Auf verlorenem Posten

Die SPD steckt verzweifelt im Jammertal. Da scheint jeder Strohhalm recht zu sein, um sich wieder nach oben zu kämpfen. Selbst Oskar Lafontaine wird nach seinem Comeback an der Saar als Retter in der Not gehandelt.

Alles spricht dafür, dass die Landtagswahlen am nächsten Sonntag in Hessen und Niedersachsen zu einem Desaster für Gerhard Schröder werden. Also könnte doch Oskar wie Phönix aus der Asche aufsteigen. So einfach ist das ­ und so absurd. Zum einen sitzen die Verletzungen über Lafontaines Fahnenflucht in der SPD immer noch tief. Selbst der linke Parteiflügel hat deshalb mit dem Saarländer kaum noch etwas am Hut. Durch seine zahlreichen politischen Sticheleien in der jüngsten Zeit hat sich das Verhältnis weiter abgekühlt. Und überhaupt, welche Rolle sollte Lafontaine auf der bundespolitischen Bühne spielen? Der Wähler straft die SPD nicht deshalb mit Liebesentzug, weil er sich nach den alten Konzepten Lafontaines sehnt. Für SchrödersReformen gibt es sogar eine Menge Sympathie. Nicht umsonst kommt sein SuperministerWolfgang Clement in der Wählergunst noch am besten weg. Nur mit der Umsetzung der schönenPläne hapert es immer wieder. Deshalb dürfte der Kanzler seinen Reformeifer eher noch beschleunigen. Für Lafontaine sind allerdings schon die Reformpläne grundverkehrt, weil sie einer wirtschaftlichen Liberalisierung den Weg bereiten. Auch die Umgestaltung der sozialen Sicherungssysteme in Richtung mehr Eigenverantwortung entspricht nicht Lafontaines Philosophie. In der Partei selbst gibt es keinen nennenswerten Widerstand gegen Schröders Reformkurs. Auch deshalb steht Lafontaine auf verlorenem Posten. nachrichten.red@volksfreund.de

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