Triers beliebtes Bähnchen Kampf um den Römer-Express

Trier · Georg von Kowalkowski lässt die gelb-roten Touristenbahnen seit 25 Jahren durch Trier rollen. Doch im kommenden Jahr wollen die Stadtwerke seine Linien übernehmen.

 35-minütige Stadtrundfahrten ab der Porta Nigra bietet der Trierer Römer-Express.

35-minütige Stadtrundfahrten ab der Porta Nigra bietet der Trierer Römer-Express.

Foto: Roland Morgen

Der Römer-Express ist ein vertrauter Anblick in Trier. Die bunte Bimmelbahn rollt an den Touristenmagneten vorbei, die mehrsprachige Moderation vom Band hört man auch auf dem Gehweg. Der Unternehmer Georg von Kowalkowski startete den Express im Mai 1994. Doch im kommenden Jahr droht ihm das Aus. Denn der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) hat seinen Antrag auf die weitere Genehmigung für den Betrieb der Bahn in Trier abgelehnt.

Dieser Antrag muss alle fünf Jahre gestellt werden, und zwar immer ein Jahr im Voraus. Kowalkowskis aktuelle Genehmigung reicht bis zum 30. April 2020: „Ich habe dem LBM deshalb den Antrag auf Wiedererteilung aus meiner Sicht fristgerecht am 18. April vorgelegt“, sagt der Unternehmer.

Die Antwort der Landesbehörde erhielt Kowalkowski am 31. Mai: Sein Antrag sei nicht vollständig und werde daher abgelehnt. Dieser Entscheidung widerspricht er vehement. „Ich habe nach der Einreichung meines Antrags eine Aufforderung erhalten, weitere Bescheinigungen und Unterlagen vorzulegen.“

Die Liste sei lang gewesen. Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Stadt Trier, der Berufsgenossenschaft Verkehr und der AOK, eine Steuerbescheinigung des Finanzamts, und noch einiges mehr. „All das habe ich vorgelegt oder sofort beantragt“, sagt Kowalkowski.

Zu spät, antwortete der LBM. Der Trierer Unternehmer habe Stichtage verstreichen lassen und mehrere der angeforderten Bescheinigungen erst Tage später vorgelegt. „Insgesamt war der Römer-Express GmbH aus vorigen Verfahren bekannt, dass bestimmte Unterlagen mit dem Antrag eingereicht werden müssen“, schreibt der Landesbetrieb in seiner Ablehnung, die dem TV vorliegt. „Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass ein vollständiger Antrag nicht vorliegt.“

Doch die Überziehung von Fristen ist nicht Kowalkowskis größtes Problem. Denn er hat Konkurrenz. Auch die Stadtwerke Trier (SWT) haben einen ordnungsgemäßen Konzessionsantrag für den Betrieb der Wegebahn ab dem 1. Mai 2020 gestellt. Das bestätigt SWT-Sprecher Carsten Grasmück.

Was haben die Stadtwerke vor? „Wenn wir die Liniengenehmigung erhalten, stellen wir die Bahn auf Elektroantrieb um und rüsten diese mit unserem City-W-Lan aus, wie in unseren normalen Bussen“, erklärt Michael Schröder, Bereichsleiter Mobilität und Geschäftsführer der SWT Stadtwerke Trier Verkehrs GmbH. „So können wir die älteste Stadt Deutschlands und uns selbst als Mobilitäts- und Energiedienstleister neu inszenieren.“

Der SWT-Antrag sei am 30. April fristgerecht und vollständig eingereicht worden, erklärt  der LBM in seinem Ablehnungsschreiben an Kowalkowski.  „Die Behörde kann verspätete Anträge zulassen“, heißt es darin. „Ist aber ein vollständiger genehmigungsfähiger Antrag eingegangen, reduziert sich das Ermessen der Behörde auf null, und der verspätete Antrag ist abzulehnen.“ Im Klartext: Dein Konkurrent hat alle Fristen eingehalten, du aber nicht. Also bist du raus.

Kowalkowski sagt dazu nur: „Die wollen mich offenbar raus haben.“ Auch er plane die Umrüstung seiner Bahnen auf Elektromobilität und habe dazu auch bereits Fördermittel in sechsstelliger Höhe erhalten. „Im April habe ich die Zusage für eine Förderung von 148 000 Euro erhalten. Damit wollte ich drei der fünf Trierer Bahnen auf E-Betrieb umstellen.“ Doch wenn er die Liniengenehmigung nicht erhalte, müsse er die erhaltenen Förderungen möglicherweise zurückzahlen.

Nach Informationen des TV bereiten die Stadtwerke die Übernahme des Römer-Express nicht alleine vor, sondern haben dafür einen Partner: die Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM). Das bestätigt TTM-Geschäftsführer Norbert Käthler.

„Der Römer-Express ist ein wichtiges Element der touristischen Angebotspalette und in einer Stadt mit Unesco-Status und internationalen Besuchern in hoher Qualität umzusetzen“, sagt Käthler. „Für die Zukunft sehen wir mehrere Aspekte als wichtig an und würden im Falle eines Zuschlags an die SWT gemeinsam Verbesserungen umsetzen.“

Welche Verbesserungen? Käthler zählt auf: „Die Wegebahn würde mit Elektromobilität angetrieben. Die Streckenführung würde so gewählt, dass weitere Welterbestätten angefahren werden und die Bahn weitere Haltepunkte hätte.“ Das Bahnangebot werde stärker mit den Stadtführungen und weiteren Ticketsystemen der TTM verzahnt. „Der Erläuterungstext während der Fahrt wäre GPS-gesteuert und in weiteren Sprachen verfügbar. Die Barrierefreiheit würde weiter optimiert.“ Eine GPS-Steuerung gewährleistet, dass die Moderationstexte erst dann starten, wenn die Bahn den betreffenden Punkt auch wirklich erreicht hat.

 Betreibt den Römer-Express in Trier: Georg von Kowalkowski.

Betreibt den Römer-Express in Trier: Georg von Kowalkowski.

Foto: Roland Morgen

Laut SWT-Sprecher Grasmück liegt die Genehmigung des LBM den Stadtwerken noch nicht vor.

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