Bildung

Zum Artikel "Schulbuchausleihe: Kommunen klagen über Bürokratie und Kosten" (TV vom 8. Juni):

Meinung

Politisches Marketing?
Das Ausleihverfahren wurde vor Jahren abgeschafft, weil einige Probleme prinzipiell nicht lösbar sind: 1. In die geliehenen Bücher darf nichts hineingeschrieben werden. Kinder sollen aber gerade lernen, mit Büchern zu arbeiten. 2. Der Ausleih- und Einsammelvorgang sowie die Zustandskontrolle sollen von Dienstleistern oder - wie der TV berichtet - zum Teil von Schülern durchgeführt werden, die dafür "schulfrei" bekommen. Es gibt doch nichts Wichtigeres als Unterricht! 3. Das Ausleihverfahren benötigt Zeit, also werden den Schülern die Bücher bereits vor Schuljahresende weggenommen. Die letzten Schulwochen ohne Buch, sicherlich keine Verbesserung der Unterrichtsqualität. Und wenn man am Schuljahresende mit dem Buch wegen zu häufigen Unterrichtsausfalls nicht fertig geworden ist? 4. Es kann sinnvoll sein, ein Schulbuch zu behalten, um bei Bedarf im folgenden Jahr noch einmal etwas nachzusehen. Schulbücher sind keine Romane, wie man sie in Büchereien ausleiht, liest und zurückgibt. Wie hoch sind die gesamten Verwaltungskosten des Verfahrens tatsächlich, eingerechnet die oben dargestellten Nachteile? Für 130 000 Euro Verwaltungsausgaben allein in Trier könnte man 1 300 Schülern die Bücher schenken. Das bisherige Gutscheinverfahren erforderte auch Verwaltungsaufwand, war aber nicht so zeitkritisch. Warum überlegt man nicht ganz andere Wege? Für jedes Kind gibt es Kindergeld, solange es in der Ausbildung ist. Warum kann man nicht für jedes Kind den Kindergeldbetrag einkommensabhängig um einen durchschnittlichen Schulbuchbetrag erhöhen, den man für jeden Altersjahrgang von staatlicher Seite ermittelt und mit dem Juni-Kindergeld auszahlt? Die "Zuteilungsstrukturen" existieren schon, die Einkommensdaten sind dem Staat bekannt. So könnte man viele Kosten sparen. Aber dann würden die Empfänger nicht denken, dass sie (von ihren gezahlten Steuern) etwas zurück "geschenkt" bekommen. Haben wir es vielleicht mit politischem Marketing zu tun? Werner Gruner, Trier

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