Das gewisse Kribbeln

Wiederkehr mit Pauken und Trompeten: Nach genau 1597 Tagen findet heute Abend (Anstoß 20.30 Uhr) im Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadion wieder ein Spiel um Bundesliga-Punkte statt. Zur Heimpremiere kommt der Lieblingshassgegner aus München zum Aufsteiger.

Kaiserslautern. Christian Tiffert spricht ganz leise und sehr akzentuiert zwei Tage vor seinem ersten Bundesliga-Auftritt im eigenen, für ihn noch neuen Stadion. Fast scheint es so, als wundere er sich über die Fragen, die man ihm stellt. "Ich habe ja schon ein paar Mal gegen die Bayern in der Bundesliga gespielt. Es ist jetzt nicht so, dass mich diese Tatsache um den Schlaf bringt." Der 28-Jährige, der schon für den MSV Duisburg und den VfB Stuttgart in der deutschen Eliteliga gekickt hat, soll der neue Chef im Lauterer Mittelfeld werden. So etwas wie der verlängerte Arm des Trainers.

Die erwartungsfroh gestimmte riesige Schar der FCK-Fans teilt die Unaufgeregtheit des Mittelfeldrenners, der vor Saisonbeginn von den Duisburger "Zebras" zu den "Roten Teufeln" wechselte, nicht. Die Zahlen sprechen Bände. "Wir hätten das Stadion leicht dreimal füllen können", sagt FCK-Sprecher Christian Gruber. 130 000 schriftliche Anfragen seien alleine eingegangen. "Mit den fernmündlichen Wünschen wären wir auf gut und gerne 150 000 Kartenwünsche gekommen."

Die Partie wird, wie jedes Spiel der Bayern, in knapp 120 Länder übertragen. Für heute Abend gab es für den Betzenberg sogar eine Anfrage des Fernsehsenders Dubai TV. Keine Frage, der FCK ist wieder angekommen im ganz normalen Wahnsinn des Fußball-Alltags.

Was Erfolgstrainer Marco Kurz offenbar kalt lässt. Klar, sagt er, verspüre auch er ein "gewisses Kribbeln", wenn es gegen die Bayern gehe, aber dann gesteht er auch: "Da ist er wieder, der unterkühlte Trainer. Das ist ein Bundesligaspiel wie jedes andere. Da geht es um drei Punkte, und die wollen wir möglichst holen."

Für die Fans und auch die meisten seiner vielen jungen Spieler freue es ihn dagegen, dass die "großen Bayern" heute kämen. "Denn sie haben sich das alle verdient."

Mut in die eigenen Stärken, Selbstbewusstsein zeigen, aber in jeder Minute auch höchste Konzentration an den Tag legen und keine Zweikämpfe scheuen. Mit diesen Tugenden will der FCK nach den Vorgaben des Trainers bestehen, auch wenn Tiffert, der seine Karriere beim Halleschen FC begann, erklärt: "Wir sind sicher Außenseiter." Nicht mit dabei sein können wird der vom FC Schalke 04 ausgeliehene Jan Moravek. Er zog sich im Training eine Muskelverletzung zu. Torwart Tobias Sippel und Abwehrchef Martin Amedick fehlten zu Beginn der Woche wegen einer leichten Erkältung. Flügelmann Ivo Ilicevic wurde wegen einer Kniereizung vom Mittwochtraining freigesprochen. "Aber ich gehe davon aus, dass am Freitag alle spielen können", hofft Kurz.

Der 41-jährige Trainer der Lauterer hält große Stücke auf seinen Mann im Mittelfeld, der die Nummer 8 trägt: "Christian ist ein Spieler mit hoher Spielintelligenz, der eine Partie lesen und leiten kann. So einen Mann haben wir in der Zentrale gebraucht. Natürlich erwarte ich von ihm Präsenz und mehr Verantwortung als von einigen anderen Spielern. Das heißt nicht, dass er rumbrüllen muss, aber die Kommunikation muss über ihn laufen"

Und wenn dann alles so läuft, wie sich das Trainer und Neuzugang "Tiffi" (so sein Spitzname) vorstellen, dann könnte es sein, dass der vor Wochenfrist in Köln lautstark geäußerte Auftrag für heute Abend vielleicht in die Tat umgesetzt werden kann: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!"

Vorraussichtliche Aufstellungen:

1. FC Kaiserslautern: Sippel — Dick, Amedick, Rodnei, Bugera — Kirch, Bilek, Tiffert, Ilicevic — Lakic, Hoffer

Bayern München: Butt — Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento — van Bommel, Schweinsteiger — Müller, Kroos, Ribéry — Klose

Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)

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