"Ohne Fußball geht es nicht"

Trier · Bibiana Steinhaus wurde bereits fünfmal zur "Schiedsrichterin des Jahres" gewählt. Dem TV hat sie von Superlativen bei der Frauen-WM und ihrer Vorbereitung auf die neue Fußballsaison erzählt.

Trier. Zwei Wochen nach dem Finale der Frauen-Weltmeisterschaft hat Bibiana Steinhaus das DFB-Pokalspiel zwischen Eintracht Trier und dem FC St. Pauli geleitet. TV-Mitarbeiter David Bittner sprach nach dem Spiel mit Deutschlands einziger Unparteiischen, die im deutschen Profifußball zum Einsatz kommt.

Wie schwer fiel Ihnen die Umstellung nach mehreren Wochen Frauen-WM wieder zurück zum Männerfußball?
Bibiana Steinhaus: Die Frauen-WM war ein sensationelles Erlebnis! Interessante Spiele, tolle Kulissen, hervorragende Stadien und bei den Zuschauern - wie auch auf dem Platz - Emotionalität pur. Ein Turnier schreibt immer seine eigene Geschichte, das haben wir bei der WM gesehen, und das sind ja auch Gesetze, die man dem Pokal nachsagt.

Wie haben Sie Ihre gerade einmal zwölftägige Sommerpause genutzt, um nach der WM die Kraft für die neue Saison zu tanken?
Steinhaus: Ich habe mich ein wenig zurückgezogen, meine Zeit mit der Familie und mit Freunden verbracht und die Ereignisse der WM auf mich wirken lassen. Dann habe ich mich aber schon wieder dabei ertappt, beim Zappen durch das Fernsehpogramm beim Fußball hängenzubleiben. Es geht eben nicht ohne, und die Saison 2011/2012 ist ja auch schon wieder in vollem Gange.

Wie fällt mit zwei Wochen Abstand zur WM Ihr persönliches Turnierfazit aus und welche Eindrücke bleiben bei Ihnen hängen?
Steinhaus: Mir fehlen die Superlative, um ein solches Ereignis in Worte zu fassen. Es war unbeschreiblich! Ein besonderer Gänsehaut-Moment war sicherlich der Empfang der Medaillen nach dem Finalspiel auf dem Rasen der Frankfurter WM-Arena.

Sie gehen inzwischen in Ihre fünfte Zweitliga-Saison: Inwieweit ist es aus Ihrer Perspektive inzwischen Normalität, als Frau im Profibereich im Einsatz zu sein?
Steinhaus: Nach einer schönen WM-Zeit heißt es für mich jetzt wieder volle Konzentration auf die bevorstehende Saison. Und dort ist das Geschlecht des Schiedsrichters kein Thema mehr - ein gutes Zeichen für Normalität und Akzeptanz.

Inzwischen gibt es bundesweit rund 3000 Schiedsrichterinnen. Wie bewerten Sie die Entwicklung in den vergangenen Jahren?
Steinhaus: So wie sich der Frauenfußball in den letzten Jahren stark entwickelt hat, so haben sich auch die Schiedsrichterinnen weiterentwickelt. Bei der ersten Frauen-WM waren noch männliche Kollegen im Einsatz. Heute werden von der Fifa nur noch Frauen nominiert.

Nach der Frauen-WM wird sich vielleicht das ein oder andere Mädchen für dieses Hobby entscheiden. Warum sollten Frauen diesen Schritt wagen?
Steinhaus: Ich kann jedem nur raten: Zeigt Stärke und werdet Schiedsrichter! Es ist eine Kombination aus Fachwissen erwerben, Entscheidungen treffen und diese kommunizieren, Körpersprache sowie Gestik und Mimik erlernen. Für mich war die Entscheidung, Schiedsrichterin zu werden, eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

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