Wie ein Ultralauf und Hoispizarbeit zusammenpassen.

Ist es ein Widerspruch? Auf der einen Seite die Läufer, die am 9. und 10. Juli zum siebten Mal 200 Kilometer entlang der Mosel von Koblenz nach Trier zurücklegen werden. Auf der anderen Seite das Trierer Hospizhaus.

Die meisten Teilnehmer des vom Laufportal des Trierischen Volksfreunds unterstützten Hospizlaufs von Koblenz nach Trier können natürlich nur Abschnitte im Tempo von etwa sechs Minuten pro Kilometer mitlaufen. Andere organisieren die 200-Kilometer-Distanz als Staffel. Aber trotzdem: Der Lauf ist Ausdruck des Lebens. Passt diese Lebendigkeit zusammen mit dem Trierer Hospizhaus, für das Spenden gesammelt werden und vor dem der Lauf endet?
Sieglinde Groß glaubt, dass es so ist: „Wir sind ein Haus des Lebens“, sagt die Hospizhaus-Mitarbeiterin. Sterben gehöre zum Leben. Doch der Umgang mit dem Tod falle den Menschen schwer – gerade heutzutage.
Wie spricht man mit jemandem, der an einer tödlichen Krankheit leidet? Ein Patentrezept hat auch Sieglinde Groß nicht. Ein Weg sei, das Leben weiterzuleben.
Sie erzählt von einem Mann, dessen Freunde regelmäßig mit einer Flasche Viez ins Hospizhaus kamen, um ihren Stammtisch aufrecht zu erhalten. Das Credo: Man darf diejenigen, dessen Leben sich dem Ende entgegenneigt, nicht abschieben. Deshalb sei es wichtig, dass das Haus in der Trierer Südallee mitten in der Stadt liege. „Freund und Bekannte können mit den Patienten in den Palastgarten gehen oder ein Eis essen“, erklärt Sieglinde Groß.
Wichtig sei, die Angehörigen zu entlasten. Zu Hause müssen der Haushalt geführt werden und vielleicht auch Kinder betreut werden. Groß nennt wieder ein Beispiel eines Mannes mit einer todkranken Frau: „Hier kann er sich in Ruhe an das Bett seiner Frau setzen.“ Wegen der ganzen Alltagspflichten im Nacken gebe es diese Möglichkeit zu Hause oft nicht. Dabei gibt es gerade zwischen Ehepartner oft so viel zu besprechen.
Acht Plätze bietet das Trierer Hospizhaus zurzeit. Nicht viel für eine zu betreuende Region, die in etwa den ehemaligen Regierungsbezirk Trier umfasst. Nach bestimmten Kriterien, die von den Krankenkassen vorgegeben sind, werden Patienten, die an tödlichen Krankheiten leiden, aufgenommen.
Ziel ist es, die Menschen medizinisch und pflegerisch so zu begleiten, dass ihre Lebensqualität auch in den letzten Tagen erhalten bleibt. Dazu gehört eine enge Zusammenarbeit mit Hausärzten und gute Kenntnisse in der Schmerztherapie.
Zehn Prozent der Kosten muss das Hospizhaus selbst finanzieren. Entweder über die Trierer Hospizstiftung oder über Spenden. Beim Hospizlauf komme alljährlich ein mittlerer vierstelliger Betrag und damit rund ein Zehntel des Eigenanteils zusammen, erzählt Groß. Aber nicht nur deshalb gehöre der Lauf „einfach dazu“. Menschen beschäftigen sich mit dem Thema Sterben, die sich sonst (noch) keine Gedanken darüber gemacht hätten. Barrieren werden abgebaut. Die Sterbenden kommen wieder mehr rein ins Leben.

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