"Drei Gramm darf ich nicht haben"

Fast die Hälfte aller deutschen 18- bis 24-Jährigen hat Cannabiserfahrung. Und eines ist allen Drogen gemeinsam: Nach dem Hoch kommt der tiefe Fall. Der Trierer Staatsanwalt Jörn Patzak klärte rund 50 Zuhörer über Drogen und die Folgen des Konsums in der Alten Schule in Fell auf.

 Drogenprävention: Jörn Patzak informierte in Fell über Cannabis & Co. und die Folgen des Konsums. TV-Foto: Katja Bernardy

Drogenprävention: Jörn Patzak informierte in Fell über Cannabis & Co. und die Folgen des Konsums. TV-Foto: Katja Bernardy

Fell. (kat) "Das ist Christiane F.", sagte Jörn Patzak. Das junge Mädchen ist das Symbol der Rauschgiftsüchtigen Ende der 70-er Jahre. Ihr Gesicht offenbare den Konsum, sagte der Staatsanwalt: fahle, weißgelbliche Haut, tief eingefallene Augen, schlechte Körperpflege. Der Jurist arbeitete mit vielen Bildern, aufwühlenden Filmsequenzen und ließ einen braunen DIN-A-Umschlag die Runde unter den Zuhörern machen. Sie schnüffelten an dem Papier, durch das ein modriger Geruch des Cannabis drang.

Wichtig ist ihm in seiner Präventionsarbeit, dass die Interessenten überhaupt einmal eine Ahnung davon bekommen wie Cannabis, Heroin, Amphitamine, LSD, um nur einige zu nennen, aussehen und körperlich sowie emotional wirken. Und immer wieder erklärt Patzak, dass allen Drogen eines gemeinsam ist: Nach dem Rauschzustand geht es emotional und körperlich weit bergab. "Bis hin zu Psychosen kann es kommen", sagte der Referent. Und die Alltagsprobleme seien nach dem Konsum noch genauso da wie vorher. Ein Raunen ging durch die Zuschauer, als Patzak erklärte, dass 46 Prozent aller deutschen 18- bis 24-Jährigen Erfahrung mit Cannabis hätten. Gerade um die Hanfpflanze gebe es viele Halbwahrheiten. "Drei Gramm darf man haben - stimmt nicht", betonte Patzak. Die Staatsanwaltschaft könne von einer Strafverfolgung absehen, aber es sei strafbar. Gesteigert habe sich der Cannabis-Konsum in den letzten Jahren, und die Wirkstoffgehalte hätten sich verändert. "Das Zeug geht viel mehr in den Kopf." Und ein weiterer Gefahrenpunkt bei Drogen: "Man weiß nie, was drin ist." Tipps für Eltern (siehe Extra), eigene Erfahrungsberichte sowie der rechtliche Hintergrund ergänzten den informativen mitreißenden Vortrag.

Auch das "immer aktueller werdende Thema "Drogen im Straßenverkehr" kam zur Sprache: Wie bedrohlich Rauschmittel beim Fahren sind, verdeutlichte ein tragischer Vier-Minuten-Streifen, den Patzak am Ende zeigte und der für Mucksmäuschenstille im Saal sorgte: Der Film verdeutlicht schonungslos, dass Drogen nicht nur das eigene, sondern das Leben anderer unschuldiger Menschen ruinieren.

Am 11. Februar, um 19.30 Uhr, wird Jörn Patzak im Pfarrsaal in Trier-Ruwer über Drogen und ihre Folgen sprechen.

Extra Tipps für Eltern: Signale, dass Kinder drogengefährdet sein können: abfallende Schulleistungen in vielen Fächern; Rückzug von der Familie und dem alten Freundeskreis; Isolation; Geheimniskrämerei; Wechsel des Freundeskreises; Aufgabe von Hobbys und Interessen; Stimmungsschwankungen, Stressanfälligkeit; vernachlässigtes Äußere. Wichtig ist für Eltern, mit ihrem Kind im Gespräch zu bleiben, und bei ernsten Problemen sollte eine Beratungsstelle aufgesucht werden. Eine Liste aller Drogen- und Suchtberatungsstellen gibt es unter: www.bzga.de Das Buch "Betäubungsmittelrecht" von Patzak/Bohnen ist erschienen im Verlag C.H.Beck

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