Die Woche im Blick Offen, smart, gefährlich – die Welt der Daten

Was möglich ist, wird ausprobiert. Der Blick auf Facebook, seinen Umgang mit Daten und einen spannenden Abend in Wittlich.

 Chefredakteur Thomas Roth

Chefredakteur Thomas Roth

Foto: TV/Friedemann Vetter

Technologie- und Internetkonzerne dominieren die Weltwirtschaft – das zeigt die Rangliste der wertvollsten Unternehmen. Ende 2017 lag Apple vor Alphabet – dem Google-Mutterkonzern –, Microsoft, Amazon und Facebook.

Und nun? Hat die Nummer fünf in dieser Liste in den vergangenen Tagen rasant an Wert eingebüßt. Facebook, dessen Wachstum unaufhaltsam schien, hat erstmals mit massivem Widerstand zu kämpfen. Der Hintergrund ist ein brisanter und hochpolitischer. Die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica soll Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern widerrechtlich verwendet haben. Sie soll versucht haben, diese Menschen mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahl und das Brexit-Referendum in Großbritannien zu beeinflussen. Ob das wirklich entscheidend war? Das ist offen. Ob Facebook gewusst hat, wer die Daten wie nutzt? Das ist sehr zweifelhaft. Doch eines ist deutlich geworden: Facebook hat den Zugriff auf die Daten seiner Nutzer und auf deren Kontakte leichtfertig gewährt. Alter, Wohnort, Vorlieben, Likes für andere Fotos: Dies sammelt der Technologie-Riese. Dass er selbst dies nutzt, ist bekannt. Haben Sie sich schon einmal gewundert, woher Facebook Ihre Vorliebe für bestimmte Kleidungsstücke kennt? Warum es immer die passenden Artikel vorschlägt, etwa die Uhr, die Sie schon oft auf anderen Seiten angeschaut haben?

Facebook ist eben nicht nur der liebe Verbinder, der Freund mit den harmlosen Kommunikationskanälen für jeden Anlass. Facebook ist einer der Datensammler schlechthin. Wer eingeloggt ist, dem folgt der Konzern unauffällig. Und natürlich ist Facebook damit nicht alleine. Google weiß, was wir suchen und anklicken, Amazon, was wir einkaufen, selbst was wir nur kurz im Blick haben. Es ist in unserer vernetzten Welt nicht mehr weit zum „gläsernen Menschen“ ohne Geheimnisse. Dank Smartphone, Laptops, dank intelligenten Lautsprechern wie Alexa.

Es ist die Welt der fast unbegrenzten Möglichkeiten, die Welt der Chancen für das Leben mit allem Komfort. Es ist aber auch die Welt der Risiken. Die Welt der großen Technik-Konzerne, die alles und jeden beobachten, manche sagen ausspionieren. In diese Welt gewährte in dieser Woche Ranga Yogeshwar in Wittlich einen Einblick. Auf Einladung der Sparkasse ging der charmante Physiker auf den Wandel ein, auf neue Ideen und Technologien, die sich immer rasanter verbreiten. Auf künstliche Intelligenz, die viele Chancen bietet. Aber er nannte auch die Kehrseiten der neuen Welt, in der wir es kaum noch merken, wenn wir gesteuert werden. Algorithmen legen fest, welche Nachrichten wir sehen, welche Freunde am besten zu uns passen. Wie beeinflussbar wir sind, zeigen neue Studien: Sowohl bei Facebook als auch bei Twitter verbreiten sich Nachrichten, die erfunden sind, schneller als solche, die weniger spektakulär, dafür aber wahr sind. Der Siegeszug der abstrusen Schlagzeile, der Triumph der Fake News ist leider keine reine Utopie.

Yogeshwar kennt diese Probleme. Der Technikfreak ist Opfer übler Kampagnen, die Rassisten im Schutz der Anonymität starten. Und er hat recht, wenn er eine Debatte darüber fordert, was unsere Gesellschaft alles zulassen will. Skeptiker sind eben nicht automatisch Fortschrittsfeinde. Und Regulierung ist notwendig, damit große Konzerne nicht alles ausprobieren, was sie können. Das zeigt der Facebook-Skandal. Und wo finden sich die klassischen Medien in dieser Debatte? Zugegeben, ich bin befangen. Zugegeben, wir prüfen als Medienhaus ebenfalls, was unsere Leser interessiert. Doch wir wollen Diskussionen begleiten. Wir wollen auf Sie hören, Ihren Argumenten Platz bieten, egal ob traditionell im gedruckten Leserbrief oder auf unseren Facebook-Seiten. Diskutieren Sie gerne mit uns – wir freuen uns auf Ihre Ansichten und geben Sie gerne weiter, ganz ohne Hintergedanken!

t.roth@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort