Gesundheit

Warum einem Mediziner nach der Lektüre des Artikels "Wer kippelt, der bewegt sich" (TV vom 23. Mai) die Haare zu Berge stehen:

Beim Lesen des Artikels stellen sich mir als langjähriger Rückenschullehrer und staatlich anerkannter Referent für rückengerechte Verhältnisprävention die nicht mehr reichlich vorhandenen Haare zu Berge. Kippeln als gesund zu bezeichnen ist fahrlässig und mit nicht zu unterschätzenden Unfallgefahren verbunden. Da muss es nicht erst zu Kopfverletzungen kommen. Statt zu kippeln, sollte ein geeigneter Bürostuhl mit Synchronverstellung und somit neigbarer Sitz- und Rückenlehne benutzt werden, der so beschaffen ist, dass er ein dynamisches Sitzen möglich macht. Dann kann man sich bequem nach hinten lehnen, mal recken und strecken, nach vorne neigen, aufrecht sitzen und nach links und rechts drehen bei gleichzeitiger Abstützung der Wirbelsäule. Dieses bewegte Sitzen hilft nicht nur den Bandscheiben, auch die Muskulatur ist permanent aktiv. Erforderlich für einen guten Bürostuhl sind zudem ein individuell einstellbarer Rückenlehnendruck und eine individuelle Lendenwirbelstütze, um die natürliche Form der Wirbelsäule auch beim Sitzen zu erhalten. Unerwähnt blieb auch die Empfehlung einer individuell einstellbaren Sitzflächentiefe (zum Beispiel Schiebesitz), um den unterschiedlichen Oberschenkellängen der Nutzer (Gefahr von Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen) gerecht zu werden, sowie eine Sitztiefenfederung, um Wirbelsäulenstauchungen zu vermeiden. Vorteilhaft sind auch Armstützen in Höhe, Breite und Tiefe anpassbar. Die Bedeutung eines guten Bürostuhls sollte nicht unterschätzt werden, hier kann dem Grundtenor des Artikels nur zugestimmt werden. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten an Bildschirmarbeitsplätzen klagen über körperliche Beschwerden. Was mit der Schulzeit beginnt, setzt sich oft später im Arbeitsleben fort. Der Tagesablauf wird vorwiegend von sitzenden Tätigkeiten bestimmt, oft auf dürftigen Stühlen. Typisch ist dann oft eine "falsche" Sitzhaltung mit Rundrückenbildung und Überstreckung der Halswirbelsäule. Folgen sind Muskelverspannungen, Bewegungseinschränkungen und Haltungsschäden und hierdurch bedingte Arbeitsunfähigkeiten. Wer falsch sitzt, arbeitet schlecht und ermüdet. Ein geeigneter Bürostuhl unter Berücksichtigung obiger Mindestanforderungen und ein adäquates Sitzverhalten können hier Abhilfe schaffen. Dr. Peter Krapf, Trier

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