Zu wenige Schüler aus dem Kreis

Trier · Im gesamten Westen der Stadt Trier von Zewen bis Pallien wird es künftig wahrscheinlich keine weiterführende Schule mehr geben. Zu den sinkenden Schülerzahlen tragen auch Eltern aus dem Umland bei, die ihre Kinder eher in Irrel oder Schweich anmelden.

Die Menschen in den westlichen Stadtteilen von Trier gehen seit Monaten durch ein Wechselbad der Gefühle. Mitte März verkündete Schuldezernentin Angelika Birk (Bündnis 90/Die Grünen), die renovierte Kurfürst-Balduin-Hauptschule in Trier-West werde künftig zu einer Realschule plus. Mitte August folgte die Hiobsbotschaft: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hatte den Antrag abgelehnt. Begründung: zu wenige Schüler für drei Parallelklassen (der TV berichtete).

Schwerpunktschule für Integration



Ein Realschule-plus-Standort im Westen bräuchte künftig mindestens 51 Anmeldungen für die fünfte Klasse. In diesem Schuljahr gibt es an der Kurfürst-Balduin-Schule aber nur 23 Fünftklässler. "Die Jahrgangsstufe wäre zweizügig gewesen, wenn wir als Schwerpunktschule für Integration wie in den Vorjahren lernbeeinträchtigte und geistig beeinträchtigte Schüler zugewiesen bekommen hätten", erklärt Eugen Lang, Rektor der Kurfürst-Balduin-Schule. Denn solche Integrationsschüler zählen doppelt.

Blick nach Zewen: Dort wird die Grund- und Hauptschule ihren Hauptschulzweig wohl in einigen Jahren verlieren. "Vor Jahren wollten wir hier eine Regionale Schule einrichten. Damals hat die Verbandsgemeinde Trier-Land nicht mitgemacht", beschreibt Rektor Günter Hagelauer die Entwicklung. "Der Zug ist wohl abgefahren."

Warum nicht mehr Kinder aus dem Kreis im Trierer Westen zur Schule gehen, begründet Wolfgang Reiland (CDU), Bürgermeister der VG Trier-Land: "Eltern wollen ein Schulsystem, das mehrere Abschlüsse lange offen hält." Betroffene aus Trier-Land orientierten sich je nach Wohnort und Vorliebe eher zur Realschule plus nach Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm), zum günstig angebundenen Standort Schweich oder zu konfessionellen Hauptschulen in Bitburg und Trier.

Hans-Alwin Schmitz (FWG), Eurener Ortsvorsteher und Fördervereinsvorsitzender der Kurfürst-Balduin-Schule: "Es darf doch nicht sein, dass im Westen Triers künftig nur noch Grundschulen übrig bleiben und damit der Ratsbeschluss übergangen wird." Schmitz erwägt eine Unterschriftensammlung zur Rettung des Standorts.

Was bleibt, ist eine vage Hoffnung



"Wir sind sehr enttäuscht, dass wir abgehangen werden sollen", betont Zewens Ortsvorsteher Helmut Mertesdorf (CDU). "Wir setzen alles daran, dass der Westen der Stadt doch noch gestärkt wird."

Es bleibt nur die vage Hoffnung auf ein neues Konzept. Das will Birk am Montag im Stadtvorstand und den Fraktionen vorstellen. Am Dienstag folgt der Schulträgerausschuss.

Bisher gibt es in Trier eine Realschule plus mit den Standorten Speestraße und Kaiserstraße. Eine weitere Realschule plus auf dem Wolfsberg wird nach und nach durch die Inte grierte Gesamtschule (IGS) ersetzt. Im Rennen waren bei der Stadt zuletzt drei Optionen:

Neugründung einer Realschule plus im Gebäude der 2009 geschlossenen Geschwister-Scholl-Schule in Trier-Nord

Stärkung des Standorts Trier-West (auch in Erwartung einer steigenden Kinderzahl durch angedachte Wohnbebauung), eventuell in Kooperation mit Trier-Nord

Gründung einer Realschule plus im Schulzentrum Mäusheckerweg Ehrang (dort favorisiert die Schulgemeinschaft allerdings eine Integrierte Gesamtschule).

Meinung

Leuchtturm ohne Strom

Sollte das Schicksal der Schulen im Trierer Westen nächste Woche besiegelt werden, dann liegen die Gründe dafür auf der Hand. Die Stadt hat die Gesamtplanung der Schulentwicklung zu sehr in die Länge gezogen und währenddessen einseitig Fakten geschaffen. Die ersten Realschulen plus und die erste IGS stehen inzwischen im Süden Triers. Attraktive Standorte wie Irrel und Schweich ziehen Schülerpotenzial aus dem Umland ab. Den übrig gebliebenen Hauptschulen fällt es immer schwerer, gegen das Image vom Auslaufmodell anzukämpfen. Eltern brauchen Klarheit. Die Kurfürst-Balduin-Schule sollte im sozial schwierigen Umfeld dauerhaft als Leuchtturm wirken, doch dem wird der Strom wohl bald abgedreht. Damit verliert auch der hochambitionierte Masterplan Trier-West an Glaubwürdigkeit. m.hormes@volksfreund.de

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