Von Boom kann keine Rede sein

Zum Artikel "SPD-Diagnose: Im Land gibt's keine Wechselstimmung" (TV vom 3. Februar):

Bemerkenswert ist in diesem Beitrag der letzte Absatz. Dort überbringt Minister Hering zum wiederholten Mal gute Nachrichten für den Flugplatz Hahn. Er spricht von einem "boomenden Frachtbereich" und "Gesprächen mit Investoren", ohne Namen zu nennen. Gespräche mit potenziellen Investoren gibt es seit Jahren, ohne konkrete Ergebnisse.

Der "boomende Frachtflug" besteht aus militärischer Transitfracht in die Kriegsregionen dieser Welt. Dies belegen die Flugpläne eindeutig. Die viel gepriesene Egypt Air und Iran Air haben ihre Frachtflüge vom Hahn im Herbst 2010 eingestellt. Neue Frachtflugunternehmen sind bisher Fehlanzeige.

Minister Hering verkündete vor kurzem, dass die landeseigene Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH im Jahr 2009 "nur" einen Jahresverlust von 12,7 Millionen gemacht habe. Dieses Minus müssen die Steuerzahler aufbringen. In dieser Summe sind die verdeckten Kosten, die das Land auf dem Hahn trägt, nicht mal eingerechnet. Andere auf dem Hahn in den Flugbetrieb involvierte Unternehmen, insbesondere Air-Cargo-Gesellschaften, machen ebenfalls Verluste in ein- bis zweistelliger Millionenhöhe.

Zur Vollständigkeit bleibt noch zu erwähnen, dass Ryanair 2010 einen Passagierrückgang von über acht Prozent auf dem Hahn hatte und mit Streckenstilllegungen reagierte. Diese Zahlen lassen nur einen Schluss zu: Es gibt keine Wechselstimmung zu mehr Wirtschaftlichkeit auf dem Hahn.

Uwe Andretta, Morbach/Hundheim

Anm. d. Red.: Uwe Andretta ist Sprecher des Kreisverbands Bernkastel-Wittlich von Bündnis 90/Grüne und Mitglied der BI gegen den Nachtflughafen Hahn

Flughafen Hahn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort