Die Reform des Trierer Rathauses

Trier · Oberbürgermeister Klaus Jensen ist kein Freund lauter Töne. Ruhig und gelassen moderiert er die inhaltliche und personelle Neustrukturierung der 1200 Mitarbeiter umfassenden Stadtverwaltung - in der von seinem Vorgänger Helmut Schröer konzeptionierten Form - wieder ab. "Da ist einiges nicht sinnvoll und geht ins Leere." Jensen hat eigene Vorstellungen von Synergien und Ausgliederungen.

 Jensen lehnt Helmut Schröers Pläne ab. TV-Foto: Roland Morgen

Jensen lehnt Helmut Schröers Pläne ab. TV-Foto: Roland Morgen

Reduzierung, Verdichtung, Outsourcing - Stichworte wie diese machen eine Belegschaft sehr nervös. Zwar gibt es im öffentlichen Dienst keine betriebsbedingten Kündigungen, dennoch stehen vielen der 1200 Mitarbeiter des Trierer Rathauses Veränderungen bevor. An Personalabbau denkt OB Klaus Jensen nicht, wenn er über die Zukunft des Verwaltungsapparats spricht, an dessen Spitze er steht. "Doch man muss auch über Ausgliederungen reden", sagt Jensen. "Es geht dabei nicht darum, Mitarbeiter für die Hälfte ihres bisherigen Gehalts arbeiten zu lassen."

Ausgliederungen und Zusammenlegungen - davon hat auch Alt-OB Helmut Schröer gesprochen. 2006 legte er konkrete Pläne vor: Aus damals fünf Dezernaten mit 38 Ämtern sollen vier Geschäftsbereiche mit maximal 15 untergeordneten Fachbereichen werden. All das wollte Schröer fertig organisiert und geordnet seinem am 1. April 2007 startenden Nachfolger hinterlassen.

Der will davon allerdings nichts wissen. "Ich habe diesen Gesamtprozess gebremst", sagt Jensen. "Ich habe keine Akzeptanz in der Belegschaft festgestellt, die man inhaltlich und kommunikativ einfach nicht mitgenommen hat."

Jensen macht deutlich, wie er sich eine Reform der Stadtverwaltung vorstellt. "Momentan beschäftigen sich drei Dezernate mit dem Thema Schulsanierung. Das ist nicht effizient." Deshalb werde die Gebäudewirtschaft als Gesamtbereich zusammengefasst - und aus der Verwaltung ausgegliedert. Liegenschafts- und Vermessungsamt fusionieren, eine Amtsleiter-Position fällt weg. Die Stadtreinigung, das Grünflächenamt und das Tiefbauamt - jedes Amt hat einen eigenen Betriebshof - werden zu einer Einheit mit einem zentralen Betriebshof. Von Arbeitsplatz-Verlusten ist keine Rede.

"Ich glaube nicht daran, dass man eine Verwaltung zu einem Stichtag völlig umkrempeln kann", betont Triers Oberbürgermeister. Schritt für Schritt will er vorgehen. Den gesamten Bereich Bauen will Jensen ab 2010 ausgliedern. "Damit sind noch viele Fragen verbunden. Wir werden ein Gutachten in Auftrag geben."

Es gibt jedoch auch neue Arbeitsfelder in der Stadtverwaltung. Jensen hat zwei Koordinatoren eingestellt - einen für Prozesse der Bürgerbeteiligung, der die ersten Schritte in Richtung des für 2010 angekündigten Bürgerhaushalts vorbereiten soll, und einen für Bundes- und EU-Förderprogramme.

Meinung

Kein sicherer Hafen

Der öffentliche Dienst ist im Weltbild vieler Arbeitnehmer immer noch ein sicherer Hafen, auch wenn die Realität das stammtisch-erprobte Bild des für alle Zeit versorgten und nicht übermäßig beschäftigten Beamten absolut nicht bestätigt. Der Trierer OB ist weit entfernt vom Selbstbild des Kapitäns eines Schiffes im sicheren Hafen. Die Umstrukturierung des Rathauses wird in den nächsten Jahren eine seiner schwersten Aufgaben sein. Doch sie ist notwendig, denn viele Aufgabenverteilungen am Augustinerhof beruhen auf längst nicht mehr existierenden Fundamenten. Ämter, die parallel am selben Problem arbeiten, und drei nur zu Teilen ausgelastete Betriebshöfe statt eines komplett ausgelasteten bremsen die Effizienz und belasten den Haushalt und damit den Steuerzahler. j.pistorius@volksfreund.de

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