Stadtpolitik Prümer Stadtgespräche

Prüm · Die Abteistädter erhalten in der kommenden Woche ein neues Oberhaupt. Im Umgang mit dessen Vorgängerin jedoch fluktuieren seit dem Wahltag Ende Mai allerhand Gehässigkeiten.

  Eher duster derzeit: der Himmel über Prüm.

Eher duster derzeit: der Himmel über Prüm.

Foto: Fritz-Peter Linden

Knapp eine Woche noch, dann wird in Prüm der neue Stadtbürgermeister Johannes Reuschen die Hand heben und den Amtseid schwören: am Donnerstag, 27. Juni, 18.30 Uhr, im großen Ratssaal der Verbandsgemeinde. Im Anschluss verpflichtet er dann den ebenfalls neuen Rat.

Drei Tage danach beginnt der Prümer Sommer, Ausgabe 2019, um 11 Uhr geht es los am letzten Junisonntag. Und endlich ist dann auch wieder das gesamte Stadtzentrum einbezogen, denn die Absperrungen sind weg, der Hahnplatz nach drei Jahren umgebaut und fertig.

 Der neue Stadtchef und seine Vorgängerin: Johannes Reuschen und Mathilde Weinandy.

Der neue Stadtchef und seine Vorgängerin: Johannes Reuschen und Mathilde Weinandy.

Foto: Fritz-Peter Linden

Eben jener Platz, auf dem bereits am vergangenen Sonntag – vor, während und nach der hinreißenden Carmina-Burana-Aufführung in der ebenfalls neu eröffneten, innensanierten Basilika – die Menschen sich tummelten, als gäb’s was geschenkt. Gab es ja auch, nämlich das Konzert, und es wurde auch nach draußen übertragen, weil so viele nicht mehr hineinpassten in die Kirche. Wunderbar alles, nicht wahr?

 Der Neue und seine Vorgängerin: Johanes Reuschen und Mathilde Weinandy.

Der Neue und seine Vorgängerin: Johanes Reuschen und Mathilde Weinandy.

Foto: Fritz-Peter Linden

Vor dem Konzert sprach Regino-Direktor Albrecht Petri zum Publikum. Und richtete sich dabei auch an die abgewählte Noch-Bürgermeisterin, die die Vorbereitungen für die Aufführung tüchtig unterstützt hatte: „Ich habe den kurzen Weg über den Hahnplatz oft genutzt“, sagte Petri an Mathilde Weinandy gewandt, „und Ihren Rat sehr geschätzt.“

Anblicken konnte er die Adressatin seines Danks dabei nicht: Drinnen saß zwar der gewählte Stadtbürgermeister in der ersten Reihe. Die – immerhin ja noch amtierende – Vorgängerin aber versteckte sich regelrecht, ganz hinten stand sie, fast schon draußen. Das lag nicht daran, dass man ihr keinen Platz reserviert hätte. Sie hatte es so gewollt.

Es ist nämlich mittlerweile so, dass die scheidende Bürgermeisterin keine Lust mehr hat, während ihrer restlichen Amtszeit noch irgendwo in Erscheinung zu treten. Auch nicht in diesem Artikel, den sie ebenfalls nicht wollte (was sie übrigens auszeichnet).

Das alles mag auch an der Enttäuschung über das Wahlergebnis liegen, in die sich offenbar Verbitterung gemischt hat. Aber: Vom Bürger abserviert zu werden, das gehört zum politischen Geschäft. Damit wird sie klarkommen. Und dass in Prüm sowieso ständig gemeckert und gerüchtegeköchelt wird – geschenkt. Geschieht überall.

Wenn auch in dieser Stadt gern und jetzt gerade mit besonderer Schärfe: Denn man hört in Prüm dabei an allen Ecken Dinge, die jeden in die Lustlosigkeit treiben würden, wenn sie sich gegen ihn richteten. Und es wird, aus einigen Reihen der diversen Polit-Gruppierungen, viel Gehässiges und Verletzendes erzählt. Der Spruch „Endlich ist der Stillstand vorbei“ gehört da noch zu den harmlosen, zumal er ja ohnehin so dermaßen nicht stimmt, dass es wehtut: Wer glaubt, in Prüm habe sich nichts getan, der erinnere sich daran, wie die Stadt vor ein paar Jahren noch aussah. Und da reden wir nicht nur vom Hahnplatz.

Man flaniere über den Tiergartenplatz, den Altenmarkt, die Hillstraße hinauf, besuche eins der Neubaugebiete, werfe einen Blick in den Bestattungswald und auf den fröhlich – und meist viel zu schnell – zirkulierenden Verkehr in den vier Kreiseln. Oder man denke zurück an einen großartigen Deutschen Wandertag, der in den Jahren danach viele neue Besucher brachte. Wie auch der Rheinland-Pfalz-Tag 2011. Andere Sprüche, persönlich niedermachend, seien hier übrigens nicht zitiert, weil sie einfach zu blöd sind.

Der neue Stadtbürgermeister ist übrigens nicht derjenige, der das Triumphgeheul anführt oder die Häme zu verantworten hätte. Nach wie vor hält sich Johannes Reuschen an die eigene Vorgabe, anständig zu bleiben. Nein, das übernehmen, offensichtlich zu gern, andere.

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