Hahn-Chef: Wir suchen den Dialog

Lautzenhausen · Die Geschäftsführung am Flughafen Hahn denkt nach vorne. Nach Kritik von ortsansässigen Firmen lädt sie Unternehmen zum Dialog ein.

 Der Chef des Flughafens Hahn, Markus Bunk, sieht für den Flugplatz viele Entwicklungschancen. Foto: dpa

Der Chef des Flughafens Hahn, Markus Bunk, sieht für den Flugplatz viele Entwicklungschancen. Foto: dpa

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Lautzenhausen. Hahn-Geschäftsführer Markus Bunk kann sich vorstellen, die Logistikbranche zu stärken und den Airport als Bereitschaftsstandort für Katastropheneinsätze anzubieten. Mit ihm sprach unser Mitarbeiter Dietmar Brück. Am Flughafen Hahn wurde jüngst Kritik an der Dialogbereitschaft der Geschäftsführung laut. Redet die Airport-Leitung zu wenig mit den ansässigen Firmen?Bunk: Die Flughafengeschäftsführung ist sehr um einen engen und vertrauensvollen Kontakt zu ihren Geschäftspartnern bemüht. Aus diesem Grund hat sie gerade auch in diesem Jahr Veranstaltungen durchgeführt, um den gegenseitigen Austausch zu intensivieren. Hieran arbeiten wir weiter: Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG) wird schon in Kürze zu einem weiteren Unternehmenstreffen einladen. Die Flughafengeschäftsführung kam und kommt darüber hinaus Gesprächswünschen der Partner immer kurzfristig nach. Dies gilt auch für die jeweiligen Fachabteilungen, die eng zusammenarbeiten. In diesen Fällen steht stets das Interesse und die positive Entwicklung des Gesamtstandortes im Vordergrund. Das hilft allen Beteiligten.Haitec-Geschäftsführer Frank Rott (Flugzeug-Wartungsspezialist am Hahn) glaubt, dass der Flughafen das Potenzial für einen großen Luftverkehrtechnologiestandort hat. Was denken Sie?Bunk: Absolut einverstanden. Auch wir sind überzeugt, dass der Hahn eine erfolgreiche Zukunft hat. Wir wissen um die Bedeutung eines professionellen Wartungsstandortes am Hahn und sind sehr dankbar, dass Haitec sich in den vergangenen Jahren so positiv entwickelt hat. Haitec - und alle anderen Partner - stärken den Standort und werden bei Akquisitionsgesprächen positiv in die Gespräche eingebracht und von den Partnern als Vorteil des Standortes wahrgenommen. Neben Fracht und Passage bietet unserer Auffassung nach gerade der Wartungsbereich ein großes Zukunfts- und Entwicklungspotenzial. Hinzu kommen die hervorragende Infrastruktur, die gute verkehrstechnische Anbindung und die qualifizierte Belegschaft.Die Fracht ist eingebrochen, im Passagierbereich verdient der Flughafen nicht viel. Muss da nicht über neue Geschäftsmodelle nachgedacht werden?Bunk: Natürlich muss ständig über ergänzende Geschäftsmodelle nachgedacht werden. Der Standort wird ständig fortentwickelt. Passagier- und Frachtverkehr stellen sicherlich auch zukünftig die Grundlage des Geschäftsmodells dar. Ergänzend sehen wir nicht nur Potenzial im Wartungsbereich. Wir wollen im Hunsrück auch weitere luftfahrtaffine Betriebe ansiedeln - etwa aus dem Logistikbereich. Ganz sicher haben wir auch gute Voraussetzungen zum Beispiel für Sonderverladungsthemen, also besonders große Fracht. Denn hier haben wir eine große Erfahrung und eine hervorragende Expertise. Denkbar ist auch, den Hahn als Bereitschaftsstandort für Katastropheneinsätze zu vermarkten. Die rasche und flexible Arbeitsweise aller Partner am Standort in Verbindung mit der 24-Stunden-Betriebsgenehmigung bietet hier eine ausgezeichnete Ausgangslage. In diesen und weiteren Themenfeldern sind wir ständig aktiv. Erfahrungsgemäß dauert die Entwicklung von Geschäftsfeldern aber seine Zeit. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in einem hart umkämpften Markt bewegen.Haitec hat angemahnt, dass das Entwicklungskonzept im Bereich Ost brachliegt. Was hat es damit auf sich?Bunk: Noch 2015 soll der Plan für das Entwicklungsgebiet Cargo Nord vorliegen. Daneben finden weitere Schritte zur Entwicklung anderer Flughafenbereiche statt. Die FFHG ist ständig im Gespräch mit den Behörden sowie mit den Partnern des Standortes wie dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), dem heute große Teile der Liegenschaft gehören, um die Entwicklung des Standortes voranzutreiben.Zudem kritisierte Haitec, dass das Unternehmen mit der Wartung von VIP- und Businessjets nie ins weit entfernte Erfurt gegangen wäre, wenn Rheinland-Pfalz wie Thüringen eine Landesförderung gezahlt hätte. Hat sich die Flughafenspitze je um eine solche Hilfe bemüht?Bunk: Es haben im Vorfeld der Entscheidung der Haitec, nach Erfurt zu gehen, um dort kleineres Fluggerät zu warten, zahlreiche Gespräche mit der damaligen Geschäftsführung der Haitec stattgefunden. Am Flughafen Erfurt stand eine Werfthalle leer und damit - extrem kostengünstig - zur sofortigen Verfügung. Auch mit der neuen Geschäftsführung ist Haitec durch die Vermittlung der FFHG regelmäßig mit der Landesregierung im Gespräch. Auch der Abfertiger VG Cargo wünscht sich, dass der Flughafen und seine Firmen enger zusammenrücken und mit einer gemeinsamen Botschaft um Kunden werben. Gibt es im Gesamtmarketing noch Optimierungsreserven?Bunk: Bestehende Optimierungsreserven, wollen wir selbstverständlich mit VG Cargo gemeinsam nutzen. Auch dazu finden derzeit Gespräche statt. Die Geschäftsführung von VG Cargo arbeitet sehr eng sowohl mit dem Vertrieb als auch der Geschäftsführung der FFHG zusammen. Dies gilt auch für den zweiten Abfertiger am Standort, die Hahn Cargo Services GmbH (HCS). HCS und VG Cargo als landseitige Abfertiger ergänzen das Dienstleistungsangebot der FFHG als luftseitigen Abfertiger. Schon deshalb gibt es hier eine enge (auch operative) Zusammenarbeit. Der eine kann ohne den anderen nicht. DBExtra

Markus Bunk (Foto: dpa) ist 49 Jahre alt. Seit Oktober 2013 ist er Geschäftsführer des Flughafens Hahn. Von 2008 bis Ende September war er Geschäftsführer des Flughafens Dortmund, von 2005 bis 2007 Geschäftsführer des Flughafens Saarbrücken. 2001 bis 2005 arbeitete Bunk für die Fraport AG in Frankfurt. Er hat an der Fachhochschule Gießen ein Diplom als Wirtschaftsingenieur erworben und ferner an der Universität Nottingham ein Management-Studium mit dem Abschluss MBA absolviert.red

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