Politik-Posse in Trier: Freie Wähler verzählen sich

Trier · 58 Kandidaten hat die Freie Wählergemeinschaft Trier für die Stadtratswahl am 25. Mai nominiert. Dabei hat der Trierer Stadtrat nur 56 Sitze. "Wir waren falsch informiert", erklärt FWG-Vorsitzender Hermann Kleber den Fauxpas.

 Hermann Kleber und Christiane Probst dachten, der Stadtrat sei größer, als er ist. TV-Fotos: Christiane Wolff

Hermann Kleber und Christiane Probst dachten, der Stadtrat sei größer, als er ist. TV-Fotos: Christiane Wolff

Einen Ehrenplatz hatte die Trierer FWG für ihren Gründer und Ehrenvorsitzenden vorgesehen: Auf dem letzten Platz der Kandidatenliste sollte Manfred Maximinis Name bei der bevorstehenden Stadtratswahl erscheinen und den Wähler von dort an die Glanzzeiten des politischen Vereins erinnern.

Parteien und Vereine platzieren ihre wichtigen Persönlichkeiten a. D., die für ein aktives Amt nicht mehr zur Verfügung stehen, häufiger auf letzten Listenplätzen. Auch der SPD-Grande Karl Haehser kandidierte mehrfach am Listenende seiner Partei - ohne die Absicht zu haben, sich noch einmal in den Trierer Rat wählen zu lassen. Prominente Alt-Politiker fungieren damit sozusagen als Zugpferd, das nicht vorne zieht, sondern hinten schieben soll.Kommunalwahl 2014


Bei der Trierer FWG geht der Plan allerdings nicht auf. Denn der Trierer Stadtrat hat nur 56 Plätze. 56 Kandidaten dürfen daher auch nur auf dem FWG-Wahlvorschlag zu lesen sein, der den Bürgern bei der Kommunalwahl am 25. Mai vorgelegt wird. Manfred Maximini ist Kandidat Nummer 58. Und wird damit - genau wie Kandidat 57 - das langjährige FWG-Mitglied Emil Mille - nicht auf der Liste erscheinen.

"Unser Vorstand hatte die Information, dass der Stadtrat 58 Plätze hat", versucht FWG-Vorsitzender Hermann Kleber das Debakel zu erklären. "Ich hatte mich zwar auch darüber gewundert, mich aber der Mehrheitsmeinung im Vorstand gebeugt", sagt der Professor für französische und italienische Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Woher der übrige FWG-Vorstand die Info hatte, dass der Trierer Stadtrat 58 Sitze haben soll, ist auch Kleber rätselhaft.

Vielleicht hatte die FWG sich an der SPD orientiert. Die hatte bereits Anfang Dezember ihre Stadtratsliste nominiert - ebenfalls mit 58 Kandidaten. "Die letzten beiden Plätze haben wir allerdings an Ersatzkandidaten vergeben, die nachrutschen, falls von den 56 eigentlichen Aspiranten jemand aus welchen Gründen auch immer ausfällt", erklärt Markus Nöhl, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD und damit für das Organisatorische zuständig.

Die FWG hat auch zwei Ersatzkandidaten gewählt - auf die Plätze 59 und 60.
Und was sagt der verhinderte Ehrenplatzanwärter Maximini zu der Posse? Der ist beim TV-Anruf auch erstmal überrascht davon, dass der Trierer Stadtrat 56 und nicht 58 Sitze hat. Ein bisschen ist ihm die Enttäuschung anzumerken. "Tja, dann war das wohl leider ein Denkfehler von uns - aber daran kann man jetzt wohl auch nichts mehr ändern."Extra

Bei den rheinland-pfälzischen Kommunalwahlen am Sonntag, 25. Mai2014, wird der Trierer Stadtrat neu gewählt. Bislang haben neun Parteien und Vereine angekündigt anzutreten: Neben CDU, SPD, Grünen, FDP, FWG und der Linken, die zurzeit im Rat vertreten sind, wollen auch die Piraten, die NPD und die Satire-Gruppierung Die Partei Wahlvorschläge machen. Die Alternative für Deutschland (AfD) will erst bei ihrer Versammlung am 29. Januar entscheiden, ob auch sie antritt. Nicht etablierte Parteien und Organisationen müssen 300 Unterstützerunterschriften vorlegen, um zur Kommunalwahl antreten zu dürfen. Um einen Sitz im Stadtrat zu ergattern, hatte es bei der Kommunalwahl 2009 mindestens 1,79 Prozent aller abgegebenen Stimmen bedurft. Ihre Kandidatenlisten müssen die antretenden Parteien, Vereine und Organisationen bis zum 7. April bei der Trierer Stadtverwaltung einreichen. Die SPD und die Piraten hatten bereits Anfang Dezember ihre Kandidatenlisten nominiert, am Donnerstag vergangener Woche haben die Freien Wähler ihre Liste gewählt. Die CDU nominiert ihre Stadtratskandidaten am Samstag, 18. Januar, die Satire-Gruppierung am 24. Januar, die FDP am Samstag, 8. Februar, die Grünen folgen am Samstag, 8. März. Die Linke trifft sich am 1. Februar zur Vorstandssitzung und will bei dieser auch das Datum für ihre Listenwahl festlegen. Die NPD hat noch keinen Termin für ihre Listenwahl festgelegt. woc

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