IT-Experte entdeckt kulturellen Schatz

Der Trierer Unternehmer Matthias Schneider hat seine Lebensaufgabe gefunden. Er kaufte und restaurierte das Schloss Niederweis in der Eifel. Seine Vision: Die Region soll sich ihrer Identität bewusst werden, die Menschen sollen den Bezug zu ihrer Geschichte wiederentdecken.

Niederweis/Trier. "Heimatverbundenheit hat für mich große Bedeutung, vielleicht gerade, weil ich meine Herkunftsregion zum Studium verlassen und ihr dann beruflich bedingt lange fernbleiben musste", sagt Unternehmer Matthias Schneider.

Erst im Jahr 2000 wieder dorthin - mit der Geschäftsidee, Prepaid-Pins zum Aufladen von Handys zu verkaufen. Mit dem Patent für eine entsprechende Software- und Systementwicklung wollte er eine Firma in Luxemburg gründen, hat sich aber dann doch für seine Geburtsstadt Trier entschieden.

Das Unternehmen wuchs schnell. Schneider suchte größere Räume für eine neue Firmenzentrale und stieß 2004 auf Schloss Niederweis, das allerdings dem Verfall nahe war. Matthias Schneider: "Durchs marode Dach war Wasser eingedrungen, der Putz fiel von den Wänden, Nebengebäude und Garten waren verwahrlost. Ich hatte nur vor, zu mieten, fragte mich aber: Willst du dir das antun?"

Durch Gespräche mit dem Denkmalpfleger im Eifelkreis Bitburg-Prüm, Michael Berens, setzte eine Sinnesänderung ein. Das Schloss stand für einen niedrigen Preis zum Verkauf, und er entschloss mich, es zu erwerben, um die Firma darin unterzubringen.

Auch begann er, mich mit seiner Historie zu befassen. Schneider: "Und das hat mich gepackt. Mir wurde klar: Die Geschichte des Gebäudes ist die Geschichte unserer Heimat, meiner Heimat. Tiefer und tiefer habe ich mich in die Vergangenheit eingegraben, wollte wissen, wieso das Schloss in Niederweis steht."

Positive Resonanz motiviert Schneider



Dabei stieß er auf die Doppeladlerzeit, die österreichisch-habsburgische Herrschaft 1714 bis 1795, und die Erkenntnis: Es war nicht immer schlecht in der Eifel, es gab auch goldene Zeiten. Dadurch sei seine Vision entstanden. "Wenn es mir gelingen würde, diesen kulturellen Schatz zu heben, dieses Baudenkmal wieder herzustellen und die Bevölkerung dafür zu interessieren, dann hätte ich ein Lebenswerk vollbracht", erklärt er.

Und ergänzt: "Ich war vorher immer nüchterner Unternehmer, nie emotional, aber das war jetzt anders. Und ich bin von da an für meine Vision in jeder Beziehung ans Limit gegangen."

Er habe daher viel investiert - öffentliche Zuschüsse gab es nicht -, Mitstreiter und Investoren geworben, dann ein auf den Säulen Gastronomie, Kultur und Erlebnis basierendes Geschäftsmodell entwickelt, um das Ganze zu tragen. Parallel habe er weiter geschichtlich geforscht und sich an zwei Büchern, einer Chronik über Niederweis und einer über die Doppeladlerzeit, beteiligt.

Ausgehend von Franz Eduard Anton Baron von der Heyden, der sich das Schloss als ranghöchster Beamter Luxemburgs 1751 als barockes Landgut erbauen ließ, betreibt er jetzt Ahnenforschung über die Familien, die hier gelebt haben.

Allerdings räumt er ein: "Zu verdienen gibt es mit alledem nichts. Aber was mich motiviert, ist die Fürsprache und das Echo von Kulturbegeisterten, von Politikern und den Besuchern, 30 000 allein im Jahr 2010. Deutsche wie Luxemburger sagen mir, dass sie hier viel über ihre Wurzeln erfahren."

Schloss Niederweis sei jetzt ein Monument, das deutlich mache, "dass wir in einer Kulturregion leben". Schneider ist überzeugt: "Wir brauchen eine Identität, und dafür werde ich mich weiter einsetzen. Schließlich sollen auch meine vier Kinder diese Region als lebenswert empfinden."

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