Rödl: „Es kann viele Veränderungen geben“

Trier · Nach einem Jahr ohne große Fluktuation deuten sich bei Basketball-Bundesligist TBB Trier im Sommer einige Wechsel an - bisher haben drei Spieler einen Vertrag für die Saison 2012/13. Der Volksfreund hat sich mit Cheftrainer Henrik Rödl unterhalten.

 Der Trierer Trainer Henrik Rödl erkärt den neuen Spielzug während der Auszeit beim IT-Haus Cup in der Arena Trier. Foto: Willy Speicher

Der Trierer Trainer Henrik Rödl erkärt den neuen Spielzug während der Auszeit beim IT-Haus Cup in der Arena Trier. Foto: Willy Speicher

Foto: Willy Speicher

Im Volksfreund-Interview spricht TBB-Cheftrainer Henrik Rödl über die größte Baustelle der Saison, seine Aufgaben im Sommer und warum es nicht für jedes Basketball-Talent eine gute Idee ist, ans US-College zu wechseln. Mit Rödl sprach TV-Redakteur Andreas Feichtner.

Herr Rödl, die TBB Trier ist dort gelandet, wo sie viele vor der Saison in etwa verortet hatten, auf Platz 14. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Henrik Rödl: Wir haben bestätigt, was unser Programm ausmacht. Dazu zählt, dass wir mit sehr viel Leidenschaft gespielt haben und dass man der Mannschaft ansieht, dass sie zusammen arbeitet und kämpft. Einige Spieler haben ihre Chance, die wir ihnen gegeben haben, in einer Weise genutzt die es der TBB schwer macht...

... sie in Trier zu halten? Vor allem Maik Zirbes und Philip Zwiener sind sehr begehrt.

Rödl: Es ist schon was Besonderes, dass zwei Mal in Folge Trierer Spieler zum 'most improved player' gekürt wurden (Anm.: Spieler, die sich am stärksten weiterentwickelt haben). Letzte Saison war es Philip Zwiener, diese Saison Maik Zirbes. Dass beide hoch im Kurs stehen, ist verständlich.

Steht im Sommer ein Umbruch bevor?

Rödl: Wir brauchen zuerst eine klare Analyse. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir nur drei Leute sicher unter Vertrag (Anm. Andreas Seiferth, Joshiko Saibou, bei Nate Linhart wurde zudem vom Club aus die Option gezogen). Da werden wir im Sommer viel arbeiten müssen. Ich glaube, dass es viele Veränderungen geben kann. Es wird eine Aufgabe im Sommer werden, Leute zu finden, die in die Fußstapfen treten - aber das hängt von der Konstellation ab, wer uns verlassen wird. An unserem Programm ändert sich nichts. Spieler sollen sich bei uns entwickeln können. Da haben wir in den zwei Jahren Selbstvertrauen gewonnen. Wir haben viele Anfragen von Spielern und Agenten.

Sie haben Anfang der Woche mit allen Spielern Einzelgespräche geführt. Wer soll denn bleiben, wer darf gehen?

Rödl: Ich werde sicher keine einzelnen Namen diskutieren, das bringt nichts. Ich hätte nichts dagegen, wenn nächste Woche die Mannschaft schon stünde. Aber das wird nicht so sein. Wir haben drei schöne Bausteine, aber eben noch für sieben acht Spieler Platz.

Was sich andeutet: Bei James Washington hat der Club die Option nicht gezogen, John Bynum hat zudem via Facebook kommuniziert, dass er Trier verlassen wird.

Rödl: Bei James haben wir zum jetzigen Zeitpunkt die Option nicht gezogen. Und über Facebook zu sprechen, darauf habe ich keine Lust. Die Leute sind alt genug, ihre Sachen mitzuteilen oder nicht.

Wie sehen Ihre Pläne im Sommer aus?

Rödl: Bis zu den Sommerferien bin ich in Trier. Vorher steht noch ein Basketball-Camp in Berlin an. Ich fahre auch zum NBBL-Top-Four-Turnier nach Hagen. Im Sommer geht es mit der Familie dann in die USA. Die Vorbereitung auf die Saison 2012/13 startet in der zweiten August-Woche.

Gibt es aus der NBBL direkte Kandidaten für die TBB? Oder ist der Sprung zu groß?

Rödl: Der Unterschied ist schon groß. Das kann bei ein, zwei Spielern schon mal funktionieren. Bei Paul Zipser weiß es jeder. Hinter ihm ist die ganze Liga her. Mal sehen, ob ihn Trier interessiert - aber da steht noch gar nichts.

