"Die Strompreise werden nur moderat steigen"

Die Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, Claudia Kemfert, bezeichnet im Interview mit dem Trierischen Volksfreund das schwarz-gelbe Atomausstiegskonzept als große wirtschaftliche Chance für Deutschland.

Kempfert ist der Überzeugung, dass Strompreise infolge des Atomausstiegs nur moderat steigen. Mit ihr sprach unser Berliner Korrespondent Stefan Vetter. Acht Meiler bleiben dauerhaft abgeschaltet, der Rest der Atomkraftwerke soll bis spätestens 2022 stillgelegt werden. Drohen in Deutschland bald die Lichter auszugehen?Kempfert: Nein. Derzeit sind ja sogar mehr Meiler vom Netz, und die Lichter sind immer noch an. Wir haben in der Vergangenheit mehr Strom produziert als konsumiert und viel ins Ausland verkauft. Das ist nun nicht mehr der Fall, aber dennoch produzieren wir noch genug Strom. Die Energieversorgung bleibt also gesichert?Kempfert: Ja. Da aber in den kommenden zehn Jahren auch zahlreiche Kohlekraftwerke aus Altersgründen vom Netz gehen, müssen wir neue Kraftwerke hinzubauen. Besser als Kohle- sind Gaskraftwerke geeignet, da sie weniger Treibhausgase verursachen und aufgrund der Flexibilität gut kombinierbar sind mit den erneuerbaren Energien. So könnte man den Anteil von Kohlestrom von heute 42 Prozent deutlich vermindern, am besten halbieren.Ein Meiler soll als Reserve im Stand-by-Modus gehalten werden. Kempfert: Das ist technisch machbar, denn Sie können das Kraftwerk bei Bedarf wieder anfahren. Ohnehin werden die Kraftwerke ja nicht von heute auf morgen komplett rückgebaut, so dass man sie auch bei Bedarf wieder nutzen kann.Was bedeuten die Regierungspläne für die Verbraucher?Kempfert: Die Strompreise werden nur moderat steigen, da es genauso viele steigernde wie senkende Faktoren gibt. Steigernd wirken die Investitionen und Börsenpreise, steigende Netzentgelte sowie CO{-2}-Preise. Senkend wirken Importe, mehr Wettbewerb sowie die verminderte Umlage, denn die errechnet sich aus der Differenz zum Börsenpreis. In der Summe werden die Strompreise bundesweit nur leicht steigen.

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