Tourismus Schutz vor Gigantismus

Zum Artikel „Ferienpark: Ein neuer Investor klopft an die Tür“ im TV vom 27. April schreibt diese Leserin:

Ich staune immer wieder wie leichtfertig manche Kommunalpolitiker ausländischen Investoren das Feld bereiten für die Ansiedlung von Ferienparks. Hat die Moselregion nicht schon heute genug Camping- und Wohnmobilstellplätze? Sie „zieren“ die schönsten Ufer, verursachen jede Menge Müll, die Autos und Riesengefährte verstopfen die engen Gassen der Dörfer. Ich mag mir nicht vorstellen, wie viel an Autoverkehr dieser neue Park mit 500 Zelten und 150 Mobilheimen und Campern und die beschäftigten Mitarbeiter generieren werden. Erstickt Bernkastel-Kues nicht schon heute an Abgasen und verschwendet wertvolles Land an Parkplätze? Einen guten öffentlichen Nahverkehr gibt es an der Mittelmosel ab Traben-Trarbach nicht und war - soweit mir bekannt – nie Thema der örtlichen Politik.

Wie sieht es aus mit der Infrastruktur hinsichtlich Wasser- und Abwasser- Versorgung? Wer zahlt für die Straßen und Versorgungsnetze für die 200 000 Übernachtungen im Jahr? Sind die Kläranlagen entsprechend aufnahmefähig? Wie steht es mit der Ausrichtung der Internetversorgung? Oder dürfen sich die Camper kostenlos an unserer - teuer von den Bürgern bezahlten Versorgung - bedienen? Wer zahlt die Gebühren und trägt die Kosten, wenn der „Park“ sich nicht langfristig trägt? Haben wir dann eine weitere Parkruine, wie anderorts in der Gegend zu bewundern? Steht das Schwimmbad nur den Parkbewohnern zur Verfügung? Und warum können unsere defizitären öffentlichen Schwimmbäder nicht genutzt werden? Die Gewinne werden in die Niederlande fließen. Was bleibt also „hängen“? Es sind sicher nicht die Steuern der 70 Saisonarbeiter aus Osteuropa im Niedriglohnsektor, denn hiesige Arbeitnehmer im Gastronomie-Gewerbe sind heute schon Mangelware.

Ums Überleben kämpfen werden kleine Anlagen, private Gästehäuser und Hotels. Dies sind in der Regel  Bürger, die hier ganzjährig ihre Steuern und Abgaben entrichten und sich in Vereinen engagieren und/oder touristische Angebote für ihre Gäste machen.

Profiteure sind die Investoren, die billiges Land erwerben konnten. So kosten vier Übernachtungen im Juli im Iris Parc Luxemburg in einem Mobilheim zwischen 548 und 660 Euro, je nach Ausstattung. Ein „guter Eindruck“ vom Investor, wie es der Ortsbürgermeister von Zeltingen-Rachtig heißt, reicht nicht. Zahlen und Fakten, Nachhaltigkeit, Auswirkungen für die Gemeinden und die Moselregion, das sind Grundlagen und Informationen, die nötig sind. Auch an der Mosel fehlt es inzwischen an preiswertem Bauland für junge Familien, Mietwohnungen fehlen fast ganz, werden aber zunehmend nachgefragt, während Häuser verfallen. Schon heute sind die Moseldörfer das Disneyland für Spazierfahrten von Autos und Motorrädern.

Bleibt nur die Hoffnung, dass die neuen Räte in Bernkastel-Kues und Zeltingen-Rachtig sich der Problemlage bewusst werden, und die „Umweltverträglichkeitsprüfung“ – falls das Ganze nicht mehr zu verhindern ist – genügend Auflagen macht, um die Umwelt, Natur und uns Moselaner von den Auswirkungen des Gigantismus zu schützen.

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