Gute Nachrichten „Der Exhaus-Verein macht weiter!“

Trier · Die Schließung des Jugendzentrums muss nicht das Ende des Betreibervereins sein. Rechtsanwältin Christine Frosch zeigt Optimismus und legt offen, wie das laufende Insolvenzverfahren weitergehen soll.

 Exhaus-Mitarbeiter Rino Dzur packt die Kisten aus: Da das Exhaus geschlossen ist, bezieht der Betreiberverein vier Räume in der Geschwister-Scholl-Schule. Der Verein beschäftigt 50 Mitarbeiter, 60 Prozent davon auf geringfügiger Basis.

Exhaus-Mitarbeiter Rino Dzur packt die Kisten aus: Da das Exhaus geschlossen ist, bezieht der Betreiberverein vier Räume in der Geschwister-Scholl-Schule. Der Verein beschäftigt 50 Mitarbeiter, 60 Prozent davon auf geringfügiger Basis.

Foto: Friedemann Vetter

Der Begriff Super-Gau ist zwar fester Teil der Umgangssprache, ergibt aber dennoch keinen Sinn, denn ein Gau ist bereits ein „größter annehmbarer Unfall“. Auch durch das Attribut „super“ kann der bereits größte Unfall nicht noch größer werden. Die letzten Jahre in der langen Geschichte des Jugendkulturzentrums Exhaus bestehen nicht aus einem einzelnen, sondern aus mehreren größten annehmbaren Unfällen, aber dennoch soll es weitergehen.

Zuerst musste die Stadt die Besucherzahlen wegen Brandschutzmängeln einschränken, dann meldete der Betreiberverein wegen der daraus resultierenden starken Rückgänge der Einnahmen Insolvenz an – und dann schloss die Verwaltung das offenbar baufällige Gebäude komplett (der TV berichtete).

Dabei war der Insolvenzplan auf der Zielgeraden. Die Trierer Rechtsanwältin Christine Frosch begleitet die Insolvenz als  Generalbevollmächtigte. „Die überraschende Schließung des Exhauses hat uns kurz vor dem Ziel ausgebremst“, sagt sie. Der jetzt obsolete alte Plan basierte auf der Annahme, die Brandschutzsanierung sei im Sommer abgeschlossen und die Räume des Exhauses könnten wieder partywillige Besucher in großer Zahl aufnehmen.

Doch jetzt ist das Exhaus geschlossen, und zwar für unbestimmte Zeit. Die Stadt spricht von einer Generalsanierung (der TV berichtete), doch noch ist völlig unklar, ob dieser Plan finanziell und baurechtlich umsetzbar ist und eine Mehrheit im Stadtrat finden wird. „Das ist eine ernste Situation“, räumt Frosch ein. „Doch sie bedeutet nicht das Ende. Der Exhaus-Verein macht weiter und bleibt bestehen.“

Das räumliche Problem ist vorerst gelöst. Das Fanprojekt, die Medienarbeit und die Jugendkultur ziehen in vier Zimmer der Geschwister-Scholl-Schule um. Das Jugendzentrum Mergener Hof und die Villa Wuller übernehmen Exhaus-Veranstaltungen, die sonst ausfallen müssten.

Doch das löst nicht alle Probleme. „Im Prinzip brauchen wir ein Ersatzgebäude, das uns zur Verfügung steht“, sagt Frosch. Auch für Großveranstaltungen wie den mehrtägigen Summerblast, der im Moment noch auf der Kippe steht.

Das Insolvenzverfahren läuft unterdessen weiter. „Wir haben hier keine zeitliche Begrenzung und keine Deadline“, sagt Rechtsanwältin Frosch. „Wir haben bereits Gespräche geführt und sind gerade dabei, eine Zahlenbasis neu zusammenzustellen.“ Das Planverfahren könne in sechs Monaten abgeschlossen werden. Frosch räumt ein: „Ich bin selbst gespannt, was dabei herauskommt.“

Der Verein Exzellenzhaus übernimmt in der Jugendarbeit Aufgaben der Stadt Trier und wird dafür entlohnt. Die Verwaltung zahlt Projekten und Aktionen des Exhauses pro Jahr rund 390 000 Euro – völlig unabhängig von Insolvenz und Sanierung.

Zusätzlich beschloss der Stadtrat  einen Zuschuss von 120 000 Euro im Jahr 2018 und weitere 75 000 Euro für 2019. Davon sind 23 000 Euro als Puffer gedacht, der nur dann ausgezahlt wird, wenn er tatsächlich gebraucht wird.

„Wir müssen jetzt davon ausgehen, dass dieser Puffer gebraucht wird“, sagt Anwältin Frosch. „Es wäre natürlich schön, wenn wir die Stadt nicht um weitere Zuschüsse bitten müssten.  Doch das werden wir erst in zwei bis drei Wochen wissen.“

Neue Finanzhilfen müsste der Stadtrat beschließen. Für die Stadt hat Bürgermeisterin Elvira Garbes (Bündnis 90/Die Grünen) bereits betont, man wolle alles tun, um das Exhaus zu retten.

Die Mitarbeiter des Vereins und vor allem der hauptamtliche Leiter  Cornelius Günther haben harte Wochen und Monate hinter sich, sind aber fest entschlossen, sich durchzubeißen. Günther hat den Job des Chefs im Spätsommer 2018 von Thomas Endres übernommen. Es sollte nur eine Übergangslösung sein, der Verein schrieb den Job des hauptamtlichen Chefs aus. Doch der schließlich erfolgreiche Kandidat zog seine Bewerbung angesichts der aktuellen Krise zurück. Günther bleibt am Brett.

„Das ist korrekt“, sagt er. „Ich habe mich deshalb bereiterklärt, diese Position bis Ende 2019 weiter zu übernehmen.“ Günthers Rolle ist enorm wichtig, denn die Insolvenz in Eigenverwaltung ermöglicht es der Leitungsebene des Vereins, im Amt zu bleiben und die notwendige Sanierung in enger Zusammenarbeit mit der Rechtsanwältin Christine Frosch selbst in Angriff zu nehmen. „Ich bin zuversichtlich“, sagt Günther. „Wir machen weiter.“

Es gibt im Insolvenzverfahren des Exhauses noch eine dritte wichtige Instanz – die des Sachwalters. Er überwacht unabhängig das gesamte Verfahren. Diese Aufgabe übernimmt im Fall des Exhauses die Kanzlei von Professor Thomas B. Schmidt in Trier.

Rechtsanwalt Christoph Grünen präsentiert die aktuelle Ansicht des Sachwalters: „Die Insolvenzbevollmächtigte hat bereits zusammen mit dem Verein und der Stadt viel erreicht. Wir sind guter Dinge, dass das auch angesichts der aktuellen Lage so weitergeht und der Betreiberverein des Exhauses weiter bestehen bleibt.“

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