Mobiles Stück Straße zum Schnäppchenpreis

Mit einem geliehenen Brückenbauwerk konnte die Stadt Trier im Jahr 2008 die für mehrere Monate gesperrte Aulstraße wieder für den Verkehr öffnen. Nun möchte die Verwaltung die gemietete Brücke kaufen und sie später im Ostviertel als Gleisquerung wiederverwenden. Heute entscheidet der Dezernatsausschuss darüber.

Trier. Neun Monate lang war die Aulbrücke in Trier-Süd nicht passierbar für den Verkehr. Das alte Bauwerk war marode und musste im November 2008 abgerissen werden. Für einen Neubau war zunächst kein Geld da. In dieser Lage hat die Stadt von der Firma DSD, Dillingen, eine Brücke gemietet. Jährlich 6000 Euro muss die Kommune für die Brücke bezahlen.

Jahresmiete: 6000 Euro



Nun hat die Firma DSD der Stadt angeboten, ihr das Stück zu verkaufen. Exakt 64 082 Euro will sie dafür haben. "Der Kaufpreis ist als günstig zu bezeichnen", schätzt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und empfiehlt dem heute (17 Uhr, Raum "Steipe" im Rathaus) tagenden Dezernatsausschuss IV, dem Kauf zuzustimmen. Laut der Beschlussvorlage spart die Stadt nicht nur die Mietzahlungen, sondern auch einen vertraglich vereinbarten Rückbau der Mietbrücke. Bereinigt um diese eingesparten Kosten in Höhe von 35 152 Euro bliebe der Stadt beim Kauf ein Preis von rund 29 000 Euro.

Die Brücke in der Aulstraße bietet nach Auffassung der Stadt einen weiteren Vorteil: Sie könnte an anderer Stelle ihren Dienst tun, wenn sie nach einem Neubau der Aulbrücke, der bis zum Jahr 2014 in Trier-Süd abgeschlossen sein soll, nicht mehr benötigt wird. Bedarf gibt es nämlich auch im Ostviertel. In der Hermesstraße ist die Brücke über die Bahngleise (Baujahr 1912) bereits seit 2006 nicht mehr voll belastbar, sie gilt als marode. Das Bauwerk hatte die Stadt im Jahr 1994 von der damals privatisierten Deutschen Bahn übernehmen müssen. Laut einem Gutachten aus dem Jahr 2009 über den Zustand der einst sieben Trierer Bahnbrücken ist das Bauwerk in der Hermesstraße nicht zu retten. Unklar ist, wie lange es überhaupt noch benutzbar ist und mit welcher Lebensdauer die Stadt für die mobile Brücke rechnet. Laut Stadt-Pressesprecher Ralf Frühauf wird die Dezernentin den Sachstand heute im Ausschuss umfassend darstellen. HintergrundBahnbrücken: 1994 wurde die Stadt Trier durch eine Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes verpflichtet, sieben Brücken der Deutschen Bundesbahn zu übernehmen und künftig für ihre Verkehrssicherung gerade zu stehen. Zwei Brücken entpuppten sich mittlerweile als unrettbar - sie sind inzwischen abgerissen: die Aulbrücke in Trier-Süd und die Zementbrücke im Norden der Stadt. Die Brücke in der Hermesstraße gilt ebenfalls als nicht zu sanieren - sie könnte abgerissen werden, sobald für einen Ersatz gesorgt ist. Übrig bleiben die Fußgängerbrücke am Sandbach (Trier-Süd; Baujahr 1914), die Brücke Petenweg (Quint, Baujahr 1892) sowie die Pfeiffersbrücke (Ehrang, Servaisstraße, Baujahr 1949, Fußgängerbrücke Pfeiffersbrücke Baujahr 1905/1956). (aheu)

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