Politik Einzigartig

Zur Berichterstattung über den Regierungswechsel in den USA schreiben Bernd Schneider, Jörg Wiesenfeldt, Carsten-Emil Klein und Roland Grundheber:

Im Sinne eines seiner dominanten Merkmale – Plumpheit – hat Donald Trump die Amtseinführung seines Nachfolgers Joe Biden boykottiert und der Veranstaltung genau damit einen Gefallen getan.

Bernd Schneider, Belg

Zum Kommentar „Biden sollte Gang zurückschalten“ (TV vom 22. Januar):

Ich weiß nicht, ob Friedemann Diederichs den schnell entlassenen Butler aus dem Weißen Haus persönlich kennt und sich für dessen Integrität verbürgen kann. Auch ist nicht auszuschließen, dass bei der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch den von der überwältigenden Mehrheit aller Menschen herbeigesehnten 46. US-Präsidenten hier und da „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“ wird. Aber angesichts eines in den USA vergifteten öffentlichen Klimas, einer bösartigen rechtskonservativen Presse und den Machenschaften des Murdoch-Imperiums via Fox News wäre es unverantwortlich, Menschen mit zweifelhafter Loyalität als potenzielle Zuträger im unmittelbaren Umfeld des Präsidenten zu belassen. Zwei Wochen nach dem Sturm aufs Weiße Haus und der erwiesenen Unzuverlässigkeit von Polizeikräften ist unbedingte Vertrauenswürdigkeit der Kernmannschaft und aller Leute in deren Hörweite leider notwendig. Das Nörgeln über sicher bald bekannt werdende Fehler von Joe Biden sollten Sie noch etwas zurückstellen.

Jörg Wiesenfeldt, Trier

Zum Artikel „,Narzisstisch, aufgeblasen, respektlos und verlogen’“, speziell zum Statement von Joachim Streit (TV vom 20. Januar):

Joachim Streit ist Landrat des Eifelkreises, in dem 4000 US-Soldaten und 7000 Familienangehörige leben und wo die Air Base Spangdahlem einer der größten Arbeitgeber ist. Deshalb muss er nicht persönlich den neuen US-Präsidenten Joe Biden, der auch Commander-in-chief ist, toll finden. Aber er hat dem demokratisch gewählten Staatsoberhaupt eines Nato-Verbündeten am Tag seiner Amtseinführung ein Minimum an Respekt zu zollen. „Ich hoffe, dass er gut mit Deutschland und Europa zusammenarbeitet und am Standort Spangdahlem festhält“, wäre zum Beispiel ein adäquates Statement für einen ehrgeizigen Kommunalpolitiker gewesen. Und nicht: „An Trump werde ich mich erinnern, weil er eine freie Nation vier Jahre am Nasenring durch die Manege des eigenen politischen Establishments zog. Von Biden erwarte ich, dass er möglichst schnell das Präsidentenamt an seine Nachfolgerin übergibt.“ Zwei der Gründe, warum die Amerikaner Joe Biden mit über sieben Millionen Stimmen Vorsprung gewählt haben, sind sein Anstandsgefühl und seine Bodenhaftung. Da kann Joachim Streit noch etwas lernen. Seine Äußerung, die im Grunde als Rücktrittsforderung an Biden verstanden werden muss, ist jedenfalls inakzeptabel, und er sollte sich schleunigst dafür entschuldigen. Und sich vielleicht in Zukunft mit Forderungen zur Weltpolitik lieber zurückhalten.

Carsten-Emil Klein, Speicher

Ich bin traurig. Nicht so richtig, richtig traurig, aber irgendwie ein wenig fast traurig. Good-bye, Donald! Was ich noch sagen möchte: Es gibt bestimmt nicht viele Zeitgenossen, die Dich vermissen werden. Die Karikaturisten und mein Bleistift aber schon. Doch, ehrlich, das ist keine alternative Wahrheit. Nicht etwa, weil sie Dich mögen oder so, sondern weil Du immer für Stoff und ordentliche Kracher gesorgt hast. Hast gelogen, dass sich die Bleistifte bogen, hast Amerikas Demokratie betrogen und so weiter. Es hat mir Spaß gemacht an Dir rumzukritzeln, Dich wieder wegzuradieren, neu zu frisieren und mit Farbe zu bekleckern. Du warst einzigartig! So einen wie Dich hat man als Karikaturist selten. Sehr selten. Vielleicht tröstet es Dich, dass Joe Biden ein „Einheitsgesicht“ hat und Dir in diesem Punkt niemals das Wasser reichen kann. Man kann fast sagen: Er hat ein Gesicht von der Stange, ohne Besonderheiten, und das mögen die Karikaturisten nicht. Aber sehr viele Amerikaner und Milliarden Menschen auf dieser Welt schon. Ich übrigens auch. Nun gut, Du wirst mir fehlen. Aber nur als Witzfigur.

Roland Grundheber, Trier

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