Entenhausen liegt jetzt in Trier-Nord

Trier · Vor etwa einer Woche kam sie angeflattert, landete im Blumenkasten, legte jeden Tag ein Ei und brütet ihr Gelege seit Donnerstag aus: Eine Ente hat auf dem Balkon von Käthe Piro ihr Nest gebaut. Im zweiten Stock eines Wohnhauses in Trier-Nord.

Trier. Plötzlich bewegte sich etwas zwischen den Ästen des immergrünen Buschs, der in Käthe Piros Blumenkasten auf dem Balkon wächst. "Ich dachte: Nanu. Was ist das denn? Und dann hab ich die Ente gesehen", erzählt die 72-Jährige. Seit 30 Jahren lebt sie in der Wohnung in der zweiten Etage eines Wohnhauses in der Kloschinskystraße. "Aber so was hab ich noch nicht erlebt."
Die Ente zupfte sich mit dem Schnabel Äste und Blätter zurecht, watschelte ein bisschen hin und her und legte ein Ei. Mitten in den Blumenkasten, auf dem Balkon, im zweiten Stock.
Dann flog sie wieder weg.
"Aber am nächsten Mittag war sie wieder da!", sagt Käthe Piro. Und am übernächsten Mittag auch und auch am Tag darauf. "Jeden Tag hat sie ein Ei dazu gelegt - und jedes Mal so laut geschnattert, als wollte sie sagen: Schaut her! Das ist mein Gelege!"
Am vierten Tag kam die braune Ente - die Käthe Piro mittlerweile Luise getauft hat - schon am Morgen angeflogen, um ihr Ei zu legen. "Jedesmal bleibt sie ein paar Stunden, polstert ihr Nest mit ihren Daunen aus und fliegt dann wieder weg."
Käthe Piro stellt sich jeden Tag ein bisschen in die Nähe von Luise. "Das stört sie nicht", sagt die Rentnerin. Zähmen will sie die Ente nicht. "Es ist schließlich ein Wildvogel." Richtig scheu ist Luise ohnehin kaum. Das laute Flap flap, das der Rettungshubschrauber macht, wenn er die Landeplattform beim nahen Brüderkrankenhaus anfliegt, lässt sie jedenfalls kalt.
Das Tier von ihrem Balkon zu verscheuchen oder ihm sein Gelege wegzunehmen, wie ihr ein Vogelexperte geraten hat, kommt für Käthe Piro nicht infrage. "Wir nehmen der Natur so viele Gebiete weg, wenn sich dann schon mal eine Ente in unseren Lebensraum flüchtet, dann will ich ihr diesen Platz auch lassen", sagt Käthe Piro.
Am vergangenen Donnerstag ist Luise nicht mehr weggeflogen, nachdem sie ihr tägliches Ei gelegt hat, sondern hat angefangen zu brüten. Käthe Piro hat ihr Wasser hingestellt. Und in einer Tierhandlung nach dem richtigen Futter gefragt. "Einen Ganter, der Luise unterstützen und beim Brüten ablösen könnte, habe ich nämlich noch nicht gesehen", sagt sie.
Wenn Luises Küken schlüpfen, will sie die Entenfamilie an die Mosel bringen. "Ich habe mit einem Tierarzt gesprochen, der hat mir das geraten und auch Hilfe für den Umzug zugesagt", berichtet Käthe Piro. Bis dahin freut sie sich über ihre ungewöhnliche Untermieterin.

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