Alles von Hand gewendet, gepflegt und gewürzt

Ausgezeichnet für seinen Joghurt und Käse: Der Bornwiesenhof in Wilzenberg-Hußweiler im Landkreis Birkenfeld verarbeitet seine Milch in einer hof eigenen Käserei. Die Betreiber setzen erfolgreich seit vielen Jahren auf arbeitsintensive Produkte, die Großmolkereien zu auf wendig sind.

Gesunde Lebensmittel von glücklichen Kühen - was sich nach einem Werbespruch anhört, ist für die Familie Jaschok in Wilzenberg-Hußweiler im Landkreis Birkenfeld der Lebensinhalt. "Wir wollen gute Produkte produzieren, die die Menschen ernähren", sagt Meike Jaschok. Sie betreibt mit ihrem Mann Andreas den Bornwiesenhof in Wilzenberg-Hußweiler. 45 Milchkühe, ein Bulle für die eigene Nachzucht, zwei Schweine, einige Hühner und 100 Hektar Land, die zu drei Viertel als Weide und zu einem Viertel als Ackerland dienen. Das sind die nackten Zahlen.

Doch die Jaschoks unterscheiden sich stark von anderen Landwirten. Zum einen betreiben sie ihren Hof als Biobauernhof mit Demeter-Label (siehe Extra). Dafür erfüllen sie strengere Richtlinien als Höfe, die das staatliche Bio-Siegel tragen. Zudem verarbeiten sie ihre Milch selbst: Sie produzieren in der hauseigenen Käserei Käse, Quark und Joghurt. Das gehörte zum Konzept, als der Arbeitskreis zur Förderung des gesunden Landbaus 1989 den Hof erwarb. Der Trägerverein kauft Bauernhöfe und verpachtet diese an Landwirte, die sie biologisch-dynamisch betreiben wollen.

Das Ehepaar geht arbeitsteilig vor



Damals wurde auf dem Bornwiesenhof eine Käserei eingerichtet, um zwei Familien ein erträgliches Auskommen zu sichern. Die Jaschoks sprangen 1993 für eine der beiden Familien ein, seit 2000 betreiben sie das Gut allein. Während sich Andreas Jaschok als gelernter Landwirt um Tiere und Hof kümmert, ist Meike Jaschok für die Käserei zuständig. Sie ist gelernte Hauswirtschafterin und Käserin.

Heute verarbeitet sie pro Woche 3000 Liter Milch der eigenen Kühe zu Käse und Joghurt. Dabei werde die Milch so schonend wie möglich behandelt , sagt sie. Der Fettgehalt bleibt, dadurch haben die Produkte viel Geschmack. Die Milch wird auf dem Bornwiesenhof nicht zentrifugiert und nicht homogenisiert. "Je naturbelassener wir die Milch verarbeiten, desto mehr bleibt von ihren Lebenskräften erhalten", sagt die Käserin. Für sie ist die Milch ein Partner, mit dem sie arbeitet, nicht gegen ihn.

Um den notwendigen Gewinn zu erzielen, setzt sie auf Produkte, die großen Molkereien zu arbeitsaufwendig sind. Die Hälfte der Milchmenge wird zu Flammkäse verarbeitet. Diesen produziert sie mit sechs verschiedenen Gewürzmischungen. Dafür hat der Bornwiesenhof einen Innovationspreis erhalten. Die Zeitschrift Feinschmecker hat den Hof dreimal als einen der besten Käseproduzenten Deutschlands ausgezeichnet.

Idee und Rezept für den Flammkäse, der sich zu einer regionalen Spezialität entwickelt hat, kommen aus der Schweiz. Produktions- und Verpackungsaufwand sind enorm: Der Flammkäse wird in Würzöl und Kräuter eingelegt und jede Portion in Folie eingeschweißt.

Nicht nur Bioläden werden beliefert



Eine weitere Spezialität des Bornwiesenhofs ist abgetropfter Joghurt, der mit Fruchtmus unterlegt wird. Diesen gibt es in fünf Varianten. Zudem stellt Meike Jaschok Bauernquark und weitere Käsesorten her. "Unsere Joghurtspezialität Mara mit Geschmacksrichtung Pfirsich-Maracuja ist 2010 vom Verband der handwerk lichen Milchverarbeitung als bester Hofkäse Deutschlands ausgezeichnet worden", sagt sie. Dafür sei viel Handarbeit nötig. Der Käse werde von Hand gewendet, gepflegt, gewürzt und verpackt.

Ihre Produkte verkaufen die Jaschoks in einem Umkreis von 100 Kilometern an Supermärkte, die gehobene Gastronomie, Straußwirtschaften an Mosel, Nahe und Rhein, Cateringfirmen sowie Großhändler, die Bioläden beliefern. Zwischen fünf und zehn Prozent der Produkte werden im eigenen Hofladen verkauft, schätzt Meike Jaschok. Großen Wert legt sie auf den Kontakt zu den Verkäufern: "Durch unsere persönliche Information stehen diese dann hinter unseren Produkten."

