Karteikarte statt Bierdeckel

TRIER. Die Kuh melken, aber nicht schlachten – so stellt sich Landesfinanzminister Ingolf Deubel (SPD) Besteuerung in Deutschland vor. In der Friedrich-Ebert-Stiftung stellte er die geplante Unternehmenssteuer-Reform vor. Eingeladen hatte die Trierer Landtagsabgeordnete Malu Dreyer (SPD). Sie will regelmäßig über aktuelle Themen informieren.

 Finanzminister Ingolf Deubel und Landtagsabgeordnete Malu Dreyer (beide SPD). TV-Foto: Bianca Weber

Finanzminister Ingolf Deubel und Landtagsabgeordnete Malu Dreyer (beide SPD). TV-Foto: Bianca Weber

CDU-Finanzexperte Friedrich Merz hat mit seiner Steuererklärung auf dem Bierdeckel Schlagzeilen gemacht. Ingolf Deubel brauchte nicht viel mehr Platz: Auf einer Karteikarte hatte er die geplanten Änderungen der Unternehmenssteuer notiert. Diese und die jetzigen Probleme erläuterte er rund 50 Zuhörern. "Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig", sagte Deubel. Deshalb soll der Steuersatz sinken. Heute seien Kapitalgesellschaften steuerlich mit rund 39 Prozent belastet, künftig würden es unter 30 Prozent sein. Erzielt wird das durch niedrigere Körperschafts- und Gewerbesteuern. Personenunternehmen sollen von der so genannten Thesaurierungsrücklage profitieren. "Werden Gewinne im Unternehmen gelassen, sinkt der Steuersatz." Erst wenn Gewinne rausgezogen würden, müsste nachversteuert werden. So würde auch eine Gleichstellung in der Besteuerung zu Kapitalgesellschaften geschaffen. Niedrigere Steuersätze sind die eine Seite der Reform, das Schließen von Schlupflöchern die andere. So würden Zinsen zum Beispiel nur noch unter bestimmten Voraussetzungen angerechnet, die Tätigkeit von Firmen im Ausland genauer geprüft. Gewinne im Ausland machen, die Kosten in Deutschland abschreiben - das solle künftig verhindert werden. Dem Staat entgingen durch die geplante Steuerreform zunächst Gelder, erklärte Deubel. "In rund fünf Jahren aber steigen die Einnahmen deutlich. Es ist eine rentable Investition." Der Minister sieht gute Chancen, dass die Reform in der jetzigen Form abgesegnet wird. Heute sei die Vorlage im Bundeskabinett, im Mai im Bundestag und im Juli im Bundesrat - so die Planung.

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