Gesundheitsexperten warnen vor fehlendem Impfschutz

Trier · Gegen die Impfmüdigkeit: Die an unserer Telefonaktion teilnehmenden Mediziner verwahren sich dagegen, jede Krankheit als Herausforderung anzusehen, die der Körper alleine besiegen müsse, um daran zu wachsen.

Trier. "Eltern, die ihren Kindern Impfungen verweigern, profitieren letztlich nur von der glücklicherweise allgemein hohen Impfquote, die viele Krankheiten weit zurückgedrängt hat", sagt Dr. Andrea Block, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin am Gesundheitsamt Trier.
Dr. Agathe Traut, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin aus Schweich, fügt hinzu: "Ich musste selbst schon Fälle erleben, in denen fehlender Impfschutz zu tragischen Krankheitsverläufen führte." Raimund Zang, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aus Pluwig, stand ebenso am TV-Telefon Rede und Antwort.

Meine Tochter hat die Windpocken, obwohl sie dagegen geimpft wurde. Wie kann das sein?
Dr. Andrea Block: Mittlerweile wird eine zweifache Impfung gegen Windpocken empfohlen, da bei manchen Kindern nach einer Dosis noch keine vollständige Immunität besteht. Der Krankheitsverlauf ist erfahrungsgemäß aber milder, als wenn gar keine Impfung erfolgt wäre. Die zweite Impfung kann frühestens vier Wochen nach der ersten erfolgen.

Mein Enkel hatte vor drei Wochen Pfeiffersches Drüsenfieber - jetzt habe ich Angst, mich bei ihm anzustecken, wenn er mich besucht.
Dr. Agathe Traut: Wenn die Symptome und das hohe Fieber abgeklungen sind, ist das Kind nicht mehr ansteckend - spätestens jedoch drei Wochen nach Ausbruch der Krankheit besteht bei einem Menschen mit normalem Immunsystem keine Gefahr einer Ansteckung mehr.

Mein Kind hat weiße Flecken im Mund und Fieber. Kann es trotz zweifacher Impfung an Masern erkrankt sein? Ich bin nämlich in der 28.Woche schwanger und habe Angst vor einer Infektion.
Dr. Agathe Traut: Auch nach zweifacher Impfung kann es noch zu einem sogenannten Impfversagen kommen: Dies ist aber ausgesprochen selten. Eine Blutuntersuchung könnte das klären - bis dahin brauchen Sie sich aber keine Sorgen machen: In der fortgeschrittenen Schwangerschaft besteht keine Gefahr mehr für den Fötus - geringes Risiko besteht nur in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft.

Mein dreijähriger Sohn hat Keuchhusten, der aber nicht mit Antibiotika behandelt wird. Wie lange darf er nicht in den Kindergarten gehen? Wie wäre die Situation bei Gabe von Antibiotika?
Raimund Zang: Nach sechs Wochen von Beginn der Beschwerden an ist damit zu rechnen, dass Ihr Kind nicht mehr ansteckend ist - auch ohne Antibiotika. Mit einer passenden Antibiotikabehandlung ist Ihr Kind nach einer Woche nicht mehr ansteckend. Es ist aber wahrscheinlich, dass die eigentlichen Hustenattacken nicht weniger werden, da Antibiotika die Beschwerden nur lindern, wenn sie sehr frühzeitig im Krankheitsverlauf gegeben werden. Übrigens: Ab dem 60. Lebenstag kann gegen Keuchhusten geimpft werden!

Meine 16 Monate alte Tochter hat vor fünf Wochen ihre letzte Sechsfach-Impfung erhalten. Seitdem hat sie ständig Infekte mit hohem Fieber, zahnt aber auch. Kann das Immunsystem durch die Impfungen so geschwächt sein, dass sie dadurch anfällig ist?
Dr. Andrea Block: Ein Zusammenhang mit den Impfungen ist nicht anzunehmen - bei Kindern in dem Alter können gehäuft Infekte auftreten. Dennoch sollten Sie die wiederkehrenden fieberhaften Erkrankungen von einem Kinderarzt abklären lassen.

Meine sechsjährige Tochter hat wiederholt Scharlach aus dem Kindergarten mitgebracht - und jedesmal Penicillin verschrieben bekommen. Wäre es nicht besser, den Körper die Krankheit selbst bekämpfen zu lassen, also ohne Antibiotika?
Raimund Zang: Scharlach bedeutet eine bakterielle Infektion mit Streptokokken, auch nach wiederholten Scharlacherkrankungen besteht keine sichere Immunität. Schwere Spätkomplikationen können durch die Gabe von Antibiotika verhindert werden: Jeder Krankheitsausbruch kann zu Herzklappenentzündungen und -fehlern führen, zudem zu Nierenentzündungen. fgg

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