Kriegsgedenken Erinnerung in Stein und Mohn

Daun-Rengen · An einen Flugzeugabsturz im Ersten Weltkrieg wird in Daun-Rengen mit einer Gedenkstätte erinnert.

  Künstliche Mohnblumen werden in vielen Nationen am Gedenktag „Remembrance Day“ am Rever getragen oder vor Gedenkstätten niedergelegt.

Künstliche Mohnblumen werden in vielen Nationen am Gedenktag „Remembrance Day“ am Rever getragen oder vor Gedenkstätten niedergelegt.

Foto: picture alliance/dpa/Huntington And Langham Estate /PA Media/---

1943 wurde während des Zweiten Weltkrieges ein britischer Bomber über der Vulkaneifel abgeschossen. Er stürzte nahe der Domäne in Rengen ab. Dabei verloren sieben Piloten ihr Leben. Der jüngste war gerade einmal 18 Jahre alt geworden. Der Eifelverein Daun errichtete im Jahre 2009 zur Erinnerung an dieses tragische Geschehen und als Aufruf zum Frieden einen Gedenkstein an der Absturzstelle . Die Anlage wird von der Jugend aus Rengen bestens gepflegt.

Dass dieser Ort der Erinnerung und der Ruhe nicht nur von vielen Spaziergängern besucht wird, sondern auch von Angehörigen der getöteten Piloten, beweisen immer wieder kleinere Erinnerungsgaben, seien es Blumen, Engelputten oder ein Foto eines der gefallenen Piloten, John Charles Gibson.

Familienangehörige von ihm sprachen damit ihren Dank aus. „Thank you Rengen, thank you Eifelverein“, ist auf dem Foto auf Englisch zu lesen – also: Danke Rengen, Danke Eifelverein. Aber auch auffällig ist der Gedenkkranz, der so gänzlich anders aussieht, als dies auf deutschen Soldatengräbern zu sehen ist. Poppy-Kranz wird er genannt, auf deutsch etwa: Kranz mit Erinnerungsmohnblumen. Es sind stilisierte und künstliche Mohnblumen, die als Symbol des Gedenkens an die zahllosen in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten erinnern.

Dass diese Poppies, Klatschmohn-Blüten, zu internationalen Gedenkzwecken verwendet werden, nicht nur an Gedenkkränzen, sondern auch als Ansteckblume am Jackenrevers, hat eine ergreifende Ursprungsgeschichte.

In Nordfrankreich und Flandern (Nordbelgien) hinterließen 1914/15 die blutigen Kämpfe zwischen deutschen und alliierten Soldaten verwüstete Felder und Wälder, zerstörte Äcker und Fluren. Die Erde hatte das Blut zigtausender Menschen aufgesogen. Aber im warmen Frühjahr 1915 erblühten dennoch leuchtend rote Blumen inmitten der Bombentrichter, der Schützengräben und auf den frisch aufgeschütteten Hügeln der Soldatengräber inmitten einer vernichteten Landschaft. Es war roter Klatschmohn, in Belgien als Flandernmohn bekannt.

Oberstleutnant John McCrae, ein Kanadier, der als Brigadechirurg in einer alliierten Artillerieeinheit diente, entdeckte in diesem Frühjahr kurz nach der zweiten Schlacht von Ypern, in der allein über 120.000 Soldaten getötet, verwundet oder vermisst wurden, inmitten all der chaotischen Natur eine Gruppe Mohnblumen. Der sensible Mann war davon so beeindruckt, dass er ein dreistrophiges Gedicht mit dem Titel „In Flanders Field“ schrieb.

Darin gab er den Toten eine Stimme und ließ sie sagen (hier auf deutsch): „Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn zwischen den Kreuzen, Reihe um Reihe, die unseren Platz markieren. Wir sind die Toten. Vor wenigen Tagen noch lebten wir, fühlten den Morgen und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang, liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir auf Flanderns Feldern.“

Dieses berührende Gedicht wurde Ende 1915 in der Zeitschrift Punch veröffentlichte und danach bei unzähligen Gedenkzeremonien verwendet. Äußerst schnell verbreitete sich diese Poesie in allen englischsprachigen Ländern. 1920 beschloss die National American Legion (Veteranenorganisation der Streitkräfte der Vereinigten Staaten), die Mohnblume als offizielles nationales Erinnerungszeichen der USA zu verwenden.

In England gründete sich die königliche britische Legion neu und hielt im November 1921 ihren ersten „Poppy Day“ als nationalen Gedenktag ab, bei dem Millionen von Mohn-Seidenblumen verkauft und über 106.000 Pfund zur Unterstützung der Veteranen des Ersten Weltkriegs gesammelt wurden.

Andere Nationen folgten bald dem Beispiel, als sie die Mohnblume als offizielles Symbol der Erinnerung annahmen. Heute, mehr als ein Jahrhundert nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, zieren sich Millionen von Menschen in Großbritannien, Kanada, Frankreich, Belgien, Australien und Neuseeland jeden 11. November mit den roten Mohnblumen, den Poppies, um an die vielen Männer und Frauen zu erinnern, die ihr Leben für ihr Land geopfert haben.

 In Rengen wird an den Absturz erinnert.

In Rengen wird an den Absturz erinnert.

Foto: TV/Alois Mayer

Und mit dem Wunsch, den Tod der Soldaten nicht zu vergessen, endet auch das Gedicht: „Wenn ihr den Glauben an uns, die wir sterben, brecht, werden wir nicht schlafen, obwohl Mohnblumen auf Flanderns Feldern wächst.“

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