Vogelfutter und Co. Experte erklärt: Was man jetzt beim Füttern von Wildvögeln beachten sollte

Steineberg · Seit seiner Kindheit ist Mike Gerhartz aus Steineberg fasziniert von Vögeln. Hier erklärt der Experte, was Vogelfreunde jetzt tun können, um Gartenvögeln zu helfen - und was sie besser lassen.

 Mike Gerhartz vor einer seiner gesicherten Futterstationen auf seinem Grundstück.Damit lockt er zwar keine Graureiher an, dafür aber viele andere Vogelarten.

Mike Gerhartz vor einer seiner gesicherten Futterstationen auf seinem Grundstück.Damit lockt er zwar keine Graureiher an, dafür aber viele andere Vogelarten.

Foto: Bernd Schlimpen

Die meisten „Ornithologen“, Vogelkundler, findet man in Norddeutschland, auf Rügen. Und man sagt ihnen nach, dass sie einen Zweig der Zoologie darstellen. Sie schauen auf alles, was sich in der Luft oder im Schilf bewegt, und besonders die großen Kraniche haben es ihnen angetan, die sich zu ­„zig“-tausenden versammeln, in den nordischen Gebieten Rast machen, und die bei uns mit ihren Flugarten und ihrem „Trompeten“ Frühjahr und Winter anzukündigen scheinen. Sicherlich würde Mike Gerhartz auch gerne diese Kranichbeobachtungen in Norddeutschland machen.

Früher hat er nicht nur beim SV Darscheid Fußball gespielt. Neben dem Sport hat ihn auch damals schon die Natur interessiert, und er  hatte deshalb einen ausgezeichneten Kontakt zur heimischen Vogelwelt. Er ließ keine Gelegenheit aus, Ausführliches über seine vielen gefiederten Freunde zu erfahren und einzugreifen, wenn es darum ging, der Vogelwelt in Feld und Wald Vorteile zu verschaffen.

Dies geschah alles in der Zeit vom gleichgesinnten Darscheider Lehrer Hans Mühlhaus, der seine Gesinnung verbreitete und seine Schützlinge aus der Schule in die „Darscheider Vogelparadiese“ führte. Als der Volksschullehrer die Vogelschutzgruppe 1956 gründete, war Mike Gerhartz auch unter den Gründern und blickt auf 66 Jahre als Mitglied dieser Gruppe zurück. Unter anderem legten die Vogelschützer in der Darscheider Pafenheck eine „Benjeshecke“ an, die Insekten, Igel und natürlich Vögel schützt. Zwei Reihen Pfähle werden dazu aufgestellt, und dazwischen wird Grüngut gelagert.

Heckenbraunelle, Zaunkönig und die Grasmückensorten leben auch in dieser Benjeshecke, um die Gerhartz Nistkästen anbrachte. Nach seiner Ehe zog es ihn nach Steineberg und hier hat er in der bekannten Ley in den 1970er Jahren 50 Nistkästen befestigt. Zuerst berichtet er gute Sachen: „Spatzen, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise und Tannenmeise sind bei uns noch häufig anzutreffen.“

Dann erwähnt er die Lücken und das Schwinden bei den „Ganzjahresvögeln“: bei Dompfaff oder Gimpel, Grünfink, Schleiereule, Steinkauz, Goldammer, Sperlingskauz, Kernbeißer, dem farbenfrohen und flinken Eisvogel, Kernbeißer, Schwarzspecht, Waldbaumläufer, Wasseramsel und Rebhühner, Goldammer. „Bei den Staren, deren Versammlungstrieb wir sonst allabendlich bewundern konnten, sind 50 Prozent aus der Region verschwunden“, hebt er hervor. Bei den Zugvögeln melden Feldlerche, Rauch- und Mehlschwalbe, Neuntöter, Gartenrotschwanz sowie Hänf­ling Verluste.

Woher kommt dieser Schwund, dieses Verschwinden? Gerhartz kennt einige der Gründe und meint: „Es ist keine ganzjährige natürliche Nahrung mehr vorhanden. Die Früchte, auch getrocknete, in der kargen Zeit, fehlen leider oft wegen abgeholzter Hecken und Sträucher, Sä­mereien sind zu wenig vorhanden und durch ständigen Einsatz von Pestiziden fehlen die lebensnotwendigen Insekten. Die fehlenden Hecken geben sonst Nistmöglichkeit und Schutz vor Raubvögeln, die einer kleinen Vogelmahlzeitz nicht abgeneigt sind. Dazu kommen als Nesträuber Elstern und Krähen. Dazu gehören aber weiter Elstern, Eichelhäher sowie Eichhörnchen und Marder, für die das Gelege ein Festmenü ist.

Aber aus dem südlichen Italien, von den Mittelmeerinseln kehren viele Zugvögel nicht mehr zurück, weil dort verantwortungslose „Jäger“ Netze aufspannen, um Singvögel zu fangen, die dann oft auf dem Teller landen. In früheren Zeiten waren die natürlichen „Nahrungsmittel“ für die gefiederten Freunde noch an Hängen und Feldwegen vorhanden, es musste nicht gefüttert werden, oder die Vögel pickten sich einfach auf Misthaufen satt, die heute mit der Landwirtschaft ebenso verschwunden sind.

 Auch für Wasservögel wie Blesshühner, Haubentaucher oder Stockenten und Silberreiher, die auch am Schalkenmehrener Maar auftreten, nimmt sich der begeisterte Vogelkundler oft Zeit

Auch für Wasservögel wie Blesshühner, Haubentaucher oder Stockenten und Silberreiher, die auch am Schalkenmehrener Maar auftreten, nimmt sich der begeisterte Vogelkundler oft Zeit

Foto: Bernd Schlimpen

So funktioniert eine Vogelfütterung im Winter

Aber: Wie funktioniert nun eine richtige Winterfütterung? Gerhartz hat zwei Futterstationen in seinen Gärten aufgebaut, zwei Holzvogelfutterhäuschen, die so hoch angebracht sind, dass eine Katze keine Chance hat, hier zu wildern. Außerdem sollte zum Flüchten vor Raubvögeln eine nahe Hecke vorhanden sein. Bei zwei Vogelhäuschen entsteht bei den Anfliegenden auch kein „Futterstress“, und die Verunreinigungen werden im Rahmen gehalten.

Der 75-jährige sagt: „Ich füttere seit jeher meine vielen Gäste, auch über die Zeit hinaus, wo sie schon wieder Futter finden. Ich rate jedem Familienvater zur Fütterung, denn dann werden die Kids mit der Vogelwelt vertraut, wenn sie aus den Fenstern auf die Futterstation schauen. Auch das futterfrohe Gezwitscher gefällt bestimmt.“

Womit Vögel am besten gefüttert werden sollten - und womit nicht

Und was füttert Gerhartz? „Überwiegend Sonnenblumenkerne mit verschiedenen Sämereien und Meisenringe im Drahtring ohne umweltschädliches PVC-Netz als Fettfutter. Bei der erfahrenen NABU kann man sich im Netz erkundigen und auch umweltfreundliche Futtermittel beziehen“, erwähnt der Ornithologe, der weiß, dass auch angefaulte Apfelstücke, Rosinen und Haferflocken (das Mindesthaltbarkeitsdatum darf auch abgelaufen sein) keineswegs verschmäht würden. Aber Brot und alles Salzige sollte nicht verwendet werden.

Nun, er hat oft Besuch, um von seinem Wintergarten aus mit einem starken Fernglas das bunte Flattertreiben zu beobachten, wo sich alle Meisenarten, Grünfinken, Rotkehlchen, Elstern, Raben, Kleiber, Buntspechte, Amseln, Eichelhäher, Buchfinken, Bergfinken und dann und wann ein Dompfaff tummeln.

 Schalkenmehrener Maarufer

Schalkenmehrener Maarufer

Foto: Bernd Schlimpen

Wie Gärtner und Hausbesitzer den Vögeln helfen können

Was ist nun mit den Raubvögeln in unserer Vulkaneifel? „Auch hier muss man den Schwund bemängeln. Zwar sind Turmfalken noch stark vertreten, aber Baum- und Wanderfalke, Sperber, Mäusebussard und Habicht sieht man seltener“, vermittelt der Steineberger, der sich anhand von Fachliteratur weiterbildet.

Was zur Gretchenfrage führt: Warum bekommen wir weniger Vogelbesuch? Nun, die Häuslebauer wollen keine Nistmöglichkeiten anbieten an ihren neuen Prachtbauten für Bachstelze, Rotschwanz oder Schwalbe, die auch die verschwundenen Ställe vermisst. Kürzlich hat Gerhartz, auf Anregung einer Bekannten eine besondere Aktion in Willmerath gestartet, die unter dem Motto „Kinder bauen Nistkästen“ schon vor Jahren begonnen hatte. Nun mussten die Nistkästen gesäubert werden.

Man wollte die „zuständigen“ Schüler hierbei verschonen, die während der Pandemie im Unterricht strapaziert und beansprucht wurden. Also erklärte sich Gerhartz mit dem Bekannten gerne bereit. Gerhartz: „Interessant! Wir konnten in jedem Nistkasten an der Nestart erkennen, welcher Vogel hier brütete und wohnte.“ Nun resümiert der Hobbyornitologe und hat im Namen seiner Schützlinge verschiedene Wünsche: „In Gärten sollte man eine Art kleine Benjeshecke einrichten, auch wenn die Gartenschönheit darunter etwas leidet, auch wenn man Reisigbündel auslegt. Sinnvoll ist es auch, eine wilde Ecke mit ungemähten Blüten und Blättern stehen zu lassen. Die Behandlung mit Spritzmitteln kann der Hobbygärtner auch eindämmen. So lässt sich der Vogelbestand im Dorf und in der Vulkaneifel eher halten. Dies sind kleine Dinge vor der Haustür, die mir sehr am Herzen liegen, und jeder kann so einen kleinen Beitrag leisten“, schließt der Vogelliebhaber aus Steineberg.

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