbietet (Regelsatz für Alleinstehende: 374 Euro). Dennoch ist die Zahl der Leistungsberechtigten über 65 Jahre dem rheinland-pfälzischen Sozialministerium zufolge seit 2005 um rund 15 Prozent gestiegen: von 15?867 auf 18?377 (Stand 2010).

Die Risiken, die zu diesem Anstieg der Altersarmut führen, liegen laut Ministerium vor allem in unterbrochenen Erwerbsbiografien, prekären Beschäftigungsverhältnissen und Langzeitarbeitslosigkeit. Das Land fordert daher unter anderem einen gesetzlichen Mindestlohn.

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