Frag Vroni Wie mache ich Wein aus Tafeltrauben?

Gerolstein · Wow! Ihr fordert mich ganz schön heraus. Heinrich aus Gerolstein hat mir eine Frage gestellt, die an Kniffligkeit kaum zu überbieten ist. Er ist Hobbygärtner und baut in seinem großen Garten zwei verschiedene Sorten roter Tafeltrauben an.

Vroni erklärt Hefen und Oechslegrade bei Weinherstellung
Foto: TV/HANS-KRAEMER

Jahrelang hat er Rotwein oder Traubensaft daraus hergestellt.

Doch als er meine Kolumne über den Blanc de Noir (dem hellen Wein, der aus roten Trauben gemacht wird) gelesen hat, kam ihm die Idee, seine Gewohnheiten aufzugeben, und was Neues auszuprobieren. Seine Frage: „Welche Reinzuchthefe soll ich für die Herstellung eines Blanc de Noir benutzen und wie hoch muss das Mindestmostgewicht der Trauben sein?“

Jetzt werden sich viele von euch fragen: Was soll das denn, wieso braucht man Hefe für den Wein? Hefen werden grundsätzlich zur Herstellung alkoholischer Getränke wie Wein oder Bier verwendet. Sie setzen die Gärung in Gang. In Reinzuchthefen befindet sich ausschließlich der Hefestamm, er ist frei von Verunreinigungen wie Pilzen oder Bakterien.

Zwar gibt es auch die sogenannte Spontanvergärung, wobei die natürlichen Hefen aus dem Weinberg, auf den Traubenbeerenhäuten oder im Keller den Gärungsprozess starten. Doch das ist eine andere Geschichte.

Zurück zur Frage von Heinrich. Ich habe einen Experten befragt. Er erklärt mir, dass die Auswahl riesig sei, weil die verschiedenen Hefetypen alle verschiedene Eigenschaften hätten.

Heinrich muss sich zunächst entscheiden, wie sein Blanc de Noir schmecken soll: eher fruchtig-blumig oder klassisch-mineralisch. Die Reinzuchthefe selbst kann er dann in den örtlichen Raiffeisenmärkten oder Winzermärkten kaufen. Dort kann man sich beraten lassen.

Mein Experte empfiehlt für den Blanc de Noir eher eine Hefe, die die fruchtigen Noten des Weines betont. Grundsätzlich sei es möglich, aus Tafeltrauben Wein herzustellen. Eine Tatsache, die mir bis dato neu war.

Nun zum Mindestmostgewicht. Was ist das schon wieder?

Die Weinqualität definiert sich am Zuckergehalt der Trauben, das ist das Mostgewicht. Prädikatsweine wie Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese müssen wiederum bestimmte Mindestmostgewichte haben. Ein Privatmann kann darauf natürlich pfeifen.

Grundsätzlich aber gilt: Je länger man die Trauben hängen lässt, desto reifer werden sie und ihr Zuckergehalt steigt. Pi mal Daumen ergeben 90 Grad Oechsle (das ist die Maßeinheit für das Mostgewicht) 12 Prozent Alkohol.

In diesem heißen Sommer dürfte es kein Problem sein, hohe Oechslegrade zu erreichen. Doch bei der anhaltenden Trockenheit machen selbst die Reben mit den tiefsten Wurzeln schlapp. Ohne Wasserzufuhr konzentrieren sie sich aufs Überleben. Die Trauben bleiben klein, haben viel Schale, aber wenig Saft.

Ich schätze mal, in der Eifel wird Heinrich seine Reben regelmäßig wässern, um eine reiche Ernte einzufahren und ich hoffe mal, einen leckeren Blanc de Noir aus ihnen zu produzieren. Viel Glück dabei!

 Frag Vroni

Frag Vroni

Foto: HANS-KRAEMER

Habt Ihr Fragen zum Thema Wein? Bestimmt. Mailt mir einfach. Seid mutig. Bitte schreibt mir euren Namen - Vorname reicht aus - und euren Wohnort dazu. Ich freue mich auf viele, viele Fragen. Ich beantworte sie. Alle. Schreibt mir einfach:
v.kerl@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort