Kultur Picknick, Kästner und eine Fernsehkommissarin in der Kulturgießerei

Saarburg · 100 Jahre Weimarer Republik und 70 Jahre Demokratie: Die Saarburger Kulturgießerei feiert Großes mit einem vielfältigen Programm. Ein Picknick eröffnet die Saison. Eine Fernsehkommissarin liest Texte von Marlene Dietrich. Die Musik reicht von Swing über Fado bis Klassik.

 Erinnerungen an die 1920er Jahre: Die Gramophoniacs (oben) spielen Swing. Schauspielerin Claudia Michelsen, die Kommissarin Brasch im „Polizeiruf 110“ spielt, stellt Tagebucheinträge und Briefe von Marlene Dietrich vor. Schauspieler Wigand Alpers liest Kästner-Texte.

Erinnerungen an die 1920er Jahre: Die Gramophoniacs (oben) spielen Swing. Schauspielerin Claudia Michelsen, die Kommissarin Brasch im „Polizeiruf 110“ spielt, stellt Tagebucheinträge und Briefe von Marlene Dietrich vor. Schauspieler Wigand Alpers liest Kästner-Texte.

Foto: TV/Stefan Klüter

Die Weimarer Republik vor 100 Jahren war die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland. Befreiung assoziiert Anette Barth, Geschäftsführerin der Kulturgießerei und Kunsthistorikerin, damit. Sie sagt: „Die Weimarer Republik gab nicht nur den Menschen erstmals persönliche Freiheiten, sondern ermöglichte auch den Künsten, sich frei zu entfalten.“ Das ist der eine Punkt, an den mit dem erstmals in Papierform veröffentlichten Programm der Kulturgießerei erinnert werden soll. 70 Jahre Grundgesetz, Frieden und Demokratie sind die anderen. Von daher spannt das Jahresprogramm einen weiten Bogen von ernsten Themen bis hin zur Freude und Begeisterung für Kultur.

Warum diese Themen? Es gab Gründe, diese gewichtigen und allgegenwärtigen Themen aufzugreifen. Barth sagt: „Bis 2015 haben wir hier in einer heilen Welt gelebt. Die Flüchtlingskrise hat uns da rausgeholt.“ Themen, die zuvor nur theoretisch diskutiert worden seien, hätten praktische Relevanz bekommen. Im soziokulturellen Zentrum Kulturgießerei mit seinem breiten Spektrum, das von der Unterstützung von Familien über Gästeführungen im Museum bis hin zur Kinder- und Jugendkunstschule reicht, kümmere man sich auch um Flüchtlinge. Doch genauso sei man mit denen konfrontiert, die sich von dieser Entwicklung überrannt, fühlten und spüre, dass sich die Stimmung in der Gesellschaft gewandelt habe. Demokratie sieht Barth als Grundlage all dessen, was in der Kulturgießerei läuft.

Das Programm Mit einem Picknick, wie es in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts en vogue war, beginnt das Programm am 31. März. Alle Interessierten sind von 11 bis 18 Uhr in den Staden eingeladen, gerne auch im Look der damaligen Zeit. Auch einen Unverpackt-Markt wird es geben. Am Vorabend spielt die Band Gramophoniacs Swing. Passend dazu tanzt die Gruppe LindyHop Saarbrücken.

Picknick, Kästner und eine Fernsehkommissarin in der Kulturgießerei
Foto: Gramophoniacs

Im Mai gibt es vor der Europawahl eine Woche der Demokratie. Zur Eröffnung spielt am 17. Mai die Band Shaian, eine bunte Mischung aus Studenten, Flüchtlingen und Künstlern, die unter anderem aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und Deutschland kommen. Mit ihrem einzigartigen Sound präsentieren sie traditionelle Lieder aus ihren Herkunftsländern und auch Charthits. Der „Verein Politik zum Anfassen“ wird mit einem Stand bei Saarpedal vertreten sein. Er will Spaß an Politik vermitteln. Zum Abschluss der Woche der Demokratie tritt der Kabarettist Heinz Klever am 24. Mai mit seinem Programm „Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hat meistens eine gute Zeit“ auf. Neben Wortakrobatik führt das Mitglied der Leipziger Pfeffermühle musikalische Satire auf. Am selben Abend geht es politisch weiter mit dem Liedermacher Kai Degenhardt, Sohn und langjähriger musikalischer Mitstreiter des bekannten Liedermachers Franz Josef Degenhardt.

Zum ersten Kammerspiele-Festival im Rahmen des Mosel Musikfestivals sind die Besucher vom 28. bis 30. Juni eingeladen. Cellage à deux, das Cello-Duo mit Angela Simons und Sonja Lehrke, führt Werke der vergangenen 100 Jahre bis heute auf, unter anderem von Hindemith und Joachim Reidenbach. Das Programm des Astra Trios mit der gebürtigen Saarburgerin Monika Geibel (Violine) sowie ihren Mitspielern Olja Buco (Piano) und Emirhan Tuga (Klarinette) setzt sich aus Werken des 21. Jahrhunderts zusammen. Bruch und Khachaturian gehören dazu.

 Schauspieler Wigand Alpers liest Kästner-Texte.

Schauspieler Wigand Alpers liest Kästner-Texte.

Foto: Wigand Alpers

Der Schriftsteller Erich Kästner, vielen bekannt durch seine Kinderromane „Pünktchen und Anton“ und „Emil und die Detektive“ , hat seine publizistische Karriere in der Weimarer Republik begonnen, in der er gesellschaftskritische und antimilitaristische Gedichte und Glossen veröffentlichte. Er hätte in diesem Jahr seinen 120. Geburtstag gefeiert. Dies ist Anlass, am 30. Juni eine Matinee mit Kästner-Texten und Musik seiner Zeit zu bringen. Ausführende sind der Schauspieler Wiegand Alpers und das  Mercurios-Duo aus Kästners Geburtsstadt Dresden.

Die Couchies stehen am Samstag, 20. Juli, 20 Uhr, auf dem Programm. Die Ausnahmemusiker spielen Swing-Musik mit Geige, Gitarre und Kontrabass auf der Couch. Sie präsentieren fast vergessene Schlager aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und eigene Songs von frech bis verliebt.

Das Kareol Tanzorchester tritt am 3. August in Saarburg mit dem Programm „100 Jahre Weimarer Republik“ auf. Die Profimusiker spielen Chansons und Schlager der 20er – swingend, witzig und ein wenig frivol. Ganz bunt gemischt ist die Musik des Just-Great-Music-Festivals. Blues, Soul, Boogie-Woogie, Folk, Chanson und Fado werden an vier Tagen im August und September zu hören sein. Die Musik kommt von Boogielicious featuring Kat Baloun (USA) und Ralph Brauner (Trier), von Marcel Adam („Akkordeon, Akkordeon“), von der Ghosttown Company (Folkrock) und dem portugiesisch-deutschen Trio Fado.

Auch eine Kommissarin des MDR-Krimis „Polizeinotruf 110“ kommt nach Saarburg. Claudia Michelsen  stellt am 21. September in einer Lesung Tagebucheinträge, Briefe und Gedichte des Weltstars Marlene Dietrich vor.

Mit dem Viktorianischen Weihnachtsmarkt Jingle Bells am 14. und 15. Dezember beendet die Kulturgießerei ihr Kulturprogramm 2019.

Mehr Infos zum Programm im Internet unter www.kulturgiesserei-saarburg.de

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