Ausbildung Zehn Jahre „Dein Tag, Deine Chance“: Welche Rolle die Messe auf dem Ausbildungsmarkt spielt

Trier · Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert: Weniger Schulabgänger, der Trend zum Studium und dann noch die beiden Corona-Jahre. In all dieser Zeit ist die Messe „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ eine Konstante, die die regionale Wirtschaft zu schätzen weiß.

In diesem Jahr war die Ausbildungsmesse „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ bereits zu Gast in Traben- Trarbach.

In diesem Jahr war die Ausbildungsmesse „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ bereits zu Gast in Traben- Trarbach.

Foto: Hans Kraemer

In diesem Jahr blickt die gemeinsame Ausbildungsmesse von Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer (HWK), der Arbeitsagentur Trier und dem Trierischen Volksfreund auf zehn Jahre zurück.

In dieser Dekade hat „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ Hunderten Jugendlichen dabei geholfen, ihre Berufskarriere zu starten. Und zahlreiche regionale Firmen haben das gefunden, was sie zurzeit am nötigsten brauchen: engagierte Mitarbeiter.

Die Idee der vier Initiatoren vor zehn Jahren war es, Betriebe und Bewerber zusammenzuführen. Das Netzwerk von Wirtschaftskammern, Arbeitsagentur und TV hatte zuvor 15 Jahre lang dafür gesorgt, dass Jugendliche einen Ausbildungsplatz finden. „Jobgarantie“ war das Zauberwort, bei dem alle Jugendlichen, die Ende des Sommers noch ohne Ausbildungsplatz waren, angeschrieben wurden, persönlich betreut und begleitet in den Arbeitsmarkt vermittelt wurden.

Doch spätestens 2010 wandelte sich der Ausbildungsmarkt: Die Unternehmen, die zuvor unter der Flut der Bewerbungen aussuchen konnten, merkten schnell, dass es immer schwieriger wird, Stellen zu besetzen. Auf diese Entwicklung reagierten IHK, HWK, Arbeitsagentur und TV mit „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ Das Konzept war und ist einfach: Für Unternehmen ist die Messebeteiligung kostenlos, alle Firmen haben die gleichen Voraussetzungen, die gleiche Standgröße. Die Messe ist immer freitags von 14 bis 17 Uhr, damit der Aufwand für die Betriebe gering ist, die Jugendlichen nicht im Nachmittagsunterricht fehlen und Eltern sie eventuell begleiten können.

Ein vierter Punkt: Die Messe spricht direkt und persönlich interessierte Jugendliche an. Die Messe findet im Herbst in Trier statt und im Frühjahr an wechselnden Orten in der Region. Bisher waren dort Bitburg, Prüm, Wittlich, Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach Stationen. Einfach, aber erfolgreich, das Konzept und selbst der Name „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ sind immer wieder kopiert worden. Doch für viele Unternehmen ist die Gemeinschaftsveranstaltung von IHK, HWK, Arbeitsagentur und TV weiter ein absolutes Muss.

Die Bitburger Brauerei gehört zu den „Stammkunden“, hat fast alle der 18 Veranstaltungen begleitet. Alexandra Ulrich von der Bitburger ist vom Konzept überzeugt: „Die Messe ist für uns ganz wichtig. Viele junge Leute, mit denen wir dort einen Erstkontakt hatten, sind später Azubis geworden.“ Wichtig sei, dass der Termin an einem Freitagnachmittag auch den Eltern Gelegenheit gebe, ihre Kinder zu begleiten. Das sei für beide Seiten häufig hilfreich. Die Bitburger besetzt ihren Stand auch gerne mit eigenen Azubis, „das sind die besten Werber“. Die Brauerei, die in zwölf unterschiedlichen kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen ausbildet, stellt im Jahr zwischen 15 und 20 Azubis ein. Und selbst für ein so renommiertes Unternehmen wird die Nachwuchssuche schwierig, was Alexandra Ulrich mit einem Wunsch an die Politik verbindet: „Die Politik und die Gesellschaft müssten die Duale Berufsausbildung wieder mehr in ihren Fokus setzen.“

Auf eigene Azubis, die junge Leute für ihren Beruf begeistern, setzen fast alle Messeteilnehmer seit Jahren. Bei GKN Driveline GmbH in Trier gehören seit vielen Messeauftritten Azubis zum „Messeteam“. „Es ist einfacher, mit einem Gleichaltrigen ins Gespräch zu kommen, die sprechen eine Sprache. Und unsere Azubis brennen für ihren Beruf“, erzählt Rainer Wagner von dem Autozulieferer. „Und wenn sich Jugendliche für unser Unternehmen interessieren, kommen wir von der Personalentwicklung dazu“, ergänzt Janet Ben Saad. Das Konzept geht auf. GKN ist als Ausbildungsbetrieb mehrfach ausgezeichnet worden. In fünf gewerblich-technischen Berufen und einer kaufmännischen Ausbildung werden Jahr für Jahr rund zwölf Azubis gesucht.

Auch ein anderer Autozulieferer aus der Region ist Stammgast bei „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“. ThyssenKrupp Bilstein aus Mandern hat kaum eine der Messen in Trier verpasst. „Für uns ist es wichtig, dass wir den Jugendlichen zeigen können, was wir überhaupt an Ausbildungsstellen anbieten.“ Über ein Praktikum könne man dann herausfinden, ob Bewerber und Betrieb zusammenpassen. Rund zehn Ausbildungsplätze bietet Bilstein jährlich an, in diesem Jahr neben den Berufen im gewerblich-technischen Bereich auch eine Lehrstelle im IT- und im kaufmännischen Bereich.

Häufiger Besucher der Ausbildungsmessen ist auch die Benningoven Branch of Wirtgen Mineral Technologies aus Wittlich. Marc Lucas: „Ein großes Plus der Messe ist, sie ist sehr unkompliziert. Es ist einfach, mit vielen jungen Leuten ins Gespräch zu kommen.“ Zudem seien die Besucher auch „gut informiert und interessiert. Sie haben sich oft im Vorfeld informiert und es ist ein Vorteil, wenn die Eltern sie begleiten.“ Benninghoven bietet neben der Dualen Ausbildung im gewerblich-technischen und kaufmännischen Bereich auch Duale Studiengänge an. Während die Messe in Trier, die dem Wittlicher Unternehmen wegen der Entfernung selten Azubis beschert, sei etwa die Veranstaltung in Traben-Trarbach sehr interessant gewesen.

Seit vielen Jahren Stammgast ist auch die Westnetz GmbH aus Trier (ehemals RWE). Christian Hein lobt das Konzept: „Die jungen Menschen sind sehr interessiert und häufig werden sie von ihren Eltern begleitet. Das ist der Vorteil, dass die Messe keine Pflichtveranstaltung für Schüler ist.“

Dazu trage auch der Zeitraum an einem Freitagnachmittag bei. „Auf der Messe vergeben wir immer viele Praktikumsplätze, das ist ein guter Einstieg für eine spätere Ausbildung.“ Westnetz gehört zu den großen Ausbildern in der Region. Jährlich bietet das Unternehmen mehr als 20 Stellen an, die Mehrzahl als Elektroniker für Betriebstechnik aber auch zwei Plätze für ein praxisintegriertes Studium, im kaufmännischen Bereich und Einstiegsqualifizierungen.

Gelegenheit, einen Auszubildenden auch noch für dieses Jahr zu finden, bietet die kommende Messe „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ am kommenden Freitag (siehe Extra).

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