Naherholung statt Handwerkerpark

Die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg (EGP) hat das Areal gekauft, das einst für den sogenannten Handwerkerpark vorgesehen war. Entstehen soll dort allerdings kein Gewerbegebiet. Vielmehr ist geplant, das ehemalige Militärgelände der Natur zurückzugeben.

Trier. Zehn Jahre Vorbereitungszeit und mehr als eine halbe Million Euro Planungsgeld waren investiert worden, bevor im September 2009 das Aus für den geplanten Handwerkerpark in Trier-Feyen feststand. Mit dem angeblichen Ansiedlungsinteresse von knapp 40 Betrieben hatte die Handwerkskammer (HWK) das umstrittene Projekt vorangetrieben, die damalige städtische Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch sorgte für Unterstützung seitens Verwaltung und Stadtrat.

Die Kehrtwende von Stadt und HWK kam Ende 2009: Von den interessierten Betrieben seien so viele abgesprungen, dass Mainz die Erschließung des Geländes nicht mehr bezuschussen würde. Auch für das geplante Gründerzentrum war das Förderprogramm ausgelaufen. Den versprochenen späteren Verkaufspreis von 35 Euro pro erschlossenem Quadratmeter hätte die Stadt nicht realisieren können, hätte sie das Gelände unter diesen Umständen gekauft und entwickelt.

Oberbürgermeister Klaus Jensen und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani kamen beide erst ins Amt, nachdem der Stadtrat mit der damaligen Phalanx aus CDU, UBM (heute FWG) und FDP den Bau des Handwerkerparks beschlossen hatte. Beide waren nie Befürworter des Handwerkerparks gewesen, vor allem wegen der an das Naturschutzgebiet Mattheiser Wald angrenzenden und etwas abseitigen Lage.

Darum, einen Bebauungsplan aufzustellen, kam Kaes-Torchiani ob des gefassten Stadtratsbeschlusses allerdings nicht herum. Dieser ist seit Längerem rechtskräftig: Wer das Gelände besitzt, könnte juristisch kaum davon abgehalten werden, dort Gewerbe anzusiedeln.

Bebauungsplan ohne Zukunft



"Das käme aber an dieser Stelle aus Sicht der Verwaltung mittlerweile überhaupt nicht mehr in frage", erklärt Baudezernentin Kaes-Torchiani. Man sei daher sehr damit einverstanden, dass die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg das Areal, bis dato im Besitz des Bundes, gekauft hat. Schließlich hält die Stadt 35 Prozent an der EGP, und Kaes-Torchiani sitzt im Aufsichtsrat. "Was eine gewisse Steuerungsmöglichkeit bedeutet", erklärt die Dezernentin. Dabei hat die EGP gar kein Interesse an einem Gewerbegebiet. "Wir wollen das Gelände nutzen für Ausgleichsmaßnahmen, die durch die Bebauung des Castelnau-Geländes notwendig werden", erklärt EGP-Geschäftsführer Jan Eitel. Die EGP hatte voriges Jahr das benachbarte ehemalige Kasernengelände Castelnau gekauft. In den nächsten zehn Jahren sollen die 35 Hektar zu einem neuen Stadtviertel mit Wohnungen und Nahversorgungszentrum entwickelt werden (der TV berichtete).

Wegen dieses Eingriffs in die Natur muss per Gesetz an anderer Stelle etwas für die Umwelt getan werden. "Zum Beispiel die alten Militärgebäude auf dem Ex-Handwerkerparkgelände abreißen", erklärt Eitel. Der Kauf des Nachbargeländes birgt für die EGP allerdings weitere Vorteile: "Wir wollen das Areal während der Bauarbeiten auf dem Castelnau-Gelände als Zwischenlager nutzen, zum Beispiel für Erdaushub", sagt Eitel. Durch die unmittelbare Nachbarschaft könnten etliche LKW-Fahrten zu weiter entfernten Lagerstätten eingespart werden. Außerdem schützt die EGP durch den Geländekauf ihr künftiges Wohngebiet Castelnau vor unliebsamer Nachbarschaft - zum Beispiel vor der rechtlich möglichen Ansiedlung eines lauten Gewerbegebiets.

Später könnte das Ex-Handwerkerpark-Areal als Naherholungsgebiet für das neue Castelnau-Quartier dienen.

Damit sich irgendwann niemand mehr an die unglücklichen Handwerkerpark-Planungen erinnert, hat die EGP das Gelände schon umgetauft: "Castelnau II" soll es künftig heißen.

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