In der nächsten Saison greift die 6+6-Regelung. Demnach müssen künftig sechs deutsche Spieler im Kader stehen, einer mehr als bisher. Welche Auswirkungen wird das haben?

Rödl: Es wird immer schwerer werden, deutsche Spieler zu finden, die in die Rotation passen. Die Plätze werden von den großen Vereinen schnell weggenommen. Das heißt, dass geeignete Spieler teurer werden. Das wird den kleinen Vereinen Probleme bereiten. So wünschenswert es für die deutschen Spieler auch ist: Es wird die Liga eindeutiger machen, Überraschungsteams wird man nicht mehr so häufig erleben. Wir stehen aber ganz gut da, weil wir uns den Ruf erarbeitet haben, dass wir jungen Spielern Spielzeit geben. Da haben wir gut vorgearbeitet.

Wie schwer wird es, Kandidaten zu finden?

Rödl: Momentan ist es schwer, weil die starken Jahrgänge 1992 erstmal für die Bundesliga verloren gehen, weil viele ans US-College gehen. Bis die zurückkommen werden - so in zwei, drei Jahren -, wird es einen Mangel an deutschen Spielern geben, die diese Positionen einnehmen können. Es wird nicht leicht werden, passende Spieler zu rekrutieren. Über die Hälfte, die das Talent hätten, es aus der NBBL zu schaffen, sind einfach nicht hier wie Niels Giffey, Patrick Heckmann oder Mathis Mönninghoff. Elias Harris hatte es vorgemacht.

Ihr Weg führte in den 90ern über die USA, Sie wurden in North Carolina mit den Tar Heels College-Meister 1993. Maik Zirbes dagegen hat sich ohne US-Erfahrung in der BBL durchgesetzt. Was empfehlen Sie den Talenten?

Rödl: Das muss man für jeden Spieler individuell sehen. Insgesamt ist es aus meiner Sicht ein großes Risiko, nach Amerika zu gehen. Die Saison ist dort kürzer, sie sind also nicht so viel im Training wie bei uns. Das heißt: Sie haben weniger Spiele, die Entwicklungsmöglichkeiten sind zum Teil schwieriger. In der BBL sind die Mannschaften zudem auf die Spieler angewiesen und investieren von daher mehr. Wenn ein deutscher Spieler im College nicht funktioniert, sind da gleich zwei andere, die nachrücken. Wenn sie dort untergehen oder sich zumindest nicht durchsetzen, verlieren sie ganz wichtige Jahre in ihrer Entwicklung. Das ist ein Risiko. Und das bei allem Verständnis - denn es ist auch eine tolle Lebenserfahrung, ein Studentenleben zu führen oder im College vor 20000 Leuten zu spielen. Rein basketballerisch sind wir in Deutschland mindestens ebenbürtig, bei dem, was wir jungen Spielern anbieten können.

Sie sind seit zwei Jahren in Trier, ihr Vertrag läuft noch ein weiteres Jahr. Haben Sie schon daran gedacht, den Vertrag über 2013 hinaus zu verlängern?

Rödl: Ehrlich gesagt: Ich habe gerade versucht, eine Saison zu verarbeiten und habe mit allen Spielern, dem Vorstand und mit Journalisten gesprochen. Dann ist erst mal die Saison zu Ende und ich kann mal ein Wochenende schlafen, einfach mal runterkommen. Dann kann ich Kraft sammeln, analysieren und mir einen Plan machen. Immer ein Schritt nach dem anderen.

Was kann in der nächsten Saison besser werden?

Rödl: Es gibt in jeder Situation Dinge, die man lernen kann und man erkennt, wo wir besser werden können. Ob das nun die Trainingsplanung ist oder die Saisonplanung für die Spieler. So hatten wir hatten in der Vorbereitung einige Wochen, die besser waren als andere. Wir haben insgesamt gut gearbeitet. Wir hatten gute Jungs, mit denen die Arbeit Spaß gemacht hat. Nate Linhart hat super eingeschlagen. Und auf der Centerposition hatte ich zwar mit Maik Zirbes und Andreas Seiferth überhaupt keine Bedenken vor der Saison, aber es lief eigentlich noch besser als erwartet. Auf der Shooting-Guard-Position war das ganze Jahr ein Krampf für uns erst kam E.J. Gallup rein, später James Washington.

Woran lag's?

Rödl: Es ist nie einfach, neue Spieler reinzubekommen. Uns hat auf der Guard-Position die Qualität vom Vorjahr gefehlt. Das hat die Mannschaft belastet. Darunter hat die Trefferquote gelitten. Wir werden aber versuchen, das im Sommer zu lösen.

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