Für andere Vergütungsstruktur

Zum Artikel "Drei-Minuten-Medizin oder gute Beratung" (TV vom 16. Juni):

Prima - dieser Artikel hat uns Ärzten gerade noch gefehlt! Wir müssen täglich mit viel Zeitaufwand unseren Patienten die Sparmaßnahmen der Krankenkassen erklären (von Praxisgebühr bis Arzneimittel-Rabattverträge). Sollen wir jetzt auch noch mit den Patienten darüber diskutieren, wie viel Zeit wir brauchen, um eine Erkältungskrankheit zu diagnostizieren und die entsprechende Behandlung einzuleiten? Aber Spaß beiseite: Niemand wünscht sich mehr Zeit für seine Patienten als wir Ärzte. Wenn ich jedoch die von Herrn Zimmermann geforderten Zeiten einhalten würde, könnte ich jeden Tag nur 24 Patienten behandeln. Dann wäre ich sehr schnell pleite. Und was würden die restlichen 30 bis 40 Patienten machen, die ich dann an diesem Tag nicht versorgen könnte? Unabhängig davon, dass sich der Zeitaufwand in der Vergütung in keinster Weise widerspiegelt, liegt der Zeitmangel an der zunehmenden Zahl von Patienten, welche wir versorgen müssen. So sind wir gezwungen, streng zu selektieren, wer weniger und wer mehr Zeit braucht. Wir brauchen Mediziner-Nachwuchs. Und dieser wird nur in die Praxis gehen, wenn sich die Vergütungsstruktur grundlegend ändert. Der Ärztemangel macht sich breit. Ständig übernehmen wir "neue" Patienten von pensionierten Kollegen, die keinen Nachfolger gefunden haben. Wenn das so weitergeht, werden sich die Patienten vielleicht bald mit einer Ein-Minuten-Medizin begnügen müssen. Dr. med. Walter Gradel, Internist, Trier-Ehrang, Vorsitzender Vertragsärztliche Vereinigung Trier, Stellv. Vorsitzender Medi-Südwest ärzte

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