Aber wenn wir alle offiziellen und privaten Feiertage zusammenzählten, würden wir feststellen, dass jene kleinen Tage den weitaus größeren Teil unseres Lebens ausmachen, diese gewöhnlichen Tage ohne Profil und ohne besondere Ereignisse, ausgefüllt mit Arbeit und Ärger und dem immer gleichen Rhythmus von morgens bis abends. So sehr wir auch von den großen Tagen leben - diese vielen kleinen Tage dazwischen haben es in sich. Das Sprichwort sagt: "Der Teufel steckt im Detail", also in den Einzelheiten, im Kleinkram, im Alltäglichen, in den so unwichtig erscheinenden Kleinigkeiten dieser kleinen Tage. Die Festtagsstimmung und das Feiertagsgesicht fallen uns nicht schwer, aber an einem grauen Werktagmorgen die lieben oder weniger lieben Mitmenschen annehmen, ihnen trotz aller schlechter Laune ein gutes Wort, einen freundlichen Blick schenken, das kostet einiges. An großen Tagen mit großen Geschenken und mit großen Worten zu beweisen, dass ich etwas für jemanden übrig habe, ist kein Kunststück. Aber trotz Ärger, Missverständnissen und unüberlegten Worten daran festhalten, dass ich zu dem anderen stehe, dass ich ihn ertrage und zu ihm halte in allem Kleinkram - das ist die Probe aufs Exempel. Der Teufel steckt im Detail - besser: Die Wahrheit steckt im Detail. Denn erst in den kleinen lächerlichen Einzelheiten, an den kleinen namenlosen Tagen zeigt sich, wie ich wirklich bin. Die Wahrheit über mein Leben steckt im Detail. Auch wenn ich dabei überhaupt nicht an Gott denke oder denken kann: Was mein Leben wirklich wert ist vor ihm und vor den Menschen, das steckt verborgen in diesen grauen Werktagen zwischen den Festen, in dem immer gleichen Rhythmus von morgens bis abends. Die Wahrheit - noch besser: die Liebe steckt im Detail. Nicht in den großen Worten der großen Tage, sondern in den tausend Kleinigkeiten, in den unzähligen Möglichkeiten "dazwischen". Alles steckt im Detail.

Rudolf Halffmann, Dechant,

Wittlich