Gesellschaft

Zum Artikel "CDU: Mindestlohn gewinnt an Zuspruch" (TV vom 6. Oktober), zu sinkenden Realeinkommen und zur Gefährdung des sozialen Friedens:

Seit Jahren sinken die Realeinkommen der abhängig Beschäftigten. Viele Arbeitgeber nutzen Lücken in den Gesetzen, um die eigentlichen Tariflöhne zu umgehen. Oft geschieht das auch, indem man aus der Tarifbindung aussteigt. Manche Verbände der Arbeitgeber bieten heute eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung an. Der Einzelhandel ist ein deutliches Beispiel zu diesem Thema. Niedrigpreise bei den Discountern sind nur noch möglich, weil das Personal in Minijobs zu viel zu niedrig angesetzten Stundenlöhnen eingesetzt wird. Das gilt natürlich auch für andere Branchen. Die Zahl der Menschen, die trotz eines Vollzeitjobs noch ergänzende Hilfe bei der Jobagentur (Arge) beantragen muss, um überhaupt vernünftig leben zu können, ist nach wie vor sehr hoch. Hart trifft es Menschen, die einen sogenannten Job auf 400-Euro-Basis haben. Hier wird in der Regel ein niedriger Stundenlohn ausgehandelt, damit die 400 Euro erst nach einer hohen Stundenzahl ausgeschöpft werden. Die Mehrheit der Politiker tut sich seit Jahren schwer mit dem Thema "flächendeckender Mindestlohn". Mit den Liberalen, aber auch mit großen Teilen von CDU/CSU ist wenig zu machen. Hier heißt es oft stur: " Sozial ist, was Arbeit schafft!" Man hört auch Meinungen wie: "Der Mensch ist mit seiner Arbeit erst befriedigt. Das Geld ist nur zweitrangig." Welche Sorgen die Menschen tatsächlich haben, interessiert nur wenige dieser Politiker. Jedes Arbeitsjahr im Minijob oder zu Dumpinglöhnen ist ein Schritt in die Altersarmut. Ergänzende Leistungen aus der Grundsicherung sind dann unausweichlich. Um den sozialen Frieden in unserem Land zu wahren, sollten die Politiker in allen Parteien endlich umdenken. Das Thema muss ernsthaft angepackt werden und darf nicht länger nur im jeweils nächsten Wahlkampf aufkommen. Aber auch die Gewerkschaften müssen endlich wieder lernen, spürbar Druck zu machen. Die Entlohnung der sogenannten "Basis-Jobs" muss einfach auch ein Thema der Tarifverhandlungen werden. Die Arbeitnehmer müssen für diese Sache sensibilisiert werden, um den Druck auf die Arbeitgeber zu steigern. Hartmut Knob, Thiergarten

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