Bei Jauch gibt’s meistens Kabinett - Erst steigt er ins Fass, dann plaudert er ganz locker über sein Privatleben

Trier · Er kann ein Millionenpublikum am Bildschirm unterhalten – aber genauso gut 30 Gäste eines Weinlokals in Trier: Günther Jauch, Moderator und Saarwinzer, hat sich am Mittwoch für ein Quiz in ein Weinfass stecken lassen.


Die Regeln sind einfach: auf Holz klopfen heißt Ja, mit einem Quietscheentchen quietschen heißt nein. 30 weinkundige Gäste, verteilt auf drei große Tische, stellen im Wechsel Ja-Nein-Fragen, so lange, bis sie wissen, welcher Winzer sich in beziehungsweise hinter einem 80 Jahre alten, halbrund aufgeschnittenen Fass verbirgt.

Klopfen und Quietschen

Die Antworten werden geklopft und gequietscht - ein großer Quizspaß. Ausgedacht hat sich das Spielchen Manuela Schewe, umtriebige Chefin des "Weinsinnig" in der Trierer Palaststraße. Jahrelang hat sie auf den Besuch gehofft, am Mittwoch hat es geklappt: Günther Jauch sitzt - gut verborgen - im Weinfass. Der Quizmaster, der 2010 das Weingut von Othegraven in Kanzem an der Saar übernommen hat, mal selbst als Gegenstand eine Ratespiels - nicht selbstverständlich, dass einer der prominentesten Deutschen so etwas mitmacht. Frau Thea und seine jüngste Tochter sind mit dabei - aber erst als das Quiz schon aufgelöst ist.

Zuvor hat Jauch es den Gästen nicht leicht gemacht. "Sind Sie von der Saar?", fragt ein Besucher das Fass - Quietschen, also Nein, Jauch wohnt ja in Potsdam. Moselwinzer? Quietschen. Ruwerwinzer? Quietschen. Pfälzer Winzer? Das Quietschen hört gar nicht mehr auf - Wein aus der Pfalz gehört offenbar nicht zu seinen Vorlieben. Ein Dutzend Fragen später, unter anderem nach dem Saar-Winzer (Klopfen), dem Quereinsteiger (Klopfen) und einem anderen beruflichen Standbein (Klopfen) ahnen viele Besucher, wer sich hinter dem Fass verbergen könnte. Zwei von drei Teams liegen beim Raten schließlich richtig. Dennoch großes Hallo, ungläubiges Staunen, Beifall, als Jauch hinter dem Fass hervorkommt. Dutzende Handys gehen zum Fotografieren in die Luft. Unrasiert, im Freizeithemd - der Promi ist privat unterwegs: "Am Sonntag war die letzte Sendung vor der Sommerpause, deshalb bin ich so entspannt", sagt er und plaudert dann eine Stunde lang über seine Familiengeschichte (siehe Extra), witzelt mit seiner Frau und gibt fachkundige Kommentare zu seinen Weinen ab. Dabei habe er bis zum 30. Lebensjahr überhaupt keinen Alkohol getrunken, erzählt Jauch. Dann in München mit Hefeweizen begonnen, mit 40 die ersten Rotweine probiert und seit ein paar Jahren überhaupt erst Weißweine.

2514 Weinstöcke seien jüngst im Gut neu angepflanzt worden, erfahren die Gäste, und dass die Umbauarbeiten dort bald beendet seien. Mit seiner Vorliebe überrascht Jauch dann: "Wenn meine Frau und ich einen Wein aus dem Keller holen, dann ist das fast immer ein Kabinett." Er schwärmt von der feinen Restsüße und der typischen Riesling-Säure, bezeichnet sie als das große Kapital der Region und lästert noch schmunzelnd über "die ganzen trocken-trocken-trocken-Schreier". Und dann stößt Jauch auch selbst mit an - nachdem der TV-Fotograf verschwunden ist. Bilder vom weintrinkenden Jauch soll es nicht geben - trotz seines leidenschaftlich betriebenen Nebenjobs.Extra: Jauchs Ahnen

In Günther Jauchs Ahnenreihe findet sich gleich zweimal Verwandtschaft in Trier. Einer der Vorbesitzer des Weinguts in Kanzem war Jauchs Ur-Urgroßonkel Franz Weißebach (gestorben am 10. November 1925). Ihm verdanken die Trierer den Palastgarten. In seinem Testament hatte der vermögende Privatier die Stadt mit Geld bedacht mit der Auflage: Es sollte für ein Krematorium verwendet werden - undenkbar im katholischen Trier. Sollte der Stadtrat aber fünf Jahre lang ein Krematorium ablehnen, dann dürfte er das Geld für den Bau eines Stadtparks verwenden. So geschah es. Jauch Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Emmerich Grach (1753 bis 1826) war stellvertretender Bürgermeister von Trier, hat in dieser Funktion Karl Marx' Geburtsurkunde unterschieben und war zudem erfolgreicher Weinhändler. Er kaufte 1805 das Weingut von Othegraven. mic
Und das sagen die Gäste

 "Der Winzer im Fass" , ein Ratespiel im "Weinsinnig" in Trier in der Palaststraße. Manuela Schewe, hier vor dem Fass, moderierte das Ratespiel. TV-Foto: Friedemann Vetter

"Der Winzer im Fass" , ein Ratespiel im "Weinsinnig" in Trier in der Palaststraße. Manuela Schewe, hier vor dem Fass, moderierte das Ratespiel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

zum Abend im Weinsinnig und dem Überraschungsgast:

Alexandra Bamberg aus Schweich: Ich bin zum ersten Mal bei Fass X - und dann gleich so ein Promi! Das ist jetzt ja nur noch schwer zu toppen. Ich werde trotzdem noch öfter kommen. Günther Jauch ist ein sehr authentischer Mensch. Schön, dass er das Hobby mit so einer Passion betreibt."

Anne Mertes aus Oberbillig - ehemalige Moselweinkönigin: "Als klar war, dass es ein Saar-Winzer ist, hab ich mir das mit Jauch schon gedacht. Ich bin mit Manuela Schewe befreundet - aber die hat vorher geschwiegen wie ein Grab. Er ist wirklich ein Promi zum Anfassen, ein sehr netter Typ."

Monika Parth aus Trier: "Wir kommen seit zwei Jahren regelmäßig zum Fass X, wir sind richtige Weinsinnig-Damen. Günther Jauch ist nett, bescheiden, richtig sympathisch."

Thomas Eiden aus Köln: "Die Reise nach Trier hat sich wirklich gelohnt. Das war ein sehr schöner Abend."

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