Im Märzen der Bauer ...

die Rösslein anspannt. So haben wir’s gelernt in der Schule.

Doch die Rösslein stehen heute höchstens auf der Weide und müssen täglich bewegt werden. Den Pflug ziehen sie nicht mehr, das besorgt heute der Traktor. Und doch ist der Frühlingsmonat März auch heute noch in der Landwirtschaft der Monat der Aussaat, daher ist gerade im Monat März - wie nur in wenigen Monaten im Jahreslauf - das Wetter besonders wichtig. Wird die auflaufende (keimende) Saat von Schnee und Frost überrascht, so ist das nicht gut für das Wachstum; denn "Märzenschnee tut Frucht und Weinstock weh. - So viele Fröste im März, so viele im Mai." Der März darf auch kein Regenmonat sein; denn "Märzenregen bringt wenig Sommersegen." Er soll eher trocken sein: "Der Märzen nicht trocken und nicht nass, Mai luftig, von beiden was, bringen Korn in den Sack und guten Wein ins Fass. - März trocken, April nass, füllt dem Bauern Scheun und Fass. - Ein trockener März füllt die Keller. - Märzenstaub ist Goldes wert."
Der Josefstag am 19. März galt den Bauern früher als Beginn der Aussaat von Hafer und Gerste als Sommergetreide. "Ist am Josefstag das Wetter schön, kann man ein gutes Jahr besehen." Auch Maria Verkündigung (25. März) sollte wetterbestimmend sein: "Maria Verkündigung hell und klar, verspricht ein recht gutes Jahr."
Nicht minder wichtig war der 17. März, der Namenstag der Heiligen Gertrud von Nivellen; an den Besitz ihres Klosters erinnern noch in Rheinbrohl das Rathaus Gertrudenhof und die Gertrudenkapelle. Auch die Dattenberger Ortsteilbezeichnung Wallen, vor Linz gelegen, weist auf Nivellener Besitz hin. Gertrud wurde als die heilige Gärtnerin verehrt. Das mit der Abtei verbundene Spital für die Kranken soll Gertrud bestens versorgt haben. Die Legende erzählt, dass sie für dasselbe gesponnen habe. Darüber habe sie das Winterende versäumt. Eine Maus sei gekommen und habe ihr den Faden abgebissen und sie so an das Frühjahr und die beginnende Gartenarbeit erinnert. Daher wird die heilige Gertrud mit dem Spinnrocken und der Maus abgebildet und ihr Tag gilt als Lostag, das heißt als günstiger Tag für den Beginn der Gartenarbeit. Zu diesem Anlass gibt es eine Vielzahl von Bauernregeln: "Es treibt St. Gertraud die Küh' zum Kraut, die Bien' zum Flug, die Pferd' zum Zug. - Gertrud mit dem frommen Sinn ist just die erste Gärtnerin. - An Gertruds Rocken nagt die kleine Maus, das Spinnrad weg, den Pflug heraus! - St. Gertrud mit der Hack' in der Hand ist im ganzen Land bekannt. - St. Gertrud hackt die Erde auf und streuet neuen Samen drauf. - Wenn St. Gertrud wandert durch die Welt, ihr Bauern hört, das Feld bestellt. - St. Gertrud mit dem Äbtissinnenstab schickt den Winter ab."

Schließlich fällt die Fastenzeit in den Monat März. Nach der Erinnerung an die Endlichkeit allen Lebens am Aschermittwoch begann nun eine ernste Zeit. Hochzeiten und Tanz fanden nicht statt. Die Nahrungsaufnahme war eingeschränkt; mindestens der Nachmittagskaffee fiel aus. In der Kirche wurden beziehungsweise werden Passionsandachten gehalten. In katholischen Orten erinnern viele Flurkreuzwege mit einer kleinen Kapelle auf einem Berg als Endpunkt an diese besondere Andacht. Entsprechende Stationen sind auch in der Kirche zu finden. In der Fastenzeit wird an Freitagnachmittagen vielerorts auch heute noch der Kreuzweg gebetet.
Schließlich war noch der März der Monat der Schnepfenjagd: "Okuli, da kommen sie. Lätare, das ist das Wahre. Judika sind sie auch noch da. Palmarum - Tralarum." Dass dieser Vogel bei uns durchaus bejagt wurde, können wir der Rhein-Wied-Zeitung entnehmen, die am 4. März 1893 aus Vallendar meldet: "Gestern wurde hier die erste Schnepfe geschossen."
Aber auch andere Vögel machen sich bemerkbar: Die Kraniche sind auf ihrem Durchzug in ihre Brutgebiete im Norden Europas durch ihren Ruf und ihr Flugbild erkennbar. Sie bringen den Frühling mit, wenn es auch noch etwas dauern kann, bis er sich endlich gegen seinen frostigen Mitstreiter durchsetzen kann und dieser ihm dann das Feld räumen muss. Andere Zugvögel überfliegen unsere Heimat weniger spektakulär. In der Natur regt es sich allüberall; bei günstiger Witterung werden wir die ersten Frühlingsboten im lichtdurchfluteten, unbelaubten Wald und im Garten finden. Sie haben ihr vorwitziges Gesicht aus der Erde gesteckt. Jetzt erweckt die kräftige Sonne sie tagsüber zum Leben. In ihrer wohltuenden Wärme öffnen sie ihre Blüten. Die Tage sind seit dem 2. Februar, Maria Lichtmess, spürbar länger geworden und Ende März wird die Uhr als Zeichen dessen um eine Stunde vorgestellt. Noch ein letztes Mal zeigt der Winter sein Gesicht. Harte Nachtfröste, ein paar tänzelnde Schneeflocken, die mit dem jünglingshaften Frühling anbandeln möchten, müssen den wärmenden Strahlen der Mittagssonne weichen. Auch uns lockt die warme Frühlingssonne wieder ins Freie. Die Zahl der Wanderer nimmt zu. Es gilt die ersten warmen Sonnenstrahlen zu genießen, bevor der launische April uns vielleicht noch einen verspäteten Abschied vom Winter beschert. Für die Kinder früher war der März die Zeit der ersten Spiele im Freien. Klicker, Reifen treiben und Reigenspiele waren das. Es galt viele schöne Tage auszunutzen.

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