Frag Vroni Weshalb wird an der Mosel kein koscherer Wein produziert?

Wissen Sie, was koscherer Wein ist? Nein? Werner aus Lösnich hat mir dazu eine ausführliche Frage gestellt. „Vor ein paar Jahren konnte man koscheren Riesling kaufen, der an der Saar angebaut wurde.

Frag Vroni: Warum gibt es an der Mosel keinen koscheren Wein?
Foto: HANS-KRAEMER

Die Saar gehört zwar zum Mosel-Anbaugebiet, aber mir ist kein Mosel-Winzer bekannt, der dieses Nischenprodukt herstellt. Die Weine, die von der Saar kamen, waren nur zu einem Preis von etwa 20 Euro pro Flasche zu erhalten. Die Winzer von Kunow und Nik Weis scheinen auf den weiteren Anbau zu verzichten. Französische koschere Weine gibt es bereits unter 10 Euro zu kaufen. Sind es wirtschaftliche oder religiöse Gründe, weshalb diese Nische an der Mosel unbesetzt bleibt?“

Zunächst mal: Der Schwerpunkt von koscherem Wein liegt auf einer besonderen Hygiene. Neben unzähligen Vorschriften und Auflagen zu koscherem Wein muss der Weinberg unter anderem mindestens vier Jahre alt sein, im siebten Jahr (Sabbatjahr) dürfen keine Trauben geerntet werden. Maschinen und Gegenstände, die für die Ernte oder die zur Herstellung des Weines benötigt werden, müssen unter der Aufsicht eines Rabbis gründlich gereinigt werden. Tatsächlich darf vom Beginn der Traubenpressung bis zur Abfüllung des Weins alles, was mit dem Wein in Kontakt kommt, nur von einem Rabbi berührt werden. Ein unglaublich aufwendiger Arbeitsprozess also.

Das ist der Grund, warum Max von Kunow vom Weingut von Hövel an der Saar aufgehört hat, koscheren Wein zu produzieren. 2014 und 2015 stellte er diesen besonderen Tropfen noch her. „Wenn ich koscheren Wein produziere, darf in diesem Zeitraum nichts anderes bei mir hergestellt werden.“ 20 Euro pro Flasche kostete der Wein damals, „weil er aus besonderen Lagen kam und mit besonderem Aufwand verarbeitet wurde. Im Elsass kommt der koschere Wein von der Genossenschaft und ist daher wesentlich günstiger“, sagt von Kunow. Dennoch schließt er nicht aus, eines Tages noch einmal damit anzufangen, denn die Nachfrage sei in den USA und Israel extrem hoch.

Im Weingut Nik Weis aus Leiwen sieht man das genauso. Daniela Weis sagt: „Es steht schon ein gewisser zeitlicher Aufwand dahinter. Wir wollen diese Zeit nutzen, um uns noch mehr auf unsere Kernkompetenz zu konzentrieren, nämlich individuelle Spitzenweine aus großartigen Weinbergslagen zu produzieren.“

Nach Auskunft des Deutschen Weininstitutes gibt es in allen 13 deutschen Anbaugebieten gerade einmal drei Weingüter, die koscheren Wein produzieren: das Weingut Gehring in Nierstein/Rheinhessen, das Staatweingut Weinsberg in Württemberg sowie das Weingut Wirsching aus Franken. Pressesprecher Ernst Büscher sagt: „Es gab in der Vergangenheit schon mehrere deutsche Winzer, die koscheren Wein hergestellt haben, doch viele haben über kurz oder lang aufgegeben, weil der Aufwand schon sehr groß ist.“

Habt Ihr Fragen zum Thema Wein? Dann fragt mich bitte.

Schreibt eine Mail an: v.kerl@volksfreund.de

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