Nach acht Jahren auf freiem Fuß

Der zuletzt in seiner Heimat Montenegro inhaftierte Gewaltverbrecher und Gefängnisausbrecher Muhamed Agovic ist wieder auf freiem Fuß. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte jetzt der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer.

 Eine alte Videoaufnahme zeigt den seinerzeit noch gesuchten Schwerverbrecher Muhamed Agovic. Foto: TV-Archiv

Eine alte Videoaufnahme zeigt den seinerzeit noch gesuchten Schwerverbrecher Muhamed Agovic. Foto: TV-Archiv

Trier. Die Handschellen für Muhamed Agovic klickten in einer Frühjahrsnacht vor acht Jahren: Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hatte zuvor Agovics Wohnung in seinem montenegrinischem Heimatort Berane gestürmt; der damals 31-jährige Gesuchte ließ sich widerstandslos festnehmen. Es war das Ende einer spektakulären Flucht, die am 30. Dezember 2000 in Trier begonnen und für reichlich Schlagzeilen gesorgt hatte. Denn Muhamed Agovic war alles andere als ein kleiner Ganove. Mitte September 2000 verurteilte ihn das Trierer Landgericht wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Agovic hatte fünf Jahre zuvor gemeinsam mit drei Komplizen das Konzer Tanzlokal Tropical überfallen. Ein Kellner wurde bei dem Überfall getötet, ein zweiter schwer verletzt. Weil er Geld brauchte, verübte Agovic im Großraum Mainz danach weitere Überfälle.

Nach einem Autodiebstahl geriet er Ende Januar 1996 in eine Polizeikontrolle. Agovic eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer, floh und entkam abermals. Mit internationalem Haftbefehl wurde der Schwerverbrecher anschließend europaweit gesucht. Agovic setzte sich ins bosnische Sarajevo ab, wo er im Mai 1999 festgenommen wurde. Es dauerte mehr als ein halbes Jahr, bis der lange Zeit Gesuchte in die Justizvollzugsanstalt Trier überführt wurde.

Nur zwei Monate nach seiner Verurteilung gelang Muhamed Agovic gemeinsam mit einem anderen Gefangenen die Flucht aus dem damals eher bescheiden gesicherten Gefängnis. Eine Justizbedienstete hatte den beiden Verbrechern bei der Flucht geholfen.

Es war nicht der erste erfolgreiche Ausbruch von Agovic. Bereits drei Mal zuvor entkam der im Großherzogtum wegen diverser Überfälle und Drogendelikte mehrfach verurteilte Muhamed Agovic aus luxemburgischen Gefängnissen; einmal entkam er aus einem Polizeigewahrsam in den Niederlanden. Die deutsche Justiz hätte also eigentlich gewarnt sein müssen.

Immerhin ließen die deutschen Strafverfolger nicht locker, bis Agovic schließlich im März 2002 in seinem Heimatland verhaftet wurde. Nach einem sogenannten Vollstreckungshilfe-Ersuchen der Trierer Staatsanwaltschaft hieß es schließlich, dass der zu lebenslanger Haft verurteilte Schwerverbrecher seine in Deutschland verhängte Strafe in Montenegro absitzen werde.

Ein örtliches Gericht wandelte das "Lebenslang" nach Aussage des Leitenden Trierer Staatsanwalts Jürgen Brauer in eine 20-jährige Gefängnisstrafe um, von denen Agovic gerade einmal knapp acht Jahre absaß. Denn bereits Ende Juli sei er vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden, sagte Brauer gestern auf Anfrage unserer Zeitung. "Mir liegen keine Erkenntnisse vor, wo er sich jetzt aufhält."

Wenn er denn wollte, könnte Muhamed Agovic wohl auch wieder nach Deutschland oder Luxemburg reisen. Weil der heute 39-Jährige seine "Trierer Strafe" in Montenegro verbüßt hat, ist seine neuerliche Inhaftierung laut Staatsanwaltschaft ausgeschlossen. Und Agovics Luxemburger Verurteilungen sind inzwischen angeblich verjährt.

Auch Muhamed Agovics Flucht aus dem Trierer Gefängnis blieb seinerzeit übrigens nicht ganz ungesühnt. Ein Gericht im montenegrinischen Bijelo Polje verurteilte ihn unter anderem wegen Gefangenenmeuterei zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe.

Es dürfte den Schwerverbrecher nur wenig gestört haben.

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