Allein schafft sie die Käseproduktion nicht. Es gibt ein Team mit einer angestellten Käserin, vier Angestellten auf 400-Euro-Basis, die das Verpacken und Etikettieren der Ware übernehmen, sowie zwei Praktikantinnen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Diese haben im Demons tra tions betrieb ökologischer Landbau in Hußweiler Einblick in die ökologische Landwirtschaft und das regionale Milchhandwerk.

Für die Produktion verwenden die Jaschoks nur "eigene" Milch. "Wir wissen, was unsere Tiere fressen", sagt Meike Jaschok. Die steinigen Hunsrückböden seien schlecht für Ackerbau, aber die Wiesen sehr wildblumenreich. Deshalb treibt Andreas Jaschok die Tiere täglich aus dem Stall auf die Weide. "Wenn die Kühe wesensgemäß leben können und zufrieden sind, geben sie auch gute Milch", sagt Meike Jaschok. Zudem werden die Milchkühe nicht enthornt, wie es in der konventionellen Viehhaltung häufig geschieht. Rinder mit Hörnern brauchen größere Ställe. Auf dem Bornwiesenhof kommen auf fünf Meter Fressplatz sechs Kühe, in der konventionellen Tierhaltung reichten die fünf Meter für sieben bis acht Tiere, sagt Andreas Jaschok.

Hörner der Kühe bleiben dran



Mehr Platzbedarf bedeute höhere Kosten. Die Jaschoks verzichten jedoch bewusst auf das Enthornen, denn die Hörner seien mit dem Verdauungstrakt der Kühe verbunden. Tests hätten ergeben, dass Menschen, die unter einer Milchallergie litten, die Milch von Kühen mit Hörnern vertragen, sagt Meike Jaschok. In der Schweiz gebe es Sennereien, die ihren Milchlieferanten einen sogenannten Hörnerrappen - einen Bonus - für Milch von behornten Kühen bezahlen.

Außerdem halten die Jaschoks ihre Herde altersgemischt. Die älteste Kuh, Alma, ist 16 Jahre alt. Bei der konventionellen Landwirtschaft werden die Milchkühe bis zu einem Alter von fünf Jahren gehalten, weil dann deren Milchleistung nachlässt. "Langlebige Kühe bringen Ruhe in die Herde", sagt Meike Jaschok. Dadurch steige die durchschnittliche Milchleistung auf 5000 Liter pro Kuh und Jahr, sagt Andreas Jaschok. Konventionelle Betriebe erreichen 8000 bis 10 000 Liter.

Auch die Kinder der Jaschoks sehen ihre Zukunft in der Landwirtschaft. Zwei Söhne arbeiten als Auszubildende auf dem eigenen Hof, die Tochter absolviert derzeit nach ihrem Abitur ein Praktikum in der Käserei. Ein weiterer Sohn besucht noch die Schule.

Das nächste Ziel von Meike Jaschok: Sie will auf dem Demonstrationsbauernhof mehr Workshops für Erwachsene und Kinder anbieten. In Arbeit ist ein Kurs mit dem Titel "Wie macht man Joghurt?"

EXTRA



Der Bornwiesenhof wird nach den Grundsätzen der Marke Demeter geführt. Dazu gehören: - Umstellung des gesamten Betriebs auf Biowirtschaft - Tierhaltung verpflichtend - 100 Prozent Bio-Futter: Mindestens 80 Prozent der Futterration für Wiederkäuer und mindestens 50 Prozent des gesamten Tierfutters in Demeter-Qualität, mindestens 50 Prozent des Futters vom eigenen Hof - Verzicht auf das schmerzhafte Enthornen der Kühe - Einsatz biologisch-dynamischer Präparate aus Kräutern, Mineralien und Kuhmist - biodynamisches Saatgut züchten, bei Getreide nur samenfeste Sorten, weder Hybriden noch Sorten aus Zellfusionstechnik - nur absolut notwendige Zusatzstoffe in der Verarbeitung, Verbot von Jodierung, Nitritpökelsalz und sogenannter natürlicher Aromen, ausschließlich Aroma extrakte zugelassen

MITGLIEDER



Die internationale Bio-Marke Demeter ist auf allen Kontinenten vertreten. In rund 50 Ländern wird von etwa 4500 Bauern mit rund 142 000 Hektar Fläche nach den Demeter-Richtlinien gewirtschaftet. Der weltweite Umsatz mit Demeter-Produkten wird auf rund 220 Millionen Euro geschätzt. In Rheinland-Pfalz und im Saarland gehören zur Arbeitsgemeinschaft Demeter 100 Mitglieder, darunter etwa 60 Landwirte, Gärtner und Winzer mit Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben. Gut 2000 Hektar landwirtschaftliche Fläche werden in den beiden Bundesländern biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Die beiden regionalen Demeter-Mitglieder Bornwiesenhof in Wilzenberg-Hußweiler (Landkreis Birkenfeld) und der Ziegenhof Petra Elsen in Hommerdingen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) haben für ihre Käsereiprodukte bei den Käseprüfungen des Verbands für handwerkliche Milchverarbeitung (VHM) bereits Auszeichnungen erhalten. Quelle: www.demeter.de

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