Ihre Meinung Geht es um Arbeitskräfte oder um gute Ergänzung für Familien?

Kinderbetreuung

Zum Brandbrief der Kita gGmbh (TV vom 6. Dezember) diese Leserzuschrift:

Wie gut, dass die Kita gGmbh endlich mutig die Unzulänglichkeiten und hohen Belastungen, auch für die Kinder in den Kindertagesstätten,  die gang und gäbe sind, öffentlich macht. Das hätte in der Tat schon längst passieren müssen. Die Pandemie schwemmt nun diese Missstände, wie auch viele andere in unserer Gesellschaft, unübersehbar an die Oberfläche.

Die Ministeriumssprecherin macht es sich mit ihren Antworten darauf sehr leicht. Dass die Kitas offen sind, verdanken wir nicht „ ganz besonders“ sondern ausschließlich den Fachkräften. Der Hinweis, dass die Kita-Träger Arbeitgeber der Fachkräfte seien und das Land nicht unmittelbar zuständig ist, mag formal stimmen.

Aber ist das nicht Augenwischerei und eine unzulässige Verlagerung der Verantwortung und eine Schuldzuweisung an diejenigen, die ministerielle Entscheidungen vor Ort umzusetzen haben?

Kein Träger ist in der Lage, den Betrieb seiner Einrichtungen zu gewährleisten, ohne das hohe Engagement und die Bereitschaft seiner Mitarbeiter/innen, unter diesen bedrückenden Umständen ihre Arbeit verantwortungsbewusst fortzusetzen.

Die Träger stehen vor vom Land verabschiedeten Rechtsansprüchen auf zusätzliche, umfangreiche Betreuung in den Einrichtungen, die sie dann auf dem Rücken des ohnehin schon vorher bis zum Anschlag belasteten Personals umsetzen müssen.

Der Prozess der notwendigen, qualitativ hochwertigen Ausstattung und Entwicklung der Kitas, von dem die Rede ist, hätte längst vor allen zusätzlich festgesetzten Ansprüchen an die Kindertagesstätten  in Gang gesetzt werden müssen, um eine derart krisenhafte Situation erst gar nicht entstehen zu lassen.

Bei diesen politisch motivierten Beschlüssen steht die erwünschte Berufstätigkeit der Eltern im Vordergrund. Nicht aber das Kind. Ist da die gebetsmühlenartige Wiederholung der Bedeutung von frühkindlicher Entwicklung  nicht Heuchelei, wenn die von Fachleuten seit langem formulierten Mindestansprüche an eine kindgerechte, pädagogische Einrichtung ignoriert und vom Land nicht finanziert werden?

Geht es hier um die Arbeitskräfte, nach denen die Wirtschaft schreit oder um gute Ergänzung von Familien, denen das Wohl ihres Kindes so viel bedeutet? Den Eltern  wird tagtäglich vor Augen geführt, dass die ihnen zugesagten Standards an gute Betreuung in den Kitas derzeit nicht zuverlässig erfüllt werden können. Es ist längst überfällig und in der bedrohlichen Pandemie ganz besonders wichtig,  dass die Erzieherinnen und Erzieher nicht weiter das Bild der heilen Kita-Welt aufrecht halten, sondern mit Nachdruck öffentlich machen, dass sie unter diesen Bedingungen die wohlfeilen und als selbstverständlich dargestellten Ansprüche an ihre pädagogischen Aufgaben nicht erfüllen können.

Unter der tagtäglichen Flickschusterei  leiden sie sehr! Ist es da verwunderlich, wenn dringend benötigte, hochqualifizierte Erzieherinnen und Erzieher in Luxemburg eine Arbeitsstelle annehmen, wo sie wenigstens deutlich besser bezahlt werden?

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