"Der Wein steht in der Küche"

Trier · „Vielleicht finden Mama und ich auf unserem Pilgerweg ja noch ein Weingut mit Familienanschluss“, rief Michael Stadtmüller beim Abschied seinen vier Kindern zu. Und was als Witz gedacht war, wurde Wirklichkeit.

 Charlotte und Michael Stadtmüller aus Heidelberg sind nach langer Wanderung bei einem Winzerpaar untergekommen.

Charlotte und Michael Stadtmüller aus Heidelberg sind nach langer Wanderung bei einem Winzerpaar untergekommen.

Foto: Bistum Trier

Charlotte und Michael Stadtmüller aus Heidelberg lachen - trotz Dauerregen und Schlammbad - als sie nach einer Woche endlich in der Pilgeroase in Trier ankommen. "Sie sind von der Presse? Na, dann müssen wir Ihnen mal was Dolles erzählen." Dass das ihre erste Fußwallfahrt gewesen sei, sei ja noch nichts Besonderes. Dass sie bei strömendem Regen von Saarbrücken 120 Kilometer über den Hunsrückhöhensteig gewandert seien, könne man auch noch nicht als besonders betrachten. Ausgerutscht und mit voller Montur im Schlamm gebadet zu sein, sei sicherlich auch nichts Außergewöhnliches.

"Aber das, was wir gestern Abend erlebt haben, das ist etwas Besonderes." Müde und nass von der langen Wanderung hätten sie alleine in einer kleinen Pfarrkirche in Waldrach gesessen. Da sei plötzlich ein Mann auf sie zugekommen: "Sie sind Pilger und wollen zum Heiligen Rock? Ich weiß, wo sie heute übernachten können." Der Mann habe sie in Waldrach zu einem Winzer-Ehepaar geführt. Die beiden hätten schon im Auto gesessen, um zur "Taize-Nacht" in den Trierer Dom zu fahren.

"Der Winzer warf mir kurzerhand seinen Haustürschlüssel zu, rief noch, dass sie in zwei Stunden zurück seien und dass der Wein in der Küche stehe", erzählt Michael Stadtmüller, lächelt und schüttelt den Kopf: "Das war toll! Die beiden haben uns einfach ihr Haus überlassen - ohne uns zu kennen. So etwas erlebst Du nur als Pilger."

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