Theater Wenn die Europahalle zum Broadway mutiert

Trier · Der TV präsentiert: Bei „Broadway Nights“ in der Europahalle Trier ist zwischenzeitlich der ganze Saal ein Teil der Show geworden.

 Im Lauf der gut zweieinhalbstündigen Show bringen die vier Darsteller mit mitreißenden Songs Bewegung ins Publikum.

Im Lauf der gut zweieinhalbstündigen Show bringen die vier Darsteller mit mitreißenden Songs Bewegung ins Publikum.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Der Besuch einer Broadway-Vorstellung ist nach zwei Jahren Pandemie eine willkommene Abwechslung und auch heute noch für viele ein inniger Wunsch, der kaum etwas an Strahlkraft verloren hat. So entschieden sich gut 100 Besucher, diesem Bedürfnis nachzugehen. Aber in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Was ist es eigentlich, das die Menschen an Musicals so nachhaltig fasziniert? Die spektakuläre Bühnenshow? Die adrett gekleideten, talentierten Bühnendarsteller? Die ausdrucksstarken Melodien und der anspruchsvolle Gesang? Oder vielleicht doch nur der Glamour-Faktor? Am Ende ist es wahrscheinlich schlicht eine Kombination aus all diesen und noch weiteren Elementen. Fest steht: Das Faszinosum Musical zieht seine kulturellen Kreise bis in die Gegenwart, und auch in Zukunft sind dank der konstanten Nachfrage weitere Bühnen-Highlights zu erwarten.

Eine weitere mögliche Antwort auf die Frage konnte man am Freitagabend eindrucksvoll und live in der Europahalle erleben, wenn man einer der zahlreich erschienenen Teilnehmer war, die sich an diesem Tag nicht von den Unwettermeldungen abschrecken ließen. Diese bunte und von Beginn an gut gelaunte Musical-Fangemeinde hatte sich an diesem Abend wahrscheinlich nur versammelt, um ihre persönlichen Highlights der Broadway-Bühnengeschichte noch einmal neu zu erleben. Sie ahnten nichts davon, dass die vier vor Lust und Laune strotzenden Hauptdarsteller noch ganz andere Pläne mit ihnen hatten. So kam es zu Szenen, in denen ausnahmslos jeder sich genötigt fühlte, bei einer großen Tanzchoreografie mitzumachen, die beinahe einem „Flashmob“ glich.

Anfangs etwas überfordert, brachten die Akteure im Lauf der insgesamt gut zwei­einhalb­stündigen Show Bewegung in die steife Masse des Publilkums. So mutierte zwischenzeitlich der ganze Saal als Teil der Show zu einem homogenen tanzenden Gebilde. Darüber hinaus war lautstarkes Mitsingen bei zeitlosen Musikstücken wie „The Time of my Life“ aus „Dirty Dancing“ und „I will always love you“ zu ver­zeichnen.

 Im Lauf der gut zweieinhalbstündigen Show bringen die vier Darsteller mit mitreißenden Songs Bewegung ins Publikum.

Im Lauf der gut zweieinhalbstündigen Show bringen die vier Darsteller mit mitreißenden Songs Bewegung ins Publikum.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Das Ganze wird begleitet von einer beeindruckenden und effektvollen Lichtshow, Nebel­effekten und einer Menge historischem Hintergrundwissen. In den Pausen und Übergängen wird dieses eingestreut, um nicht nur zu unterhalten, sondern auch aufzuklären. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass das in Deutschland so erfolgreiche Stück „Tanz der Vampire“ der „größte Broadway-Flop der Geschichte war, weil die Amerikaner versuchten aus einer ernsten Geschichte eine Art Comedy-Nummer zu machen“. Neben gefühlvollen Duetten in abwechselnder Konstellation – zwischen Mann und Frau, Mann und Mann sowie Frau und Frau – erhält jeder der vier Hauptdarsteller auch mindestens ein Solo, passend zur individuellen Stimmlage.

Die aus zwei Akten bestehende und nur durch 20 Minuten Pause unterbrochene Bühnenshow dauert insgesamt fast drei Stunden. Sie bemüht sich durch die Kombination verschiedener Elemente, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, was unterm Strich auch meistens gelingt. Durch eine bunte Auswahl an Kostümen werden verschiedene Rollen wie die des Monarchen King George alias Christian Funk eingenommen, und die Zuschauer zum Verbeugen (Männer) und Knicksen (Frauen) animiert.

Das Finale findet schließlich sein fulminantes Ende in „A Star is born“ aus dem Musical „The greatest Showman“. Wer sich bis hierhin zurückgehalten hat, steht spätestens jetzt auf, um sich dem Beifall der breiten Masse anzuschließen. Das Team von Stephan Huber und er selbst dürften an diesem Abend überaus zufrieden mit dem Ergebnis gewesen sein.

Das besagte Dar­steller-­Team besteht nach eigenen Angaben aus den „vier stärksten Musical-Stimmen Deutschlands“. Es wird dieses Jahr verkörpert von einem dynamischen Gespann aus Helena Lenn und Veronika Riedl sowie ihren männlichen Gegenstücken Christian Funk und Kevin Thiel. Eine stimmgewaltige und talentierte Truppe, die es gekonnt versteht, ihre jahrelange Erfahrung auf der Bühne in Form von Gesang, Tanz und Entertainment zum Ausdruck zu bringen. Die deutschen „Musical-Young-Stars“ sind unter anderem bekannt aus den Erfolgen „Frozen“ oder „Grease“ (Veronika Riedl), „Tanz der Vampire“ (Christian Funk) und „Rocky Horror Show“ (Helena Lenn). Sie nehmen den Betrachter mit auf ihrer Zeitreise durch die Musical-Highlights der fast 100-jährigen Broadway-Geschichte.

Das Ensemble tourt durch Deutschland. Weitere Infos unter

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