Demonstrationen Proteste gegen Corona-Politik: Nazi-Schild in Trier, Wasserwerfer in Luxemburg

Trier/Luxemburg · Mehr als 400 Menschen haben am Samstag in Trier friedlich gegen die Corona-Regeln demonstriert. Nach der Kundgebung steht das Plakat einer Teilnehmerin in der Kritik. In Luxemburg hat die Polizei sogar einen Wasserwerfer eingesetzt.

Trier/Luxemburg: Corona-Demos mit Nazi-Schild und Wasserwerfer
Foto: TV/Christiane Wolff

„Widerstand, Widerstand, Widerstand“, hallt es über den Viehmarkt in Trier. Ein Mann mit Deutschlandflagge, auf der „Wir sind das Volk“ steht, läuft vorbei. Ein Redner sagt: „Wahnsinn! Bundesrat beschließt Impfpflicht. Ein historisches Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Siehe Nürnberger Kodex.“ Er und seine Mit-Demonstranten denken anscheinend, dass die Einführung einer Impfpflicht gegen diese medizinethische Richtlinie verstößt, die nach dem Zweiten Weltkrieg menschenverachtende Experimente verhindern sollte. Formuliert wurde der Kodex 1947 im Urteil des Nürnberger Ärzteprozesses. Für medizinische Versuche mit Menschen ist demnach „die freiwillige Zustimmung der Versuchsperson unbedingt erforderlich“. Indirekt vergleicht der Redner dementsprechend die aktuelle Bundesregierung mit dem NS-Regime.

Nazi-Vergleich bei Corona-Demo in Trier

Bei der Demonstration am Samstag, an der laut Polizeiangaben 430 Menschen teilgenommen haben, blieb das nicht der einzige Vergleich mit dem Dritten Reich. Eine Frau am Rand des Demonstrationsgeschehens hält, so ist es auf einem Video zu sehen, das auf Facebook kursiert, ein Plakat hoch, auf dem steht: „Werden wir Ungeimpften bald vergast?“ Dass Impfgegner mit Juden, die das NS-Regime millionenfach getötet hat, verglichen werden, stößt Kritikern der Proteste übel auf. Das Plakat verharmlose den Holocaust und sei antisemitisch, argumentieren sie.

Ein Polizeisprecher erklärte am Sonntag, dass der Staatsschutz vor Ort gewesen sei. Die Sache mit dem Plakat sei aufgenommen worden und werde noch rechtlich geprüft. Der Sprecher selbst bezeichnete die Aussage auf dem Plakat als „unsäglichen Vergleich“ in einer rechtlichen Grauzone. Bisher seien aber noch keine Strafverfahren nach der Demonstration eingeleitet worden. Allerdings hat die Polizei laut einer Pressemitteilung mehrere Platzverweise erteilt und drei Ordnungswidrigkeitenanzeigen erstattet.

Corona-Demo auf dem Viehmarkt in Trier
19 Bilder

Corona-Demo auf dem Viehmarkt in Trier

19 Bilder
Foto: TV/Christiane Wolff

In Trier galten klare Regeln für die Protestierenden

Um Eskalationen und Zwischenfälle mit den etwa 100 Gegendemonstranten zu verhindern, haben die Trierer Polizei und das Ordnungsamt im Vorfeld der Demo zusammen mit den Organisatoren abgemacht, dass die Versammlungen stationär auf dem Viehmarktplatz abgehalten werden. Für Demo und Gegenprotest wurden feste Bereiche mit Gittern abgesperrt. Weil die Polizei davon ausging, dass die meisten Corona-Maßnahmen-Kritiker nicht geimpft sind, durften aus Infektionsschutzgründen etwa 100 von ihnen den abgesperrten Bereich nicht betreten. Die von der Versammlungsbehörde festgelegte Teilnehmerzahl war zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht.

„Diese Menschen versammelten sich teils dicht gedrängt im Bereich der Viehmarktstraße, so dass die Polizei wiederholt zur Einhaltung der Corona-Vorschriften, insbesondere zur Einhaltung des Mindestabstandes auffordern musste“, heißt es bei der Polizei. Gegen 12.40 Uhr wurden die Demo und der Gegenprotest beendet.

Eskalation bei Corona-Demo in Luxemburg

Schon im Vorfeld der Versammlung hatten Teilnehmer der Demonstration in Trier angekündigt, am Samstagnachmittag in Luxemburg zu protestieren. Dort verliefen die Proteste nicht so friedlich wie in Trier. Die Polizei hat auch dort – wie im Vorfeld angekündigt – einen festen Platz am Glacis-Feld für die Demonstranten freigehalten. Die Innenstadt wurde hingegen abgeriegelt, um zu verhindern, dass Weihnachtsmärkte wie am vergangenen Wochenende gestürmt werden.

Am vergangenen Samstag waren etwa 2000 Demonstranten unangekündigt durch Luxemburg gezogen. Diesen Samstag waren es rund 500. Und kleinere Gruppen versuchten laut übereinstimmenden Medienberichten mehrfach, die Polizeiabsperrung zu durchdringen. Vereinzelt zündeten die Protestierenden auch Bengalos und Feuerwerkskörper, die sie auch auf die Polizisten warfen. Das ist durch Videos nachzuvollziehen, die das Luxemburger Tageblatt und das Luxemburger Wort im Internet veröffentlicht haben. Die luxemburgische Polizei hat unter anderem einen Wasserwerfer gegen die Demonstranten eingesetzt, den sie in Belgien ausgeliehen hat. 20 Menschen wurden festgenommen.

Corona-Demo in Luxemburg: Polizei setzt Wasserwerfer ein
6 Bilder

Corona-Demo in Luxemburg: Polizei setzt Wasserwerfer ein

6 Bilder
Foto: Foto: Editpress/Alain Rischard/CopyrightEditpress/AlainRischard

Am Sonntagnachmittag haben sich gegen 14.30 Uhr erneut 250 bis 300 Demonstranten versammelt. Sie seien, wie zuvor mit den Behörden abgesprochen, vom Place d’ Europe zum Glacis-Feld gegangen, sagt ein Polizeisprecher im Gespräch mit dem TV. Zwischenfälle habe es nicht gegeben. Um 16.20 Uhr erklärte der Polizeisprecher, dass ein Großteil der Teilnehmer schon wieder abgezogen sei.  

Bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen im thüringischen Greiz ist die Lage ebenfalls eskaliert. Laut Angaben der Polizei haben einige der etwa 1000 Demonstranten Feuerwerkskörper und Flaschen auf die Beamten geworfen. 14 von Ihnen wurden verletzt. Ob auch Demonstranten verletzt wurden, hat die Polizei nicht bekanntgegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort