Überdenken – und zu den Akten legen

Zum Artikel "Gewinne oder Verluste" (TV vom 23. Mai) schreiben diese Leser:

Nur wenn "alle" Mountainbiker, Jagdpächter, Wanderer, Reiter, Naturschützer, Anwohner und sonstige betroffene Gruppierungen in eine Richtung gehen, hat die Eifel hier die einmalige Chance, sich touristisch gegenüber anderen Regionen zu behaupten. Bei einem geringen Kostenaufwand und keinerlei baulichen Veränderungen der Natur sollte man durchaus dem Projekt "Vulkanbike Trailpark" positiv entgegen sehen. Wenn aber doch dem Projekt seitens der Jagdpächter kein Wirtschaftsimpuls zugesprochen wird, also keine Mountainbiker kommen, worüber streitet man sich denn hier? Udo Nöllen, Daun Angesichts der desaströsen Situation der Planung und des wachsenden Unmuts hat sich die Politik entschlossen, auf die Jäger einzudreschen. EU-Fördermittel, Zuschüsse und die Chance, ein Denkmal zu setzen, schaffen Begehrlichkeiten. 1,5 Millionen Euro pro Jahr soll das Projekt bringen. Drei Millionen aktive Mountainbiker (MTB) soll es geben, ein Prozent (= 30 000) davon kommen und geben pro Tag 50 Euro aus. Tolles Geschäft? Rechnen wir nach. Deutschland hat 82 Millionen Einwohner. Demnach wären 3,65 Prozent der Bevölkerung (Säuglinge bis Greise) aktive MTB. Werden MTBs aus Hamburg, Berlin, Dresden, Stuttgart über mehr als 500 Kilometer regelmäßig anreisen, um in der Eifel Rad zu fahren? Eher nicht. Um das wahre Potenzial zu erkennen, muss der Einzugsbereich definiert werden. Das ist im wesentlichen Nordrhein-Westfalen und Hessen mit zusammen 24 Millionen Einwohner. Unterstellt man 3,65 Prozent (laut Planer) aktive MTB, so würden in dem Einzugsbereich nur 876 000 MTB leben. Ein Prozent davon: 8760 MTB oder 438 000 Euro. Ein weiter Weg bis zu 1,5 Millionen Euro. 400 000 Euro soll der gesamte Park kosten. 1000 Kilometer herrichten und beschildern mit 400 Euro pro Kilometer? Illusorisch. 70 Prozent werden bezuschusst, aber wer trägt die verbleibenden 120 000 Euro, die Kostensteigerungen und die Folgekosten? Die Wälder werden nur als Durchfahrt genutzt, einen wirtschaftlichen Nutzen gibt es nur an Start und Ziel. Dagegen haben die Gemeinden Einbußen durch Wildschäden, Entwertung der Jagdpachten und Verlust ihrer Stammkunden. Angesichts der Kosten, Risiken und des fragwürdigen Ertrags ist die Politik gut beraten, das Thema zu überdenken und dann zu den Akten zu legen. Wolfgang Ungerechts, Lirstal

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